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Biozucker aus Frauenfeld

Anlieferung von Bio-Zuckerrüben in Frauenfeld. Keystone

Diese Woche begann die Zuckerfabrik Frauenfeld erstmals mit der Produktion von Biozucker. Aus 9'000 Tonnen vorwiegend deutschen Rüben wird 1'200 Tonnen biologischer Zucker gewonnen.

Wie jedes Jahr fahren bei der Zuckerfabrik Frauenfeld (ZFF) die Bauern mit Zuckerrüben vor. Die noch schmutzigen gelben Rüben sehen aus wie immer, doch sie haben es in sich. Es sind Bio-Zuckerrüben, die in den kommenden Tagen erstmals in der Schweiz zu Biozucker verarbeitet werden.

Bevor in Frauenfeld wie jedes Jahr rund eine halbe Million Tonnen herkömmlichen Rüben verarbeitet werden, kommen die biologischen Zuckerrüben in die Maschinen. «Dies ist nötig, damit es zu keiner Vermischung von herkömmlichem mit biologischem Zucker kommt», sagt Joachim Pfauntsch, Werkleiter der ZFF.

Niedriger Zuckergehalt

Dieses Jahr rechnen die Fachleute mit einem Ergebnis von rund 1’000 bis 1’200 Tonnen Biozucker. Auch der Ertrag an herkömmlichem Zucker wird geringer ausfallen als im Vorjahr. Wegen der schlechten Witterung im Frühjahr konnten die Rüben nicht frühzeitig gesät werden. Deshalb erwartet Josef Arnold, Direktor der Zuckerfabrik Aarberg und Frauenfeld AG einen Zuckergehalt von lediglich 16.7 Prozent.

Für die Bioproduktion braucht es mehr Rohmaterial als für die herkömmliche. Aus 100 Tonnen Biorüben werden rund 14 Tonnen Biozucker, während aus derselben Menge konventionell produzierter Rüben 16 Tonnen Zucker gewonnen werden können.

Zu wenig Schweizer Rüben

Ziel der Frauenfelder Fabrik ist die Produktion von rund 2’000 Tonnen Biozucker pro Jahr. Soviel könnten abgesetzt werden, wie eine Marktstudie der Zuckerfabrik Frauenfeld (ZFF) ergeben hat. «Der Markt schreit nach Biozucker», sagt Josef Arnold.

Obwohl die Bauern für die Biorüben den doppelten Preis bekommen (19 Franken für 100 Kilogramm), sei es schwierig, sie zur Umstellung zu motivieren, sagt Arnold.

Der Bioanbau ist sehr arbeitsintensiv. Weil chemische Unkrautvernichter verboten sind, ist Jäten von Hand nötig. Vorläufig ist die ZFF auf Zuckerrüben aus Deutschland angwiesen. Von den 9’000 Tonnen Rüben kommen dieses Jahr nur 2’500 Tonnen aus der Schweizer Landwirtschaft.

Mit der Produktion von biologischem Zucker betritt die ZFF Neuland. Die Verarbeitung unterscheide sich technisch nicht von der herkömmlichen, sagt Pfauntsch. Allerdings dürfen beim Biozucker nur biologisch produzierte Hilfsstoffe eingesetzt werden. Benötigt wird zum Beispiel Schaumöl, ein natürliches Produkt aus Raps.

Getrennt verpackt

Nach drei Tagen ist der Biozucker fertig. Äusserlich ist der biologische nicht vom herkömmlichen Kristallzucker zu unterscheiden. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird das Naturprodukt in Silos zwischengelagert und an Wochenenden verpackt. Abnehmer des Biozuckers sind Grossverteiler und die verarbeitende Industrie.

Insgesamt macht die Biozucker-Produktion kaum ein Prozent der Schweizer Zuckerproduktion aus. Letztes Jahr wurden in Frauenfeld und Aarberg 1,147 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet. Das ergab 172’000 Tonnen herkömmlichen Zucker.

swissinfo und Agenturen

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