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16 Milliarden für das Jahrhundert-Bauwerk

Bohrjumbo im Einspurtunnel bei Faido. Keystone

Die Kosten der neuen Eisenbahn-Transversale (NEAT) belaufen sich voraussichtlich auf rund 16 Mrd. Franken.

Damit wird die NEAT über 2 Mrd. teurer als 1998 geplant, oder 0,8 Mrd. teurer, als noch Mitte 2003 angenommen.

Die neue Eisenbahn-Transversale (NEAT) befindet sich laut den Verantwortlichen auf Kurs. Laut dem aktuellen Planungsstand ist sie mehr als 2 Mrd. Franken teurer als ursprünglich geplant. 1998 war der Kreditrahmen auf 13,6 Mrd. Franken festgelegt worden. Die Bauzeit soll bis 2016 dauern.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) legte am Dienstag den Medien seinen neusten Standbericht vor. Dabei bestätigte es, dass sich der Bau der NEAT noch einmal um 0.8 Mrd. Franken verteuern wird.

Von den Mehrkosten entfallen 500 Mio. Franken auf den Gotthard und 300 Mio. auf den Lötschberg. Beim Gotthard waren die Geologie, verbesserte Lüftungen in Faido und Sedrun und Projektänderungen in Uri, massgebend. Beim Lötschberg sind Vergabemisserfolge, Rohbauarbeiten und Bahntechnik für die Mehrkosten verantwortlich.

Planerischer Leistungsausweis stimmt

Die Risikoanalyse habe im günstigsten Fall Minderkosten von 350 Mio. ergeben, sagte BAV-Vizedirektor Peter Testoni vor den Medien. Falls alle heute erkannten Risiken im grösstmöglichen Ausmass eintreten, könnten weitere Mehrkosten von 1,4 Milliarden entstehen. Die Endkosten variieren damit zwischen 15,5 und 17,2 Mia. Franken.

BAV-Vizedirektor Peter Testoni betonte, der Wettbewerb bei der Vergabe der Baulose spiele, wie die Beteiligung zahlreicher ausländischer Unternehmen zeige. Insgesamt gingen 410 Mio. Franken durch so genannte Vergabemisserfolge verloren, weil die Aufträge teurer vergeben werden mussten als geplant.

Trotz der Mehrkosten schätzt das BAV den Projektverlauf aber positiv ein. In Anbetracht der langen Bauzeit sei die Überschreitung des Gesamtkredits um 7,5 % ein guter Leistungsausweis.

Ball liegt bei der Politik



Über das weitere Vorgehen hat sich nun die Politik zu äussern. Der Bundesrat wird im April einen Bericht über die Kosten der Eisenbahn-Grossprojekte und allfällige Kompensationen diskutieren.

Testoni appellierte in dieser Hinsicht eindringlich für eine langfristige Perspektive. Eine rein betriebswirtschaftliche Sichtweise werde der NEAT nie gerecht, denn als Rückgrat für die Modernisierung der schweizerischen Bahninfrastruktur sei sie eine Investition in die Zukunft. “Wir bauen für die nächsten 100 Jahre und mehr”, sagte er.

Bürgerliche wollen Gesamtschau

Die bürgerlichen Parteien fordern Klarheit und ein Gesamtkonzept. Die Redimensionierungen seien aufgrund einer solchen Gesamtschau vorzunehmen. Es sei Kostentransparenz herzustellen.

Gegen neue Kredite auf Zusehen hin stellten sich die Schweizerische Volkspartei (SVP) und die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP). Für die SVP laufen die Kosten gesamthaft aus dem Ruder. Die FDP forderte, dass das Volk erfährt, wieviel die NEAT koste.

Die Lage sei derzeit unübersichtlich. Für die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) überladen neue Projekte das Fuder. Der Zimmerberg- und der Hirzeltunnel seien eventuell zurück zu stellen. Die Sozialdemokraten hingegen warnten vor Redimensionierungen.

swissinfo und Agenturen

1992: Volk und Stände stimmen dem Netzkonzept der NEAT im Grundsatz zu.

1998: Volk und Stände stimmen dem Bundesbeschluss über Bau und Finanzierung der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs, FinöV, zu. Der FinöV-Fonds umfasst 30,5 Mrd. Franken. Davon sind 13,6 Mrd. für die NEAT reserviert.

1999: Das Parlament heisst einen Gesamtkredit von 12,6 Mrd. für die NEAT gut, 1 Mrd. weniger als der bewilligte FinöV-Kredit.

2001: Der Bundesrat erhöht den NEAT-Gesamtkredit um 2,1 Mrd. Das gibt – teuerungs-bereinigt – 14,7 Mrd.

2003: Der Bundesrat ersucht um einen Zusatzkredit von 900 Mio.

2004: Im Februar nimmt die NEAT-Aufsichts-Delegation (NAD) Kenntnis von 700 Mio. Mehrkosten. Laut dem Bundesamt für Verkehr (BAV) kann ein Grossteil mit dem beim Parlament anbegehrten 900-Mio.-Kredit gedeckt werden. Die Gesamtkosten belaufen sich laut NAD auf 15,5 Mrd.

Im März belaufen sich laut Standbericht des BAV die Endkosten auf 15,811 Mrd. Fr.

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