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Euro 2008: Der Schweizer Ball läuft rund

Die Spitze des Schweizerischen Fussballverbandes, links Präsident Ralph Zloczower, ist bemüht, Optimismus zu verbreiten. Keystone

Die Schweizer Organisatoren der Euro 2008 geben sich optimistisch: Die Vorbereitungen seien im Fahrplan, obwohl die Zürcher Stadionfrage weiter ungeklärt ist.

Der Schweizerische Fussballverband (SFV) stellt einen Umsatz von 500 Mio. Franken in Aussicht, die der Anlass dem Land bescheren soll.

Zürcher Stadionstreit, zu kleines Sicherheitsbudget, Führungsschwäche an der Verbandsspitze, mangelnder Rückhalt bei der Regierung: Der Schweizerische Fussballverband (SFV) musste in den vergangenen Wochen harte Kritik punkto Euro 2008 einstecken.

Was die SFV-Oberen am meisten traf: Die UEFA, der europäische Fussball-Verband, drohte offen damit, der Schweiz als Co-Veranstalterin die Europameisterschaft 2008 wieder wegzunehmen, falls Zürich keine EM-Spiele ausrichten könne.

Mehrere Städte aus Österreich, dem anderen Co-Veranstalter, hatten darauf angeboten, Spiele der Euro 2008 zu übernehmen.

“Alles im Griff!”

Jetzt haben die höchsten Schweizer Fussball- und Sport-Verantwortlichen reagiert: “Das Projekt ist perfekt im Fahrplan”, lautet die Botschaft, die der SFV und die Veranstalterin UEFA sowie der Schweizer Turnierdirektor Christian Mutschler am Dienstag optimistisch verkündeten.

Mutschler verwies an einer Medienorientierung in Bern vor allem auf die verbesserten Perspektiven in der Zürcher Stadionfrage: “Das Projekt Letzigrund ist dem Management der UEFA vorgelegt. Bis Ende Dezember werden wir es weiter verfeinern. Wir verfolgen nun klar dieses Projekt und wünschen uns den Letzigrund als viertes Schweizer EM-Stadion.”

Sogar im Vorsprung

Jürgen Müller, der Projektleiter der UEFA, bekräftigte seinerseits, dass die Vorbereitungen nicht nur gut im Fahrplan seien, sondern im Vergleich mit der letzten EM-Organisation einen grossen Vorsprung aufwiesen.

“In einigen Bereichen, vor allem in der Zusammenarbeit mit den Behörden, sind wir diesmal über ein Jahr besser dran als vor vier Jahren während der Vorbereitung auf die Euro 2004 in Portugal.”

Support der Behörden da

“Ich spüre, dass Bundesrat und Parlament hinter dem Projekt stehen”, versicherte seinerseits Heinz Keller, Direktor des Bundesamtes für Sport (Baspo). Er betreut für den Bund das Dossier Euro 2008.

Die Schweiz sei in der Lage, die Sicherheit an einem Turnier dieser Grösse zu gewährleisten, konterte Keller die entsprechenden UEFA-Zweifel. Die Sicherheit habe aber ihren Preis.

Betreffend der Bundes- und Kantonsgelder für diesen Bereich erklärte Keller, dass bisher 10,5 Mio. Franken zugesichert seien. Noch vor Ende Jahr sei jedoch eine Zusatzbotschaft des Bundesrates zu erwarten, die dem Parlament nächstes Jahr vorgelegt werde.

Fast Schiffbruch an der Limmat

Zur Situation in Zürich sagte der Baspo-Direktor: “Ein Stadion in Zürich ist für den Anlass sehr wichtig, denn Zürich muss bei der Euro 2008 dabei sein.”

Geplant war ein Stadion-Neubau, wo die Zürcher Spiele der Euro 2008 hätten stattfinden sollen. Doch Einsprachen von Anwohnern schickten das Projekt die Limmat hinunter.

Jetzt drängt die Zeit für einen Ausbau der “Notlösung” Letzigrund, dem Stadion, wo alljährlich auch die Leichtathletik-Gala “Weltklasse Zürich” stattfindet.

Alternative Unterwallis?

Als mögliche Alternative für den Fall, dass das Letzigrund-Projekt doch nicht alle politischen, juristischen und behördlichen Hürden überspringt, wollen die Organisatoren deshalb das Stadion in Martigny im Unterwallis im Auge behalten.

Reicher Geldsegen in Aussicht gestellt

Der Grossanlass soll der Schweiz – als Kompensation für die Querelen im Vorfeld? – einen reichen Geldsegen bescheren. Dies zumindest stellt eine Studie in Aussicht, die der SFV in Auftrag gegeben hatte und am selben Medienanlass vorstellte. Die Euro 2008 soll demnach durch direkte und indirekte wirtschaftliche Effekte Umsätze von 470 bis 545 Mio. Franken generieren.

Die Wertschöpfung soll gemäss Berechnungen zwischen 280 und 315 Mio. Franken betragen.

57% sind dabei auf den Tourismus und 26% auf Ausgaben des Veranstalters zurückzuführen. Werbe- und Medienaktivitäten bringen 8%, die Stadionerweiterung in Basel 6% und Ausgaben für Telekommunikation 3% des Gesamtumsatzes.

Die Umsätze lösen ein Beschäftigungsvolumen von knapp 3300 bis knapp 3800 Jahresvollzeitstellen aus. Damit ist die Euro 2008 laut SFV die mit Abstand grösste Sportveranstaltung, die es je in der Schweiz gab.

Motor für Tourismus

Von zentraler Bedeutung sind laut dem SFV die touristischen Effekte der EM 2008, die Ausgaben von Zuschauern, Teams, Medienvertretern, Sponsoren und UEFA-Vertretern umfassen. Bei den Besuchern wird mit Gesamtfrequenzen von 830’000 bis 1,03 Mio. Personen gerechnet.

Davon entfallen rund 16% auf Tages- und 84% auf übernachtende Besucher. Diese generieren 690’000 bis 860’000 Hotel-Logiernächte.

swissinfo und Agenturen

Die Euro 2008 generiert in der Schweiz Umsätze von bis zu 544 Mio. Franken, sagt eine Studie.
Der Tourismus würde mit 57% den grössten Anteil beisteuern.
Der Anlass würde zwischen 3240 und 3790 Jahres-Vollzeitstellen schaffen.

Die Vorbereitungen für die Euro 2008 verlaufen nach Plan, auch wenn die Frage nach dem Austragungsstadion in Zürich noch offen ist, sagen die Schweizer Fussball-Verantwortlichen.

Baspo-Direktor Heinz Keller sicherte die Unterstützung von Bundesrat und Parlament zu.

Er räumte auch Befürchtungen aus, dass die Schweiz für die Sicherheit einen zu kleinen Betrag budgetiert habe.

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