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Euro 2008: Sicherheits-Aufgaben noch nicht alle gemacht

"Mister Euro 2008" und der Sportminister: Benedikt Weibel (links) und Samuel Schmid. Keystone

Die Schweiz muss ihr schlechtes Image bei der Prävention von Hooliganismus bis zur Euro 2008 noch korrigieren. Dies hat Sportminister Samuel Schmid weniger als 500 Tage vor deren Anpfiff gefordert.

Der Anlass soll in der Schweiz zu einem Fussball-Fest werden wie die letztjährige Weltmeisterschaft in Deutschland, sagte “Mister Euro 2008” Benedikt Weibel.

“Ich erachte es als meine Pflicht, bei den Schweizer Fussballklubs darauf hinzuwirken, dass diese nun tätig werden”, sagte Schmid am Donnerstag in Bern.

Selber könne er die notwendigen Vorkehrungen nicht verordnen. Dennoch vertraut er den Vereinen: “Ich glaube, dass in Sachen Sicherheit der Zwanziger gefallen ist, in einigen Fällen vielleicht noch rappenweise.”

Eine wichtige Massnahme sei dabei die Erstellung einer Kartei mit potenziellen Schweizer Hooligans. Dabei sei er jedoch wie in anderen Bereichen auf die Mithilfe der Klubs angewiesen, sagte Schmid.

Sicherheit in Stadien noch mangelhaft

Darüber hinaus müssten für die Umsetzung von Rayonverboten für gewalttätige Hooligans bautechnische Verbesserungen in den Schweizer Euro-2008-Stadien vorgenommen werden. Spezialisten seien derzeit mit den Klubs daran, diese umzusetzen, so Schmid.

Die Durchsetzung von Rayonverboten bedinge aber auch entsprechende Vorkehren beim Ticketverkauf sowie einen sachgerechten und doch sicheren Transport der Fans in die Stadien. Zudem müsse die Sicherheit nicht nur in den Austragungsstädten, sondern überall im Land gewährleistet sein. Die Arbeiten der Vereine will Schmid aktiv kontrollieren.

Auch über die Frage des Alkoholausschanks um die Stadien herum müsse man sich Gedanken machen, sagte der Sportminister weiter. Er sei der Ansicht, dass es nicht Sache des Bundes sei, hier landesweit geltende Regeln zu erlassen.

Zahl der Sicherheitskräfte noch offen

Noch offen sei die Frage der Dimensionierung der Sicherheitskräfte, sagte Benedikt Weibel, seit Anfang Jahr Delegierter des Bundesrates für die Euro 2008. Dies hänge davon ab, welche Teams sich für die EM-Endrunde qualifizierten und wie die Gruppen zusammengesetzt seien.

Dies stehe erst nach der Auslosung der Gruppen am 2. Dezember fest. Erst dann könne über einen allfälligen Beizug ausländischer Polizeikräfte entschieden werden. Das Sicherheitskonzept für die Euro 2008 soll demnächst vorgestellt werden.

Gelebte Gastfreundschaft

Die EM-Organisatoren arbeiten ausserdem an einem Gastgeberkonzept. Die Fussball-WM in Deutschland habe gezeigt, dass die Wahrnehmung des Gastlandes neben der Qualität der Organisation entscheidend von der gelebten Gastfreundschaft abhänge, sagte Weibel.

Deutschland sei es gelungen, mit der WM das Image des Landes positiv zu korrigieren. Diese Chance müsse auch die Schweiz packen. Schmid konstatierte in diesem Zusammenhang auch, dass das Feuer der Begeisterung in der Schweiz noch entfacht werden müsse.

In der Tat hatte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Demoscope Ende Januar ergeben, dass die Euro 2008 noch 44% der Schweizer Bevölkerung gleichgültig lässt. Weibel sei der richtige Mann, um hier einen Umschwung herbeizuführen, sagte Schmid.

Herzstück öffentlicher Verkehr

Die Besucherströme während der Spiele in der Schweiz sollen zu einem möglichst grossen Teil mit dem öffentlichen Verkehr befördert werden, wie Weibel sagte. Ziel sei ein Marktanteil des öffentlichen Verkehrs von 60%.

Einen Anreiz dazu sollen die Matchtickets schaffen. Diese umfassen auch ein Generalabonnement für 36 Stunden. Aber auch für die Besucher der Public Viewings (Übertragungen der Spiele auf öffentlichen Plätzen) in der ganzen Schweiz sollen laut Weibel attraktive Angebote geschaffen werden.

Auch Bern steht hinter der Euro 08

Als zweites Parlament nach Zürich hiess am Donnerstag auch der Berner Stadtrat den Kredit für die Euro 2008 gut. Die Abstimmung fiel mit 59:3 Stimmen deutlich aus.

Der Rat legt das 5,6 Millionen-Franken–Geschäft am 17. Juni freiwillig dem Stimmvolk vor.

swissinfo und Agenturen

Die Fussball-Europameisterschaft Euro 2008 in der Schweiz und Österreich dauert vom 7. bis 29. Juni 2008.
Die Schweiz erwartet 1 bis 3,2 Millionen Besuchende, 700’000 zusätzliche Übernachtungen und über 300 Mio. Fr. Zusatzeinnahmen.
15’000 Soldaten werden während des Turniers im Einsatz stehen.
Für die Luftsicherheit hat der Bundesrat einen Vertrag mit Deutschland abgeschlossen, der noch vom Parlament ratifiziert werden muss.
Frankreich und die Schweiz haben den Vertrag für den G8-Gipfel in Evian (F) aus dem Jahr 2003 reaktiviert.

Im Hinblick auf die Euro 2008 haben die Betreiber des Basler Stadions mit 40’000 Plätzen ein neues Abfall-Konzept vorgestellt. Künftig sollen 90% der Abfälle sortiert an die Biopower AG geliefert werden, wo sie u.a. kompostiert werden.

Das neue Geschirr ist aus nachwachsenden Rohstoffen statt Plastik. Die übrigen Abfälle kommen in die Verbrennung. Für die wiederverwertbaren Abfälle gibt es grüne Kübel, für die anderen schwarze.

Laut Betreiber Basel United fallen an einem Match mit 20’000 Besuchern rund zwei Tonnen Müll an – im Jahr mit 20 Matches rund 60 Tonnen.

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