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Frauentag: Kampagne für die Lohngleichheit

Unia-Gewerkschafterinnen verlangen vor dem Bundeshaus in Bern den Stopp der Diskriminierung von Frauen. Keystone

Am Internationalen Tag der Frau haben linke Parteien und Gewerkschaften die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern in Erinnerung gerufen.

Die Schweiz müsse auch mehr zur Förderung der Teilzeitarbeit unternehmen und die weibliche Repräsentanz in den offiziellen Institutionen fördern.

Am Internationalen Tag der Frau haben Frauenorganisationen und Gewerkschaften darauf hingewiesen, dass Frauen immer noch weniger als Männer verdienen und den grössten Teil der unbezahlten Arbeit leisten

Deshalb startete der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) seine Kampagne “Lohngleichheit jetzt”. Ziel sei die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den “Skandal der Lohndiskriminierung”, teilte der SGB mit. Frauen verdienen für gleiche Arbeit bis zu 20% weniger als Männer.

Neben der Lohnungleichheit kam auch die Problematik der Teilzeitarbeit zur Sprache. 75% der Teilzeitbeschäftigten seien Frauen, und Teilzeitarbeit sei mit Nachteilen verbunden, wurde auf Flugblättern erklärt. Wer Teilzeit arbeite, werde etwa bei Überzeitzuschlägen diskriminiert.

Bündel von Vorstössen

Der Aufruf wurde erhört: Parlamentarierinnen verschiedener Fraktionen reichten Vorstösse ein, unter anderem zum Thema Teilzeitarbeit. Die Grünen verlangen in einer parlamentarischen Initiative, dass die Höchstarbeitszeit bei Teilzeit proportional zum Beschäftigungsgrad definiert wird.

Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) will mit einem ganzen Bündel von Vorstössen das Gleichstellungs-Gesetz griffiger machen. Unter anderem fordert sie, dass bei Lohnungleichheits-Klagen der Kündigungsschutz auf drei Jahre verlängert wird. Bei diskriminierenden Kündigungen sollen höhere Entschädigungen bezahlt werden müssen.

Frauen müssen wollen

Für die Frauen der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) gehört die Individualbesteuerung zu den Massnahmen auf dem Weg zu einer “geschlechter-gerechten” Schweiz. Um den Frauenrückstand in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufzuholen, müssten die Frauen aber auch wollen, halten die FDP Frauen in ihrer Mitteilung fest.

Die Frauen der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) teilten mit, sie setzten für die politische Zukunft auf eine partnerschaftliche Emanzipation zwischen Frauen und Männern. Bei den Wahlen 2007 würden Kandidatinnen im Rahmen eines Mentorings Unterstützung erhalten.

Mehr Frauen heisst weniger Männer

Die einzige Frau in der Landesregierung, Micheline Calmy-Rey, betonte ihrerseits, dass es zur Erreichung der Gleichstellung politischen Willen brauche. In einem in den Tageszeitungen Der Bund und St. Galler Tagblatt veröffentlichten Interview verteidigte sie ihren umstrittenen Entscheid, mittels Nicht-Einstellung von Männern den Frauenanteil im diplomatischen Korps zu erhöhen.

Es gebe 11 Botschafterinnen und über 105 Botschafter, sagte die Aussenministerin. Laut Richtlinien des Bundesrates (Regierung) sei überall Parität zwischen Frauen und Männern anzustreben. Sie habe keine rigide Quote angewendet, sondern eine flexible, welche die Gleichheit der Kompetenz beinhalte.

Einsatz im Norden und Süden

Auch an einem Symposium über Entwicklungszusammenarbeit befasste man sich am Mittwoch mit der Gleichstellung von Mann und Frau. Laut den 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kann dafür die Entwicklungszusammenarbeit ein wirksames Instrument sein. Dies sofern sie die Frauenrechte ins Zentrum rückt.

Der Chef der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Walter Fust mahnte, dass Organisationen aus dem reichen Norden selbst in Sachen Gleichstellung Fortschritte machen müssten. Ansonsten hätten sie gegenüber dem Süden einen schlechten Stand.

swissinfo und Agenturen

Laut Bundesamt für Statistik:

werden über 57% der Maturitätsabschlüsse von Mädchen gemacht.

üben 75% der männlichen und 59% der weiblichen Bevölkerung über 15 Jahren einen Beruf aus.

haben Frauen haben im Allgemeinen weniger wichtige Arbeitsstellen als Männer, vor allem sind sie schlechter bezahlt. Im Privatsektor beträgt der Unterschied 20%, im öffentlichen 10%.

übernehmen 80% der Frauen, die in einer Beziehung leben und unter 15-jährige Kinder haben, die Hauptlast der Haushalts-Arbeiten.

In einer Erklärung zum Weltfrauentag hielt UNO-Generalsekretär Kofi Annan fest, Frauen hielten bei der Entwicklung der Menschheit eine tragende Rolle.

Die Beteiligung von Frauen an Macht sei insbesondere für die Konfliktprävention und die Versöhnung nach einem Krieg besonders wichtig.

Annan musste aber auch Kritik einstecken. So warfen ihm Frauenrechtlerinnen aus 50 Ländern vor, er setze sich nicht genug für das weibliche Geschlecht ein. So stagniere auch die Zahl der Frauen in UNO-Führungspositionen.

Weiter beklagten sich die Frauen, die Förderung der Gleichberechtigung spiele bei der UNO nur eine Nebenrolle.

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