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Gesundheitskosten vor steilem Anstieg

Die seit Anfang 2007ansteigenden Gesundheitskosten werden sich 2009 stark auf die Prämien auswirken. Keystone

Die Gesundheitskosten haben sich in der ersten Hälfte dieses Jahres empfindlich erhöht. Der Dachverband santésuisse spricht von einer Zunahme von 5-8% gegenüber 2006.

Die Krankenkassen versuchen einen Teil davon mit ihren Finanzreserven aufzufangen. Deshalb werden die Kosten erst auf die Prämien des Jahres 2009 voll durchschlagen.

Der starke Anstieg der Gesundheitskosten im ersten Halbjahr 2007 hat laut dem Krankenkassenverband Santésuisse noch keinen Einfluss auf die Krankenkassenprämien.

Besonders stark stiegen die Kosten im ersten Halbjahr 2007 in den Bereichen Spital ambulant (13,4%), Spitex (12,8%) und Spital stationär (8,2%).

Die Prämienrunde 2008 werde trotz dieser Entwicklung und nicht zuletzt dank des Einsatzes von Reserven moderat ausfallen, sagten santésuisse-Präsident Christoffel Brändli und santésuisse-Direktor Fritz Britt. Das Bundesamt für Gesundheit veröffentlicht die Prämien für 2008 Ende dieses Monats.

Düstere Wolken an der Prämienfront

Für die Prämien 2009 sieht die Situation aufgrund der bisher vorliegenden Zahlen aber anders aus. “An der Prämienfront zeichnen sich düstere Gewitterwolken ab”, umschrieb Brändli die Situation.

In den vergangenen fünf Jahren betrug das Kostenwachstum pro Versicherten jährlich durchschnittlich 3,4%.

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santésuisse

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht santésuisse heisst seit 2002 die Dachorganisation der Krankenkassen in der Schweiz. Der Vorläufer dieser Organisation, das Konkordat der schweizerischen Krankenkassen, bestand bereits seit 1891. 2005 waren 86 Versicherer mit insgesamt rund 7,3 Millionen Versicherten im Dachverband zusammengeschlossen. Das Ziel von santésuisse: Die Positionen der Mitglieder zu sozial- und gesundheitspolitischen sowie gesellschaftlichen Fragen in Politik und…

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Unterschiedliche Ausgangslagen

Je nach Berechnungsart fällt der Anstieg der Kosten im ersten Halbjahr 2007 gesamthaft gesehen unterschiedlich aus. Künftig will santésuisse seine Statistiken nur noch nach dem Behandlungsbeginn ausweisen.

Diese Perspektive liege wesentlich näher bei der realen Kostenentwicklung, sagte Britt. Die Kosten würden dann erfasst, wenn sie auch tatsächlich anstünden.

Zu schaffen macht den Krankenversicherern die vom Bundesrat verordnete Senkung der Mindestreserve-Quote. Für die Prämienrunde 2008 müssten Reserven eingesetzt werden, so dass für die Prämien 2009 kaum solche zur Verfügung stünden. Die Kostenentwicklung 2008 werde sich demzufolge voll auf die Prämien 2009 durchschlagen.

Politische Forderungen

Vor dem Beginn der Herbstsession der eidgenössischen Räte mit wichtigen gesundheitspolitischen Dossiers in beiden Kammern, legten die santésuisse-Vertreter auch ihre politischen Forderungen auf den Tisch. “Wesentliche Korrekturen” verlangt Brändli bei der Behandlung von zwei Teilvorlagen der KVG-Revision.

Die kleine Kammer, der Brändli selber angehört, behandelt die Differenzen bei der Spital- und der Pflegefinanzierung. Die vom Nationalrat beschlossene Vollfinanzierung der Akut- und Übergangspflege führe zu falschen Anreizen, indem Kosten gedeckt, statt Leistungen bezahlt würden, sagte Brändli.

Ein solches System fördere die Ausweitung der Leistungen und führe zu Mehrkosten von einer Millarde Franken für die Prämienzahler.

Bei der Aufteilung der Kosten der Spitalfinanzierung zwischen Kassen und Kantonen plädiert Brändli für einen Kantonsanteil von mindestens 60%. Werte darunter gingen zu Lasten der Prämien. Die Frage stelle sich, wieviel über die Prämien und wieviel über die Steuern finanziert werden soll.

swissinfo und Agenturen

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Die Spital- und Pflegefinanzierung ist eines der Themen der am Montag begonnenen Herbstsession. Die parlamentarische Vorlage sieht eine allgemeine freie Spitalwahl vor.

Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) forderte das Parlament am Montag auf, diese freie Spitalwahl abzulehnen. Sie wies darauf hin, dass heute schon alle Grundversicherten innerhalb des Kantons wählen könnten, in welches Spital sie wollten.

Die Kantone befürchten Mehrkosten in der Höhe von rund einer halben Milliarde Franken, falls sie die Zusatzversicherung für die freie Spitalwahl übernehmen müssten.

Spital stationär: 4893 Mio. Fr. (23,7%)
Arzt ambulant: 4631 Moi. (22,5%)
Medikamente: 4299 Mio. (20,9%)
Spital ambulant: 2645 Mio. (12,8%)
Pflegeheime: 1627 Mio. (7,9%)
Labor: 626 Mio. (3%)
Physiotherapeuten: 539 Mio. (2,6%)
Spitex: 417 Mio. (2%)
Übrige Kosten: 925 Mio. (4,5%)
Total: 20’603 Mio. Fr.
(Quelle: BAG – Bundesamt für Gesundheit)

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