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Keine Chancen für Auslandschweizer

Die Auslandschweizer bleiben aussen vor. Keystone

Trotz der Rekordzahl von 15 Kandidaten schaffte bei den Wahlen niemand aus der so genannten Fünften Schweiz den Sprung in den Nationalrat.

Der Nationalrat hat neu fünf Mitglieder, die 30 oder jünger sind.

Trotz des durchschlagenden Erfolges mit ihren Schweizer Kandidaten musste die SVP bei den Wahlen eine Niederlage einstecken: Ihre Strategie, im Baselbiet ein ganze Liste mit Auslandschweizern aufzustellen, brachte der Wahlsiegerin keinen Erfolg.

Der Spitzenkandidat Rolf Schudel, ein Unternehmer aus Südafrika, dem auch seitens der Auslandschweizerorganisation am meisten Chancen eingeräumt worden war, hatte mit lediglich 730 Stimmen nicht den Hauch einer Chance. Er verfehlte das Ziel um über 20’000 Stimmen.

Seit die Auslandschweizer 1992 das briefliche Stimm- und Wahlrecht erhielten, sind rund 30 Kandidaten und Kandidatinnen gescheitert. Fast geschafft hätte es 1999 der SP-Kandidat Pierre-Alain Bolomey aus Brüssel. Ihm fehlten zur Wahl letztlich nur 2000 Stimmen.

In der abgelaufenen Legislatur sassen mit dem Ehepaar Ruedi und Stephanie Baumann zwei Auslandschweizer im Parlament, die jedoch noch nicht als solche gewählt worden waren und beide nicht mehr antraten. Im Laufe ihrer Amtszeit waren die beiden nach Südwest-Frankreich ausgewandert, wo sie ein Bio-Bauerngut betreiben.

Die Jüngsten…

“Nesthäkchen” im Nationalrat wird die frischgewählte Berner Sozialdemokratin Evi Allemann, die am 16. Juli ihren 25. Geburtstag gefeiert hat. Sie ist damit einen guten Monat jünger als die St. Galler SVP-Vertreterin Jasmin Hutter, die politisch einen strammen Rechtsaussen-Kurs fährt. Mit der 28-jährigen Christa Markwalder stellt der Kanton Bern auch das drittjüngste Ratsmitglied. Ebenfalls noch zur Kategorie der Jungen gehören die Bisherigen Toni Brunner (SVP/St. Gallen) mit 29 und Ursula Wyss (SP/Bern) mit 30 Jahren.

… und der Amtsälteste

Alterspräsident des neuen Nationalrates wird Christoph Blocher, der offizielle Kampfkandidat der SVP für die Bundesratswahlen vom 10. Dezember. Er sitzt seit 1979 in der Grossen Kammer und ist damit amtsältestes Ratsmitglied.

Kraft seines Amtes wird sich Blocher im neu gewählten Nationalrat gleich am ersten Tag in Szene setzen können. Denn er darf laut neuem Geschäftsreglement eine Rede halten und den Rat bis zur Wahl des Vorsitzenden präsidieren. Erstmals gibt es auch eine Ansprache des jüngsten neuen Ratsmitglieds.

Linke leicht jünger als Rechte

Abgesehen von diesen “Altersextremen” wächst das Durchschnittsalter des Nationalrates leicht. Es steigt gegenüber vor vier Jahren von 50,7 auf 51,3 Jahre. Das Alter der Männer steigt dabei um ein auf 52,3 Jahre. Das Alter der Frauen fällt leicht auf 48,4.

Die Linke liegt im Durchschnitt leicht unter 50, die Rechte leicht darüber. So präsentiert sich die Altersstruktur einerseits bei der SVP mit 52,4 Jahren, bei der FDP mit 53,5 und bei der CVP mit 40,4 Jahren, und andererseits bei der SP mit 49,2 und bei den Grünen mit 49,8 Jahren.

Prominente rein

Bekannteste Neuzugänge in der Grossen Kammer sind der ehemalige Leiter der Fernseh-Sendung “Arena”, Filippo Leutenegger (FDP/ZH), der freisinnige Luzerner Unternehmer Otto Ineichen, der Friedensaktivist Jo Lang (Alternative/ZG) und Daniel Fischer (Grüne/ZH), der sich als Gewerkschaftsvertreter im Zusammenhang mit dem Debakel der Swissair einen Namen gemacht hatte.

Zwei Walliser, die den Bundesbetrieb aus eigener Tätigkeit von innen kennen, waren ebenfalls erfolgreich. Der nicht ganz freiwillig zurückgetretene frühere Postdirektor Jean-Noel Rey wurde für die SP und der Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft, Christophe Darbellay, für die CVP in den Nationalrat gewählt.

Ein Comeback feiert auch der Mitte der 1990-er Jahre über eine Finanzaffäre gestrauchelte Waadtländer SVP-Staatsrat Pierre Francois Veillon, der als SVP-Nationalrat gewählt wurde.

Prominente raus

Gestolpert über eine Wiederwahl ist neben Maya Lalive d’Epinay (FDP/SZ) vor allem Melchior Ehrler (CVP/AG), der ehemalige Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes.

Ihre Koffer in Bern packen müssen ebenfalls Roland Wiederkehr (Landesring/ZH) und der Berner Freisinnige Marc Suter. Ihm und François Lachat (CVP/JU) war es vielleicht zum Verhängnis geworden, dass sie im Vorfeld der Wahl wegen Verkehrsdelikten in die Schlagzeilen geraten waren. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich der “Euroturbo” Suter bei der Frage eines EU-Beitritts etwas zu stark aus dem Fenster gelehnt hatte.

Den erhofften Sprung nach Bern nicht geschafft hat der ehemalige Zürcher Stadtpräsident Josef Estermann, der für die SP einen Sitz in der Kleinen Kammer angepeilt hatte.

Frauenanteil etwas gestiegen

Im Nationalrat sitzen erneut rund ein Viertel Frauen. Gewählt wurden 52 Frauen, fünf mehr als vor vier Jahren. Vor allem in der SP gibt es Wahlsiegerinnen, die vier Sitze dazugewinnen konnten.

Die SP-Fraktion umfasst nun 24 Frauen. Eine Wahlschlappe einstecken mussten hingegen die FDP-Frauen (7, eventuell sogar nur 5, wenn zwei FDP-Frauen in den Ständerat gehen und keine für sie nachrücken). Je ein Frauenmandat zulegen konnten auch die CVP (9) und die Grünen (7).

Bei der Siegerpartei SVP hielten die Frauen den Status Quo.

Der Frauenanteil in der Grossen Kammer beträgt nun neu 26%, gegenüber 23,5% vor 4 Jahren. Nur noch 8 gegenüber vor vier Jahren 10 Kantone sind im Nationalrat ausschliesslich durch Männer vertreten.

Auch berufsmässig bleiben die Juristen und Landwirte als Gruppen zwar stark vertreten, doch sind die Unternehmer und Berater auf dem Vormarsch. Im Nationalrat hat sich die Anzahl der Advokaten, Fürsprecher und Anwälte massiv reduziert.

Im Ständerat sitzen noch 18 Juristen, gegenüber 19 im der vorangegangenen Legislaturperiode.

Die Stimmbeteiligung war mit 45,6% um 2,2% leicht höher als 1999, als sie 43,4% betragen hatte.

swissinfo und Agenturen

Kein Auslandschweizer hat den Sprung ins neue Parlament geschafft

Jüngstes Ratsmitglied ist Evi Allemann mit 25 Jahren und 3 Monaten.

Amtsältester Nationalrat ist Christoph Blocher, der frischen Wind in den Bundesrat bringen will.

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