Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Koordinierte Schweizer Hilfe

Kinder in Mantra (Sri Lanka) betrachten einen Schweizer 1000-Liter Trinkwassertank. Keystone

Glückskette und Hilfswerke wollen ihre Hilfe in Asien gegenseitig abstimmen. Dies gaben sie nach einem Treffen am Freitag bekannt.

Über die Art der Hilfe scheint es aber auch Differenzen zu geben. So wurde der vom Bund geplante Wiederaufbau eines Dorfes in Thailand kritisiert.

Vertreter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), der Glückskette und von 13 Schweizer Hilfswerken (Swisscoalition) sprachen sich am Treffen in Bern für eine enge Zusammenarbeit aller Akteure aus, die im Krisengebiet tätig sind.

Damit soll gewährleistet werden, dass die Schweizer Hilfe möglichst vielen Flutopfern zugute kommt und einen nachhaltigen Effekt erzielt.

Die Glückskette und die DEZA sollen zwar mit ihren eigenen Mitteln als unabhängige Partner Nothilfe leisten, Synergien auf technischer und logistischer Ebene jedoch nutzen.

Gemäss DEZA sollen regelmässig Koordinationssitzungen stattfinden. Das nächste Treffen ist für den kommenden 3. Februar angesagt. Über die Art der Hilfe wurde am ersten Treffen nicht diskutiert.

Was sind Schweizer Dörfer?

Dass diese aber zu Diskussionen Anlass geben dürfte, zeigen die Aussagen von Peter Niggli, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Hilfswerke, in einem Interview in der Freitagsausgabe der “Aargauer Zeitung”.

Man wisse zwar noch nicht genau, was die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey oder ihre Berater mit der Idee vom Wiederaufbau eines Dorfes in Thailand genau beabsichtigten.

Alle in der Entwicklungs-Zusammenarbeit Tätigen schreckten jedoch von der Idee zurück, irgendwo Schweizer Musterdörfer aufzubauen.

Bei jeder Nothilfe-Massnahme versuche man nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Nachbarn in die Wiederaufbau-Massnahmen einzubeziehen und zu berücksichtigen, sagte Niggli.

Glückskette allzu dominant

Er machte auch ein kleines Problem beim Spendenrekord der Glückskette aus. Denn die Hilfswerke müssten der Glückskette ihre Projekte und Programme unterbreiten und 20% aus eigenen Mitteln zur deren Finanzierung beitragen.

“Wenn sich aber alle Spenden auf die Glückskette konzentrieren, und die Hilfswerke selber wenig Spenden erhalten, dann werden sie die geforderten 20% Eigenfinanzierung nicht aufbringen”, sagte Niggli.

Die Glückskette hat bis am Freitag, zwei Tage nach dem nationalen Sammeltag, 110 Millionen der insgesamt 114 Mio. Franken zugesagten Spenden erhalten.

In früheren Aktionen ging in den Tagen und Wochen nach Sammeltagen deutlich mehr Geld ein, als versprochen wurde.

Hubschrauber und Trinkwasser für Sumatra

Drei Helikopter der Schweizer Armee werden nach dem Seebeben auf der Insel Sumatra Hilfsflüge für die UNO durchführen. Parallel zur Nothilfe beginnt die Schweiz mit dem Wiederaufbau.

Mit den drei Super Puma-Helikoptern werden 50 Armeeangehörige als Besatzung, Boden- und Sicherungspersonal nach der indonesischen Insel Sumatra entsandt.

Die Schweizer Regierung hat am Freitag an einer telefonischen Sitzung einem Hilfsersuchen des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) stattgegeben.

Das UNHCR zeigte sich erfreut über den Entscheid für diese Hilfestellung.

Der Chef des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH), Toni Frisch, bezeichnete die Schäden durch die Flutwelle in Indonesiens Provinz Aceh als “total”. Die Grossflächigkeit der Zerstörung sei schockierend.

Parallel zur Nothilfe beginnt die Schweiz umgehend mit dem Wiederaufbau. So werde am Samstag mit dem Bau einer zentralen Trinkwasseranlage in Banda Aceh begonnen, erklärte Frisch.

Schuldenmoratorium

Die sieben grössten Industrieländer der Welt (G7) haben sich auf ein Schuldenmoratorium für die von der Flutkatastrophe in Asien betroffenen Länder verständigt.

Die Einigung der Staatengruppe spare diesen Ländern umgerechnet etwa 6,7 Mrd. Franken (4,3 Mrd. Euro) pro Jahr, sagte der britische Finanzminister Gordon Brown am Freitag.

Gestundet würden die Rückzahlungen der Schuldzinsen. Grossbritannien hat derzeit den Vorsitz in der G7-Gruppe, in der Grossbritannien, Deutschland, die USA, Kanada, Frankreich, Italien und Japan vertreten sind.

Der Pariser Club der Gläubigerstaaten berät am Mittwoch die Frage der Entschuldung. Auch die Schweiz ist vertreten. Bern setze sich dafür ein, dass ein Schuldenmoratorium gewährt werde, sagte Staatssekretär Jean-Daniel Gerber am Freitag.

swissinfo und Agenturen

Die Zahl der Todesopfer steigt fast zwei Wochen nach der Katastrophe immer noch an.
Stand Freitag 20.00 Uhr (MEZ): Insgesamt 153’000 Opfer
Davon in Indonesien: 101’000
Sri Lanka: 30’600
Indien: 10’000
Thailand: 5’300

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft