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Kopf-an-Kopf-Rennen von Sarkozy und Royal

Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal werden in zwei Wochen noch einmal gegeneinander antreten. Keystone

Der konservative Ex-Innenminister Nicolas Sarkozy und die Sozialistin Ségolène Royal haben die Stichwahl um die französische Präsidentschaft erreicht, bei einer Wahlbeteiligung von 84%.

Befriedigung über das Ergebnis und ebenfalls eine hohe Stimmbeteiligung gab es bei den Franzosen in der Schweiz.

Ex-Innenminister Sarkozy kam gemäss vorläufigem Endergebnis im ersten Wahlgang auf 31,11%, Ex-Umweltministerin Royal auf 25,84%. Der Liberale François Bayrou belegte mit 18,55% Rang drei.

Der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen, der es 2002 sensationell in die Stichwahl geschafft hatte, landete mit klaren Stimmenverlusten auf Platz vier. Auf ihn entfielen 10,51%.

Insgesamt hatten sich zwölf Kandidaten um die Nachfolge von Amtsinhaber Jacques Chirac beworben. Dem vorläufigen Endergebnis zufolge konnte keiner der anderen acht Anwärter die Fünf-Prozent-Hürde überspringen. Das französische Staatsoberhaupt wird seit 2002 auf fünf Jahre gewählt.

Tendenzen in der Schweiz

Auch in der Schweiz war die Mobilisierung der eingeschriebenen Wählerinnen und Wähler gross. Laut ersten Trends um 20 Uhr haben die Franzosen in der Schweiz die Kandidatur von Nicolas Sarkozy klar favorisiert.

Im Wahlkreis Zürich hat der Kandidat der UMP nach Auszählung von rund der Hälfte der Wahlzettel fast 50% der Stimmen bekommen. Ein ähnliches Resultat zeichnete sich in Lausanne ab. Ségolène Royal und François Beyrou teilten sich die restlichen Stimmen je zur Hälfte.

“Es stimmt, dass die Franzosen in der Schweiz eher rechts wählen”, sagt Claudine Schmid, Koordinatorin der Auslandfranzosen (AFE) anlässlich der Auszählung der Stimmen, gegenüber swissinfo.

“Die Herzen der Franzosen gewinnen”

Serge-Cyril Vinet, Abgeordneter im Auslandfranzosenrat und Parteigänger von Nicolas Sarkozy, begrüsst das Resultat der ersten Runde. “Seit Monaten erzählt man uns, dass die Franzosen nichts von Politik wissen wollen. Die hohe Stimmbeteiligung beweist das Gegenteil. Wir engagieren uns wie kaum zuvor”, sagt er.

Eine mögliche Verschiebung von “heiklen” Stimmen in der zweiten Runde mache die Fortsetzung der Wahl besonders interessant, meint Bénédict de Tscharner, ehemaliger Schweizer Botschafter in Frankreich, gegenüber swissinfo.

“Die Franzosen haben aus der Wahl 2002 eine Lehre gezogen und sich jetzt für eine klassische Links-Rechts-Konfrontation entschieden”, sagt Bénédict de Tscharner und ergänzt: “Die Wahl ist noch nicht gewonnen. Man wird die Herzen der Franzosen gewinnen müssen und dies verspricht interessant zu werden.”

Hohe Wahlbeteiligung

Die Vorentscheidung über den Nachfolger von Chirac lockte 84,6% der Wahlberechtigten an die Urnen. Der bisherige Rekord für eine erste Runde der Präsidentschaftswahlen war 1965 mit 84,7% aufgestellt worden.

Insgesamt waren 44,5 Millionen Franzosen in Frankreich, seinen Überseegebieten und in diplomatischen Vertretungen im Ausland zur Wahl gerufen.

Traditionell deutet eine hohe Teilnahme laut Experten auf eine starke Mobilisierung von Linkswählern hin. Nach den Krawallen im Herbst 2005 in den Vorstädten hatten sich dort auch junge Erstwähler ungewöhnlich zahlreich in die Wahllisten eingeschrieben.

swissinfo und Agenturen

Die Franzosen in der Schweiz – mit rund 160’000 Mitgliedern die wichtigste Gemeinde der Auslandfranzosen – haben sich für die Wahl stark mobilisiert.

Insgesamt sind 76’000 Franzosen in den Wahllisten in der Schweiz registriert. Diese Zahl hat sich seit den letzten Präsidentschaftswahlen 2002 verdreifacht.

Weltweit sind 940’000 Franzosen auf den Wählerlisten der Konsulate registriert. 820’000 werden in ihrem Wohnort im Ausland wählen, rund 120’000 in Frankreich, entweder persönlich oder mittels Vollmacht.

Im Wahlbezirk von Genf sind von den 135’779 Ausland-Franzosen 63’592 Wahlberechtigte eingetragen. In Zürich 12’856 der insgesamt 22’389 registrierten Franzosen.

50 Wahlbüros werden in den 6 Westschweizer Kantonen geöffnet sein. 20 in Genf, 10 in Lausanne und Umgebung, in Neuenburg, Nyon, Montreux und Freiburg je drei. In der Deutschschweiz (Zürich, Basel, Bern, Luzern) stehen 8 Lokale zur Verfügung, im Tessin eines in Lugano.

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