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Schweizer Hilfe für Flüchtlinge im Libanon

Dramatische Lage: Das Lager Nahr al-Bared. Keystone

Nach Ansicht der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ist die Lage der Flüchtlinge in Nordlibanon dramatisch. Die Schweiz hat deshalb einen Kredit von 100'000 Franken freigegeben.

Gleichzeitig hat das IKRK einen Hilfskonvoi in die von Kämpfen erschütterten Flüchtlingslager der Palästinenser entsandt.

Wie der DEZA-Chef in Libanon, Friederich Steinemann, in Beirut sagte, ist die Lage vor allem im Flüchtlingslager Beddawi sehr schlimm. Dorthin fliehen seit Tagen die meisten der über 20’000 Palästinenser, die aus dem Lager Naher al-Barid entkommen konnten.

Gemäss Steinemann ist Baddawi hoffnungslos überfüllt. Normalerweise leben in dem Lager auf einer Fläche von knapp zwei Quadratkilometern bereits über 20’000 Menschen.

Die Lagerleitung hat zwar Schulen für die Vertriebenen zur Verfügung gestellt. Doch viele fänden nirgends Platz und müssten auf dem Boden schlafen, sagte Steinemann, der Baddawi am Donnerstag besuchte.

Die DEZA habe deshalb entschieden, für das Lager 3000 Matratzen für 21’000 Dollar einzukaufen. Die ersten würden bereits am Freitag geliefert.

Den Hilfsposten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), des libanesischen Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds in und um die Flüchtlingslager fehlt es vor allem an medizinischem Material.

Sie werden von der Schweiz vorerst mit Gütern in der Höhe von rund 60’000 Dollar unterstützt.

Optimismus trotz Dramatik

In einem Interview mit swissinfo hat Peter Grütter, Cisco-Vertreter der US-Initiative “Partnerschaft für den Libanon”, bestätigt, dass die Situation in den libanesischen Flüchtlingslagern sehr dramatisch ist.

Der frühere Generalsekretär des Eidgenössischen Finanzdepartements vertritt das US-Kommunikationsunternehmen CISCO im Nahen Osten und hilft im Rahmen der Aktion beim Wiederaufbau des Libanons.

Trotz der aktuellen Dramatik sieht er Chancen und Wege, die Eskalation sowie den politischen Stillstand zu überwinden. “Die Libanesen sind bekannt für ihren Unternehmergeist, ihre Kreativität und die lösungsorientierte Flexibilität. All diese Faktoren verhelfen dem Land zu einer international wettbewerbsfähigen Situation.” Grütter ist überzeugt, dass der Libanon eine wirtschaftlich prosperierende Zukunft vor sich hat.

Hilfskonvoi für Nahr al-Barid

Am Donnerstag hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) einen Hilfskonvoi entsandt. Die Lieferung soll am Freitag in Nahr al-Barid ankommen.

Elf Lastwagen mit Lebensmitteln hätten die jordanische Hauptstadt Amman verlassen und seien auf dem Weg zu dem Lager, sagte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger.

Das IKRK sei seit Ausbruch der Kämpfe in Kontakt mit der Extremistengruppe Fatah al-Islam und der libanesischen Armee, sagte Kellenberger. “Wir machen uns grosse Sorgen um die Sicherheit der
20’000 Menschen, die sich noch in dem Lager befinden.”

Bei den Zusammenstössen sind in dieser Woche mindestens 32 Soldaten und 22 Extremisten getötet worden. “Ich befürchte, dass die Opferzahl deutlich höher ist, wenn wir das Schicksal der Zivilisten kennen”, sagte Kellenberger.

swissinfo und Agenturen

Bei den Kämpfen handelt es sich um die blutigsten Kämpfe seit dem Bürgerkrieg im Libanon (1975 – 1990).

Verlustreich waren auch die Kriegshandlungen in den besetzten Gebieten (Israel).

Im Konflikt steht die libanesische Armee den Kämpfern der islamischen Fatah al-Islam gegenüber.

Fatah al-Islam steht im Verdacht, der Al-Kaida nahe zu stehen.

Die Bombardements der libanesischen Armee wurden von Amnesty International kritisiert und erzürnten die palästinensische Gemeinschaft im Libanon.

Laut einer Vereinbarung aus dem Jahre 1969 ist die libanesische Armee nicht berechtigt, in die 12 Flüchtlingslager der Palästinenser im Libanon einzudringen.

Die Schweiz hat bislang 16 Mio. Dollar für die humanitäre Hilfe im Südlibanon ausgegeben. 3,2 Mio. davon flossen an das IKRK.

Ein Spezialkredit der Regierung belief sich auf 11,5 Mio. Dollar.

Weitere 4,4 Mio. gingen an notleidende Palästinenser in besetzten Gebieten Israels.

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