Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Staaten müssen Hilfsversprechen jetzt einlösen

Um Regionen wie Aceh auf Sumatra wieder aufzubauen, braucht es viel Geld. Keystone

Mehr als 250 Vertreter von Regierungen und Hilfsorganisationen nehmen am Dienstag an einer UNO-Konferenz der Geberländer in Genf teil.

Eröffnet wird der Anlass durch die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey.

Ziel der Konferenz, die am Genfer Sitz der Vereinten Nationen stattfindet, ist die Koordinierung der Nothilfe-Massnahmen nach der Flutwellen-Katastrophe in Südasien vom 26. Dezember.

Die Tsunamis haben nach einem Seebeben offiziell bisher über 156’000 Todesopfer gefordert. Zehntausende werden noch immer vermisst. Über eine halbe Million Menschen wurde von den Flutwellen verletzt.

Weltweite Zusicherungen

“Die Konferenz bietet der internationalen Gemeinschaft Gelegenheit, die gemeinsame Herausforderung mit vereinten Kräften anzugehen”, sagt Thomas Jenatsch, Sprecher der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

Weiter gehe es darum, Prioritäten für die Zukunft zu setzen, so Jenatsch gegenüber swissinfo.

Rasche Umsetzung erforderlich

“Wir erwarten von der Konferenz, dass die Regierungen ihre finanziellen Zusagen mit Fristen konkretisieren”, sagt Elisabeth Byrs, Sprecherin des UNO-Koordinationsbüros für humanitäre Hilfe (OCHA).

Dann wird sie deutlicher: “Wir haben eine riesige Grosszügigkeit gesehen. Jetzt aber müssen diese Worte in hartes Geld umgewandelt werden, und zwar so schnell als möglich.” Die UNO hoffe, dass die Hälfte der bislang zugesagten rund drei Mrd. Dollar vor Ende Monat zur Verfügung stehe, so Byrs.

Neben der Nothilfe für die Überlebenden ist es nötig, die mittel- und langfristigen Hilfsmassnahmen zu planen. Wichtig ist ausserdem, die Betroffenen bei der Evaluierung ihrer Bedürfnisse einzubeziehen, wie Experten erklärten.

Politische Hindernisse

Der politische Rahmen ist in zwei der betroffenen Ländern schwierig: Sri Lanka ist de facto zwischen dem tamilischen Norden und Westen sowie dem Rest des Landes geteilt. In Aceh, im Norden Sumatras, gibt es seit Jahren eine Rebellenbewegung gegen die Regierung in Jakarta.

Die humanitäre Hilfe ist im Prinzip unparteiisch. Aber in der Provinz Aceh besteht für die internationale Gemeinschaft die unverhoffte Möglichkeit, die fünf Millionen Einwohner dabei zu unterstützen, aus ihrer Isolation herauszukommen.

Schweiz will im März aufstocken

Von den 27 Mio. Franken, welche die Schweizer Regierung für die Nothilfe nach der Flutkatastrophe freigegeben hatte, waren am Montag 21 Mio. verpflichtet. Voraussichtlich im März entscheidet der Bundesrat über die Bereitstellung weiterer Mittel.

Dank des Riesenerfolgs der Glückskette-Sammlung werde der Bund mit Sicherheit keine Projekte der Hilfswerke mitfinanzieren müssen, sagte Toni Frisch, der Delegierte für humanitäre Hilfe, am Montag in Bern. Man könne sich auf Direkt-Aktionen des Katastrophenhilfekorps und die Unterstützung von UNO-Vorhaben konzentrieren.

12 Mio. Franken der Schweiz gehen in die bilaterale Hilfe und 9 Mio. in multilaterale Aktionen. 8 Mio. sind für Indonesien reserviert, 6 Mio. für Sri Lanka, 4,5 Mio. für Thailand und je 1,5 Mio. für Indien und die Malediven.

Vergessene Krisen in Afrika

Aber auch viele andere Weltregionen sind auf Unterstützung angewiesen. Diese “vergessenen Krisen” werden am Dienstag ebenfalls erörtert.

Am Vormittag werden UNO-Nothilfekoordinator Jan Egeland und DEZA-Chef Walter Fust den Spendenaufruf in der Höhe von 1,7 Mrd. Dollar für die “normale” Hilfe der UNO in diesem Jahr vorlegen. Diese soll 26 Mio. Menschen zu Gute kommen. Dazu kommen noch einmal 1,5 Mrd. Dollar für den Sudan.

An der lange geplanten Weltkonferenz zur Verringerung von Katastrophen vom 18. bis 22. Januar im japanischen Kobe wird auch die Einrichtung von Frühwarnsystemen bei Flutwellen erörtert.

swissinfo, Anna Nelson in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

Die internationale Gemeinschaft will an einer Konferenz in Genf die Hilfeleistungen in den Tsunami-Krisengebieten koordinieren.

Die Länder wollen sich auch auf einen Zeitplan für die kurz-, mittel- und langfristige Hilfe einigen.

Die Flutwellen forderten offiziell über 156’000 Menschenleben; rund 500’000 wurden verletzt.

Hunderttausende sind angesichts der Gefahr von Seuchen immer noch dem Tod ausgesetzt.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft