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SVP und Grüne im Aufwind, Sozialdemokraten verlieren

Keystone Archive

Bei den Nationalratswahlen zeichnet sich eine grosse Verliererin ab: Die Sozialdemokraten büssen gemäss Hochrechnung vor allem in den Städten massiv Stimmenanteile ein.

Zu den Gewinnern gehören die Schweizerische Volkspartei auf der rechten und die Grünen auf der linken Seite. In der Mitte legt die CVP etwas zu.

Im Kanton Zürich hat die SP gemäss einer ersten Hochrechnung massiv an Wählerinnen und Wählern verloren. Ihr Wähleranteil brach um 7,9% ein. Damit verliert sie drei Sitze.

Die Grünliberalen, die erstmals an den Nationalratswahlen teilnehmen, erreichen auf Anhieb 7%. Die CVP legt 3,7% Wähleranteil zu. Gleichviel verliert die FDP.

Im Kanton Bern gewinnen nach Hochrechnung die Grünen sicher einen zusätzlichen Sitz. Die SVP kann mit einem Sitzgewinn rechnen, während die SP über 6% Wähler und damit zwei Sitze verliert. Die anderen Parteien tendieren praktisch unverändert.

SVP in der Westschweiz weiter im Plus

Im grössten Westschweizer Kanton, der Waadt, legen gemäss SRG-Hochrechnung die SVP, die Grünen und die CVP um je einen Sitz zu. Die SVP käme so auf 5 Sitze und wäre damit vor der SP mit vier Sitzen deutlich stärkste Kraft.

Die Grünen kämen neu auf drei Sitze. Die CVP kann das 2003 verlorene Mandat zurückzuerobern. Je einen Sitz verlieren würden die FDP, die Liberalen und die Partei der Arbeit (PdA).

Im Jura luchste die SVP der CVP den Nationalratssitz ab. Als stärkste Partei sicherte sich die SP im Jura ihr Mandat.

Im Kanton Schaffhausen verliert die FDP nach Auszählung aller Gemeinden ausser der Stadt ihren Sitz im Nationalrat an die SVP. SPS-Präsident Hans-Jürg Fehr kann seinen Sitz verteidigen. Der Thurgau dürfte im Nationalrat auch künftig mit 3 SVP- und je einem FDP-, CVP- und SP-Sitz vertreten sein.

Die Grünen und die CVP sind die Gewinnerinnen der Nationalratswahlen im Kanton Solothurn. Die Grünen gewinnen gemäss provisorischen Resultaten der Staatskanzlei einen Sitz, die CVP kommt neu auf zwei. Die SVP hält ihre zwei Sitze, FDP und SP verlieren je ein Mandat.

Eishockeypräsident schafft den Sprung

Personelle Überraschung in Graubünden: Der Davoser Unternehmer und Präsident des HC Davos, Tarzisius Caviezel, schnappte seinem Parteikollegen Jürg Michel den Sitz weg. Die übrigen vier Bisherigen wurden wiedergewählt. Parteipolitisch gibt es keine Änderungen: Zwei Sitze für die SVP, je einen für CVP, FDP und SP.

Im Kanton Tessin bleibt die Sitzverteilung in der grossen Kammer gemäss Hochrechnung gleich: Die FDP hält ihre drei Sitze, CVP und SP stellen je zwei Vertreter, die Lega dei Ticinesi einen.

Bei der CVP droht Chiara Simoneschi Cortesi, die designierte Nationalratspräsidentin für das Jahr 2009, ihren Sitz an den Präsidenten der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, Michele Moor, zu verlieren.

Im Kanton Aargau zeichnen sich Gewinne für die SVP ab. Die EVP kann sich knapp halten, verliert aber den Sitz von Heiner Studer an die CVP.

In Luzern verliert die SVP entgegen einer ersten Trendmeldung ihren dritten Sitz im Nationalrat wohl nicht an die CVP. Damit behalten die beiden Parteien ihre je drei Sitze. Die FDP behält ihre 2 Sitze. SP und Grüne haben je einen Sitz.

Böse Überraschung für die CVP in Obwalden

In Obwalden nahm die SVP mit Christoph von Rotz der CVP das Nationalratsmandat überraschend ab. Eigentlich hätte es die CVP mühelos schaffen müssen. Doch der parteilose Filmemacher und Musiker Luke Gasser gab an, er wolle in Bern zur CVP-Fraktion stossen. So zog er Stimmen vom offiziellen CVP-Kandidaten ab.

Im Kanton Zug wurden die bisherigen Nationalräte wieder gewählt: Gerhard Pfister (CVP), Jo Lang (Alternative) und Marcel Scherer (SVP). Die FDP scheiterte mit dem Versuch, den vor vier Jahren an die Alternativen verlorenen Sitz zurückzuerobern.

In den kleinen Inner- und Ostschweizer Kantonen mit je einem Sitz bleibt ebenfalls alles beim Alten. In Glarus verteidigte Werner Marti (SP) sein Mandat gegen zwei Herausforderer souverän.

Anders in Appenzell Innerrhoden, Ausserrhoden, Uri und Nidwalden: Dort erwuchs den Bisherigen keine Konkurrenz und sie wurden bestätigt, der Nidwaldner Eduard Engelberger (FDP) gar in stiller Wahl.

swissinfo und Agenturen

Insgesamt 44 Angehörige der Fünften Schweiz kandidierten für einen Sitz im Nationalrat. Das sind drei Mal mehr als 2003.

Gemäss der Auslandschweizer-Organisation (ASO) nehmen zwischen 30 und 50% der in die Wahllisten eingeschriebenen Auslandschweizer an den eidgenössischen Wahlen teil.

Insgesamt sind über 110’000 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in kantonale Register eingetragen.

Erstmals wurden die Schweizer Parlamentswahlen von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa verfolgt.

Die Beobachter überwachten nicht den regulären Verlauf des Urnengangs. Vielmehr wollten sie Kenntnisse über die Wahlen gewinnen, um sie in jungen Demokratien einzusetzen, die zur OECD gehören.

Der OECD-Delegationsleiter Paul De Gregorio, ein Amerikaner, hat bereits zwei Aspekte des Schweizer Wahlsystems kritisiert: Den Mangel an Transparenz bei der Parteienfinanzierung sowie die Tatsache, dass die Stimmen der Auslandschweizer häufig nicht fristgerecht eintreffen, um ausgezählt werden zu können.

Schweizerische Volkspartei: 26,7 % (27,3 % in der letzten Umfrage)

Sozialdemokratische Partei: 23,3 % (21,7 %)

Freisinnig-Demokratische Partei: 17,3 % (15,5 %)

Christlichdemokratische Partei: 14,4 % (15,4 %)

Grüne Partei der Schweiz: 7,4 % (10,0 %)

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