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Zum Tod von JFK

Vor 40 Jahren ist US-Präsident John F. Kennedy in Dallas ermordet worden. Der Mythos lebt, sind alle Zeitungen überzeugt. Aber er habe sich von der realen politischen Figur JFK weit entfernt.

Nach den Bombenanschlägen in Istanbul wird die Terrorangst immer grösser. Auch hierzulande?, fragen einige Zeitungen.

“Er war so anders als alle andern”, titelt die BERNER ZEITUNG. “Ein Amerikaner, wie man ihn sich erträumt.” Ein Star sei er gewesen, schreibt der Kommentator, der sich an den Tag des Attentats noch genau erinnern kann.

Auch für den TAGES ANZEIGER ist John F. Kennedy 40 Jahre nach seinem tragischen Tod so populär wie eh und je. “Ein Leben zwischen Dichtung und Wahrheit”, so der Titel im TAGI. JFK habe als Präsident weniger erreicht, als viele vermuten würden. Man könne nicht von einer “glänzenden Amtszeit” sprechen. Und:

“Relativ kurz nach John F. Kennedys Tod begann der Optimismus, den er verströmt hatte, zu schwinden. Amerika schien seine Orientierung zu verlieren, was im Nachhinein Kennedys Image noch stärker verklärte.”

Kaum etwas habe die Welt so bewegt wie die Ermordung Kennedys, betont die BASLER ZEITUNG und widmet diesem Thema drei Seiten:

“Auch hierzulande erinnern sich bestimmt viele der über 50-Jährigen an den Abend des 22. November 1963, als Radio und Fernsehen ihre Sendungen unterbrachen und die Hiobsbotschaft aus der texanischen Stadt Dallas verbreiteten. Wir fühlten uns um eine Hoffnung ärmer.”

Für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG werden die Kennedy-Jahre als “eine Epoche des Aufbruchs und des Sieges über grosse Herausforderungen” gesehen. Aber: “Was wäre geworden, wenn….?”, fragt die NZZ. Wie hätte eine zweite Amtszeit Kennedys ausgesehen?

“Möglicherweise hätte eine zweite Amtszeit Kennedy aber auch entzaubert und das Entstehen des jetzt wiederbelebten Mythos verhindert. Kennedys Frauengeschichten und seine Medikamentenabhängigkeit hätten publik werden können, der Stress des Amtes hätte vielleicht seine Gesundheit vollends ruiniert”, vermutet die NZZ.

Terrorangst – auch bei uns?

“Haben die Schweizer Angst?”, titelt der BLICK. Nach einer Umfrage, welche die Boulevardzeitung nach den Anschlägen in Istanbul durchgeführt hat, stellt sie fest:

“Bei allen sitzt der Schock tief, die Betroffenheit über das Leid der Opfer in Istanbul ist gross. Aber noch wähnen sich die meisten sicher in unserem Land.” Aber, so warnt BLICK, “an jeder Ecke könnte die nächste Bombe hochgehen”.

Auf seiner Titelseite befasst sich der Zürcher TAGES ANZEIGER mit dem Staatsbesuch von US-Präsident George W. Bush in Grossbritannien:

“Die Bomben von Istanbul gegen britische Ziele drängten Tony Blair an seine Seite, auch wenn der britische Premier so viel Nähe gar nicht vorgesehen hatte.”

Trotz dieser Anschläge käme vielen im Königreich aber Zweifel an der Rhetorik Blairs und an der fast bedingungslosen Nähe zu Bush, stellt der TAGI weiter fest.

“Das Land, das Bush gestern hinter sich liess, weiss nicht recht, wie es weitergehen soll, was ihm, nach Istanbul, nun bevorsteht. Für die Briten hat Bushs Besuch nichts gelöst. Er hat nur die Fronten verhärtet, die vorher schon existierten”, schreibt der TAGI.

swissinfo, Alina Kunz Popper

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