Zwei neue Gesichter in der Bundeskanzlei
Der Bundesrat hat den 61-jährigen Oswald Sigg und die 49-jährige Corina Casanova als neue Vizekanzler gewählt.
Sigg wird Nachfolger von Bundesratssprecher Achille Casanova. Corina Casanova folgt auf Hanna Muralt Müller.
Der Sozialdemokrat Oswald Sigg arbeitet gegenwärtig als Stabschef von Bundesrat Moritz Leuenberger im Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).
Die mit dem scheidenden Bundesrats-Sprecher Achille Casanova nicht verwandte, der Christlichsozialen Volkspartei (CVP) nahestehende Corina Casanova ist stellvertretende Generalsekretärin im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Die Neugewählten treten ihr Amt am 1. August an.
Sigg als Einer-Vorschlag eingereicht
Wie Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz am Mittwoch vor den Bundeshausmedien sagte, war nach Ostern klar, dass Sigg der Spitzenkandidat war. Sie habe ihn dem Bundesrat als Einer-Vorschlag eingereicht.
Mit der Wahl Siggs und Casanovas sei das parteipolitische Gleichgewicht gewahrt geblieben, sagte Huber-Hotz, die der Freisinnig-demokratischen Partei (FDP) angehört.
Ob der nächste Bundeskanzler dereinst wegen der seit 2003 veränderten Kräfteverhältnisse von der SVP kommen könnte, liess sie offen. Schliesslich wähle das Parlament den Bundeskanzler.
Die zurücktretende sozialdemokratische Vizekanzlerin Hanna Muralt Müller sagte, sie habe mit dem Rücktritt Casanovas eine Chance gepackt und mit ihrem Rücktritt dem Bundesrat ermöglichen wollen, seine Wahl ohne sprach- und parteipolitische Einschränkungen vornehmen zu können.
Die 57-Jährige wird bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Bundesdienst im November 2007 mit Spezialaufgaben (insbesondere OECD, E-Government und UNO) betraut. Ihre Aufgaben harrten aber noch der Präzisierung. In der Bundeskanzlei betreute Muralt Müller den gesamten Rechtsbereich sowie den administrativen Bereich. 2007 geht sie in Pension.
Medienprofi Sigg
Der neue Vizekanzler Sigg sagte vor den Medien, die Ernennung kröne ein Leben im Dienst der Information. Die Medienschaffenden sehe er nicht als Kollegen, denn sie hätten andere Aufgaben. Gemeinsam mit ihnen teile er aber das Anliegen eines breiten öffentlichen Diskurses. Er war auch Chefredaktor der Schweizerischen Depeschenagentur und Unternehmenssprecher der SRG.
Der gebürtige Zürcher Sigg ist Sozialdemokrat und Mitglied der Gewerkschaft Comedia. Sein Studium der Soziologie, Volks- und Betriebswirtschaft schloss er mit dem Doktortitel ab.
Vielsprachige Auslandspezialistin
Die Bündnerin Corina Casanova wurde in Ilanz geboren. Die Romanischsprachige sieht sich auch als Bindeglied zur “Italianità”, wie sie auf Italienisch vor den Medien sagte.
Sie studierte Rechtswissenschaften und schloss mit dem Lizenziat ab. In der Folge arbeitete sie als Anwältin und Delegierte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Südafrika, Angola, Nicaragua und El Salvador.
Neben allen Landessprachen spricht sie Englisch und Spanisch.
Die Ernennung von Sigg und Casanova wird von den Parteien mehrheitlich begrüsst. SP und CVP sehen sich von den Gewählten vertreten.
Laut SVP informiert Sigg nicht mit der gebotenen politischen Neutralität. Kritik kam auch aus dem Tessin. Dort forderten Politiker als Nachfolger von Achille Casanova einen Tessiner.
swissinfo und Agenturen
Oswald Sigg bekleidete bereits diverse Ämter in Kommunikation und Information in verschiedenen Departementen und bei fünf Bundesräten. Seit dem 1. April 2004 arbeitet er als Stabschef für Bundesrat Moritz Leuenberger im UVEK.
Corina Casanova wurde 1992 Informationsbeauftragte der Parlamentsdienste, 1996 wechselte sie ins EDA. Seit 2002 ist sie dort stellvertretende Generalsekretärin.
Als Vizekanzler ist Oswald Sigg Informations-Verantwortlicher und Stabchef der Regierung.
Im Gegensatz zu Achille Casanova wird Sigg die Sprachdienste nicht mehr führen. Diese Aufgabe übernimmt Vizekanzlerin Corina Casanova.
Die beiden Vizekanzler nehmen an den Bundesrats-Sitzungen teil, wie die Bundes-Kanzlerin.
Seit September 2000 arbeitet einer der beiden Vizekanzler als offizieller Sprecher des Bundesrates. Dies fällt Oswald Sigg zu.
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