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Die Schweizerin, die in Brasilien zur Fotografin wurde

Claudia Andujar wurde in Neuenburg geboren, ihren Nachnamen hat sie von ihrem spanischen Ex-Mann. Die 84-jährige Fotografin lebt seit 1955 in Sao Paulo. In Brasilien hat sie ihren Weg in die Fotografie gefunden.

Ihre Kindheit in der Schweiz und in Osteuropa ist geprägt vom Krieg. Claudine Haas, wie sie bis zu ihrer Heirat hiess, ist die Tochter eines ungarischen Juden und einer Schweizerin. Ihr Vater und fast die gesamte Familie väterlicherseits werden in den Konzentrationslagern der Nazis umgebracht.

1944 kehrt sie in die Schweiz zurück und reist bald danach zu einem Onkel nach New York, wo sie bei den Vereinten Nationen als Übersetzerin arbeitet. Um die US-Staatsbürgerschaft zu erhalten, heiratet sie 1949 Julio Andujar, einen Spanier, der im Koreakrieg kämpft. Das Paar lässt sich schon bald scheiden, doch Claudia behält den Namen ihres Ex-Mannes.

1955 besucht sie ihre Mutter, die unterdessen in der brasilianischen Millionenstadt Sao Paulo lebt. Das Land gefällt ihr, besser als die USA. Sie kehrt nie mehr dorthin zurück.

In Brasilien entdeckt sie die Fotografie. “Ich war sehr interessiert daran, Land und Leute kennenzulernen. In diesem Moment erwachte bei mir auch das Interesse für die brasilianischen Indianer”, erzählt sie.

Die Anfänge sind schwierig. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Englischunterricht. Doch allmählich macht sie sich einen Namen als Fotografin und arbeitet zusammen mit brasilianischen und internationalen Magazinen wie “Look”, “Life”, “Aperture”, “Claudia”, “Quatro Rodas”, “Setenta” und besonders mit “Realidade”, einem der Schwergewichte des brasilianischen Fotojournalismus.

Claudia Andujar widmet sich mehr und mehr der Dokumentation des Lebens der Eingeborenen, besonders der Yanomami. 1970 wird eine Sondernummer von “Realidade” veröffentlicht, die ihrer Arbeit über die Yanomami gewidmet ist.

Seit den 1970er-Jahren setzt sich Andujar stark für den Schutz von Kultur und Rechten der Yanomami ein. Sie hat mehrere Werke zum Thema publiziert, und ihre Fotos werden in den grössten Galerien der Welt ausgestellt. Dieses Jahr sollten ihre über 10’000 Fotos nun digitalisiert werden.

(Fotos: Claudia Andujar; Text: Guilherme Aquino, swissinfo.ch)

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