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Commcare verzichtet auf Einstieg bei Callino

Callino

Die Übernahme der Callino durch Commcare ist an Unsicherheiten über die Besitzverhältnisse der Callino-Aktien gescheitert. Commcare wird nur die von Callino ersteigerte Lizenz für den Wireless Local Loop (WLL) übernehmen. Callino wird europaweit liquidiert.

Für das Schweizer Telekommunikations-Unternehmen Commcare hätten sich durch die Übernahme der Aktien der Callino (Schweiz) AG nicht abschätzbare Risiken ergeben, begründete der Chef der Commcare, Urs Loeliger, am Freitag (20.04.) in Zürich den Rückzug.

Komplexe Struktur, unklare Verhältnisse

Die Firmenstruktur der Callino ist komplex. Muttergesellschaft und vormalige Geldgeberin ist die amerikanische Investment-Gesellschaft Formus, die in Holland den Ableger Formus B.V. führt. Diese wiederum bildet die Holding-Gesellschaft für die Callino GmbH in Deutschland, welcher bis Ende letzten Jahres die Aktien der Callino Schweiz gehörten.

Die Anfang 2001 erfolgte Übertragung der Aktien an die niederländische Formus B.V. sei rechtlich nicht einwandfrei über die Bühne gegangen, sagte Loeliger. Die Commcare-Anwälte und die eingesetzten Buchprüfer hätten deshalb von einer Übernahme dieser Aktien abgeraten. Da die Callino GmbH im letzten Jahr rund 42 Mio. Franken in Darlehen an die Callino Schweiz fliessen liess, hätten sich mit der jetzigen Liquidation des Unternehmens plötzlich unerwartete Ansprüche auf eine Rückzahlung ergeben können. Die deutsche Callino hat erst kürzlich Konkurs erklärt, nachdem die Formus in die Finanzklemme geraten war.

Callino schnappt sich WLL-Lizenz

Da es nicht klar ist, ob Callino (Schweiz) ihre in einer Auktion ersteigerte nationale Konzession für den WWL behalten kann, soll die nationale Lizenz von Commcare übernommen werden. Den Entscheid über das eingereichte Gesuch werde die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) noch diesen Monat beantworten, sagte Loeliger. Commcare habe für die Übernahme der einzelnen Lizenzen einen stolzen Preis bezahlt. Über nähere Angaben sei aber Stillschweigen vereinbart worden.

Mit der Übernahme der nationalen Lizenz kann Commcare nach eigenen Angaben als einziger Schweizer Carrier eine landesweite Infrastruktur für den WLL aufbauen. Mit der auf Richtfunk basierenden WLL-Technologie kann die sogenannte “letzte Meile” in Ballungszentren unabhängig von der Swisscom erschlossen werden.

Unterstützung für Callino

Loeliger sicherte Callino trotz der gescheiterten Aktienübernahme während der Liquidation Unterstützung zu, damit deren rund 6’000 Kunden unterbruchsfrei an neue Interessenten übergeben werden können. Die Kunden sollen als Gesamtpaket samt Technologie weiterverkauft werden, sagte der Chef der Callino Schweiz, Peter Waser. Eine Übernahme durch die Commcare ist laut Loeliger aber nicht vorgesehen.

Commcare hatte am vergangenen 5. April den Abschluss der Übernahme-Verhandlungen mit Callino Schweiz mitgeteilt. Die Verhandlungen waren sofort nach der Entlassung der 110 Callino-Angestellten aufgenommen worden. Commcare, die selber 100 Angestellte beschäftigt, werde einzelne Mitarbeiter übernehmen, sagte Loeliger.

swissinfo und Agenturen

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