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Coop und Migros Champions in der Bio-Klasse

Nicht bloss Etikette: Bio-Gemüse von Migros (Bild) und Coop. Keystone

Die Marktleader Coop und Migros sind die sozialsten und umweltfreundlichsten Grossverteiler. Das ergab die erste Nachhaltigkeits-Bewertung im Detailhandel.

Die Billig-Discounter Denner, Spar und Aldi konnten in der Bewertung zweier Umweltorganisationen nicht überzeugen.

“Geiz ist geil”: Dieses Motto aus dem nördlichen Nachbarland wollen die beiden deutschen Billigst-Discounter Aldi und Lidl auch in die Schweiz bringen. Dadurch gerät der Schweizer Detailhandel arg unter Druck, allen voran Migros und Coop.

Die beiden Branchenleader reagieren mit einer Doppelstrategie auf den zunehmenden Preisdruck: Sie bieten sowohl Billig-Linien an wie auch teure Produkte, die gemäss hohen Richtlinien punkto Umwelt- und Tierschutz hergestellt werden.

Dass diese selbstdeklarierten Vorgaben nicht blosse Lippenbekenntnisse sind, sondern von den Branchenriesen auch tatsächlich erfüllt werden, wird ihnen in einer Untersuchung bescheinigt, hinter der die Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten stehen.

Coop hat Nase leicht vorn

Punkto umwelt- und tiergerechte Produktion schnitt Coop am besten ab. Gleichzeitig bietet Coop laut Studie das nachhaltigste Angebot. Grund dafür sind die höchsten Anteile von Bio- und Fair-Trade-Produkten im Sortiment.

Felix Wehrle, Leiter Kommunikation/Quality Control Coop zu swissinfo: “Jeder zweite Konsument in der Schweiz kauft Fair-Trade- oder Bio-Produkte von uns.” Es zahle sich aus, dass Coop bereits seit 1993 auf umwelt- und tiergerechte Produkte setze. Denn es gebe genügend Leute, die für Qualität mehr zu zahlen bereit seien.

Knapp hinter Coop folgt Migros mit dem Spitzenplatz beim Unternehmens-Umweltschutz. Sie konnte damit in den letzten Jahren massiv Ressourcen einsparen.

Anteil noch minim

Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, Wachstum im hart umkämpften Nahrungsmittel-Markt sei nur mit Billig-Produkten möglich, sagte Thomas Vellacott von WWF Schweiz bei der Präsentation der 150-seitigen Studie am Dienstag in Zürich. Es handle sich um das erste umfassende Nachhaltigkeits-Rating in dieser Branche.

Doch die beiden Organisationen relativieren: Auch bei den Besten liege der Bio-Anteil noch im einstelligen Prozentbereich.

Auch zur Spitzengruppe zählt die Studie den kleinräumigeren Detailhändler Volg. Die kleine Ladenkette schnitt beim Tierschutz am besten ab. Besonders hervorgehoben wurde der Spitzenplatz beim Label-Fleisch-Anteil von satten 35%.

Migros Umsatz-Leader

Für Dieter Bürgi, Leiter Ökologie bei der Migros, ist der zweite Rang keine Katastrophe: “Wir gratulieren Coop zu ihrer Leistung. Es war eine knappe Entscheidung und beim nächsten Mal werden wir vorn sein!” Der Grund seiner Freude: “Punkto Bio-Umsatz sind wir Marktführer.”

Hard-Discounter abgestraft

Ins Mittelfeld schafften es Manor, gefolgt von Globus und Carrefour. Diese seien um Tranparenz bemüht und hätten sich hinter die Kulissen blicken lassen, wurde hervorgehoben. Beim Sortiment gebe es gute Ansätze mit Entwicklungspotenzial.

Mittels Fragebogen und Ladenchecks hat die Firma INrate neben den erwähnten Firmen auch Volg und die Food-Bereiche von Globus, Carrefour und Manor unter die Lupe genommen. Denner, Spar und Aldi waren jedoch nicht bereit, Infos zum Unternehmen zu liefern. In diesem Bereich sei die Aussagekraft eingeschränkt, räumt INrate ein.

Dass Denner, Spar und Aldi den Blick ins Unternehmen wegen eines “antiquierten Unternehmensverständnisses” verweigerten, wurde in der Studie speziell bestraft. Dort wo keine Infos vorlagen, gab es die Mindestpunktezahl.

Aber auch beim messbaren Sortiment fehlten laut der Studie Angebote wie Bio-, Fair-Trade- oder Lable-Produkte, die über das gesetzliche Minimum hinausgingen.

Immerhin gebe es Grund zu Optimismus: So habe Denner signalisiert, dass das Unternehmen bei künftigen Ratings Hand bieten könnte. Die Bewertung soll in zwei Jahren wiederholt werden.

Herstellungs- und Arbeitsbedingungen

Beim Angebot konnte man vor allem mit dem Bio-Anteil, Fair-Trade-Produkten oder einem Fleisch- und Fischangebot punkten, das bei der Tierhaltung wegweisend ist.

Mit einem Umweltschutzkonzept, guten Bedingungen für Angestellte und speziellen Umweltengagements konnten sich die Firmen aber ebenfalls in Szene setzen.

swissinfo und Agenturen

Der Markteintritt der deutschen Billigst-Discounter Aldi und Lidl erhöht den Preisdruck auf den Schweizer Detailhandel. Die Branchenleader Migros und Coop setzen auf eine Tiefpreis-Linie.

Um die Diskussion weg vom Tiefstpreis zur Qualität zu lenken, haben zwei Naturschutz-Organisationen die grössten Schweizer Detailhändler (85% Marktanteile) sowie Aldi untersucht. Verglichen wurden 65 Kriterien in den Bereichen Umweltverträglichkeit und Soziales.

Mit vielen Punkten wurde honoriert, wer der Kundschaft ein grosses Sortiment an Bio-Produkten und solchen aus gerechtem Handel anbietet. Zentral waren weiter die Arbeitsbedingungen für die Angestellten und der Energieverbrauch der Kühlsysteme.

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