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CSFB folgt “Merrill-Reformen”

Sorgenfalten bei John Mack, CEO der CSFB. Keystone Archive

Die Credit Suisse First Boston (CSFB) revidiert ihre Vorschriften für die Börsenanalysten: Sie folgt damit den Empfehlungen des General-Staatsanwalts Elliot Spitzer.

Seit geraumer Zeit stehen verschiedene führende Banken an der Wall Street unter dem Verdacht, ihre Börsenanalysten für das lukrative Geschäft im Investmentbanking missbraucht und Anleger mit beschönigenden Empfehlungen in die Irre geführt zu haben.

Zu den beschuldigten Banken gehören Merrill Lynch, Morgan Stanley, Salomon Smith Barney, Goldman Sachs, die zur Credit Suisse Group gehörende Investmentbank CSFB sowie die UBS.

Alle diese Banken stehen Visier des New Yorker General-Staatsanwalt Elliot Spitzer – und mussten unter anderem den E-Mail-Verkehr ihrer Research-Abteilungen der Staatsanwaltschaft übergeben.

Der Stein kommt ins Rollen

Als erste der betroffenen Banken hat Merrill Lynch am vergangenen Dienstag den Abschluss eines Vergleichs mit der Staatsanwaltschaft bekannt gegeben: Gegen die Zahlung von 100 Mio. Dollar und die Zusicherung von internen Reformen konnte das Haus eine Schuldanerkennung vermeiden.

Der Deal ist mit Blick auf Schadenersatzklagen von Anlegern von grosser Bedeutung.

CSFB spring auf fahrenden Zug

Am Freitag reagierte auch die CSFB: John Mack, CSFB-Topmanager, verschickte an alle Beschäftigten eine Mitteilung, in der es heisst, dass die Bank die Reformen Spitzers zur Erhöhung der Unabhängigkeit der Wall-Street-Analysten begrüsse.

“Wir anerkennen, dass wir noch mehr tun können, um dazu beizutragen, das Vertrauen der Investoren in das Aktien-Research der Wall Street zurückzugewinnen und einen ausserordentlich hohen Standard an Unabhängigkeit und Integrität für unsere Aktien-Research-Operation sicher zu stellen”, heisst es in der Mitteilung.

Und: Die vom New Yorker Staatsanwalt vorgeschlagenen Änderungen stellten einen wirksamen Rahmen dar, um dieses Ziel zu erreichen.

Mack kündigte an, die Entlöhnung der Analysten dahingehend zu ändern, dass ihre Gehälter nicht mehr vom Verlauf des Geschäfts im Investmentbanking abhängig seien. Weiter werde ein interner Ausschuss gebildet, der die möglichen Abhängigkeiten der Analysten und die Änderungen in den Aktien-Ratings überprüfe. Auch ein System zur Überwachung des E-Mail-Verkehrs zwischen den Investmentbankern und den Analysten soll eingeführt werden.

Das Tempo der CSFB kommt nicht von ungefähr, ist die Investmentbank in den vergangenen Jahren doch immer wieder in die negativen Schlagzeilen geraten. Zum letzten Mal im Zusammenhang mit den Vorgängen beim umstrittenen argentinischen Banco General de Negocios (BGN), wo Credit Suisse Group-Chef Lukas Mühlemann bis Ende April im Verwaltungsrat sass.

Untersuchung geht weiter

Eine Sprecherin der New Yorker Staatsanwaltschaft begrüsste die Massnahmen der CSFB am Freitag, sagte aber zugleich, die Untersuchungen gegen die betreffenden Banken gingen weiter.

swissinfo und Agenturen

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