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Der Mann hinter dem Erfolg von Davidoff

Der Zigarrenproduzent Hendrik Kelner rechnet für 2004 mit einem Absatz-Boom, vor allem in den USA. Martin Jordan

Nicht Kuba, sondern die Dominikanische Republik exportiert am meisten Zigarren der Welt. Auch deshalb, weil die Oettinger-Davidoff-Gruppe, mit Sitz in Basel, die Produktion von Kuba auf die Nachbarinsel verlagert hat.

Dort sorgte Hendrik Kelner für den Erfolg von Davidoff.

Zu den Spitzenzigarren kam Kelner, weil die in der Schweiz beheimatete Oettinger-Davidoff-Gruppe mit ihrem früheren Produktionsstandort Kuba nicht mehr zufrieden war. Die Qualität der Ware entsprach nicht mehr den Richtlinien.

In der Folge machte sich Oettinger-Chef Ernst Schneider in Basel auf die Suche nach einer Alternative und fand sie 1989 in der Dominikanischen Republik.

Kelners Unternehmen passte zum familiären Ansatz von Davidoff, denn bei Tabadom untersteht der gesamte Produktionsprozess der firmeneigenen Kontrolle.

Auch Clinton goutiert Davidoff

Ein Lächeln kann sich Hendrik Kelner nicht verkneifen, als er auf den gerahmten Brief in seinem Büro zeigt. Das Schreiben stammt von Bill Clinton und ist vom 14. Januar 1998 datiert. Der damalige US-Präsident bedankt sich im Brief für die “edlen Geschenke”, die ihm Kelner hat zukommen lassen.

Kelners Zigarren sind auf der ganzen Welt begehrt. Als Präsident der von ihm gegründeten Tabadom Holding ist er für die Produktion der Davidoff-Zigarren verantwortlich.

Die Fabrik in der Nähe der dominikanischen Stadt Santiago de los Caballeros ist der weltweit einzige Ort, in dem Zigarren der Marke Davidoff von Hand gedreht werden.

Rund acht Millionen Stück werden heute pro Jahr gefertigt, was einer Steigerung um 150 Prozent entspricht, seit Kelner 1989 für Davidoff zu produzieren begann.

Stolz, für die Nummer eins tätig zu sein

Der 58-Jährige, den seine Freunde Henky nennen, hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Sein Vater hatte ihm noch davon abgeraten, ins Tabakgeschäft einzusteigen, doch nach seiner Ausbildung zum Industrieingenieur heuerte Kelner bald als Generaldirektor in einer Zigarrenfabrik an.

1984 machte er sich selbständig und gründete ein kleines Unternehmen mit 20 Angestellten, davon waren sechs Zigarrendreher.

Heute beschäftigt Tabadom 1’100 Personen, 400 von ihnen rollen Zigarren. Die besten so genannten Torcedores arbeiten ausschliesslich für Davidoff und verdienen etwas mehr als die anderen Zigarrendreher. Doch der Lohn sei nicht das Entscheidende, sagt Kelner.



“Es ist der Stolz, für das Maximum, für die Nummer eins tätig zu sein. Das ist, wie wenn jemand an der Universität Harvard abschliesst.” Davidoff ist die teuerste Marke, die in den drei Fabriken der Tabadom Holding produziert wird.

Von der Aufzucht der Setzlinge in Treibhäusern über die Ernte auf den Feldern der Familien-Fincas, von der wissenschaftlichen Forschung bis zur Überwachung der Herstellung – sämtliche Abläufe werden im Valle de Cibao, dem Standort der Davidoff-Produktion im Nordwesten des Landes, ausgeführt und überprüft.

Vom T-Shirt zum Smoking

Der Entscheid der Oettinger-Gruppe, Kuba zu verlassen, hatte für die Dominikanische Republik wegweisende Bedeutung. “Das hat uns auf die Weltkarte der Zigarrenproduzenten gesetzt”, erklärt Kelner.

Heute ist die Dominikanische Republik der grösste Zigarrenexporteur der Welt. Im vergangenen Jahr wurden 183 Millionen handgedrehte Zigarren exportiert, während Kuba laut Kelner nur 115 Millionen Stück schaffte.

Für den Dominikaner mit niederländischen Vorfahren hat sich mit der Übernahme der Davidoff-Produktion auch persönlich viel verändert: “Früher sind wir in Sandalen und T-Shirt zur Arbeit erschienen, nachher haben wir Krawatten und Smoking angezogen.”

Ende 2001 verkaufte Kelner seine Firma an die Oettinger-Davidoff-Gruppe, die heute Alleinaktionärin von Tabadom ist. Über den Verkaufspreis mag Kelner keine Angaben machen, aber es sei soviel Geld bezahlt worden, dass er nie mehr arbeiten müsse.

Die Zigarre, dein Freund und Helfer

Aus dem Tagesgeschäft hat sich der Vater von sechs Kindern dennoch nicht zurückgezogen. “Ich arbeite weiter, weil ich nichts anders zu tun weiss”, sagt Kelner, der nach wie vor täglich acht bis neun Stunden im Unternehmen verbringt.



Hinzu kommt die gedankliche Arbeit, die er zu Hause leistet: “Mein Geist ruht nie. Ständig denke ich an neue Produkte und neue Technologien.” Viel zu sehr ist Kelner in Zigarren vernarrt, als dass er einfach abschalten könnte.

“Die Zigarre ist des Menschen bester Freund, weil sie sich nie ändert. Sie ist immer bereit, dich zu begleiten, wenn es etwas zu feiern gibt.”

swissinfo, Martin Jordan, Santiago de los Caballeros

Das wichtigste dominikanische Anbaugebiet ist das Valle de Cibao, im Nordwesten des Landes.

Dort fand Davidoff 1990 in Hendrik Kelner seinen Partner.

Die Oettinger-Davidoff-Gruppe gehört zu den Firmen mit Weltformat und hat ihren Sitz in Basel.

Zugpferd der Oettinger-Davidoff ist in erster Linie die Zigarre – die legendäre Davidoff.

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