Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Die Milch im Zentrum des Kampfes

Milchwirtschaft ist für Bauern von zentraler Bedeutung. Keystone

Die Wut der Bauern fokussiert sich auf einige Streitpunkte. Hauptsächlich geht es um den Milchpreis.

Im Rahmen der Agrarpolitik 2007 will der Bundesrat das System der Milchkontingentierung schrittweise abbauen. Diese limitiert heute die Milchproduktion und garantiert den Bauern einen Minimaltarif.

Die Milchkontingentierung wurde 1977 im Schweizer Markt eingeführt, um der Überproduktion zu begegnen.

Damals hatte die Produktion einen Höhepunkt erreicht, weil die Preise garantiert waren. Doch die Nachfrage nach Milch blieb aus.

Um einen weiteren Milchsee zu verhindern, erhielt jeder Hof eine Quote, die auf der Produktion der vorherigen Jahre basierte. Die Milchmenge wurde auf rund 3 Millionen Tonnen pro Jahr beschränkt.

Die Schweiz war zu dieser Zeit nicht das einzige Land, welches die Milchproduktion beschränkte. Die EU, Norwegen und Kanada griffen zum selben System.

Andere Länder haben sich von der Milchkontingentierung verabschiedet, darunter auch Australien. Auch die EU erwägt den Schritt in den nächsten Jahren.

Quoten zu vergeben

1999 wurde das Schweizer System zuletzt angepasst. Seither können Milchbauern ihre Quoten verkaufen oder vermieten. Dies führte zu einem parallelen, privaten Milchmarkt.

In der gleichen Zeit haben die Behörden die Quoten erhöht. 2001 um 3%, diesen Frühling um zusätzliche 1,5%. Die zweite Erhöhung sorgt bei den Schweizerischen Milchproduzenten für rote Köpfe. Denn die Erhöhung drückt nun auf die Preise.

“Die Schweiz hat einen Butterberg von 4000 Tonnen, 10 Prozent der Jahresproduktion,” sagt Samuel Lüthi, Direktor der Milchproduzenten. “Um ihn abzubauen, müssten wir den Kilopreis um 2 Franken senken.”

“Völlig unnötig”

“Das Problem ist, dass der Verkauf und die Vermietung von Quoten ein teures Geschäft ist,” sagt Jacques Chavaz, Vizedirektor im Bundesamt für Landwirtschaft, gegenüber swissinfo. Und ergänzt, dass es “völlig unnötig” sei.

Für Chavaz ist es ungewöhnlich, dass der Staat die Mengen kontrolliert, derweil die Produzenten die Preispolitik steuern.

Der Grund sei darin zu finden, dass der Staat seit 1999 keine Preisgarantien mehr verspricht.

In den letzten drei Jahren wurden die Preise je nach Verarbeitung der Milch angesetzt. Der Preis für ein Kilogramm Milch hängt daher davon ab, ob sie zu Käse, Butter oder Joghurt verarbeitet wird.

Der Staat, der den Standardpreis angesetzt hat, kann nur eingreifen, falls der Marktpreis mehr als 10% unter den Normalpreis sinkt.

Ende in Sicht

Die Kontingentierung soll aufgehoben werden, und auch der Standardpreis soll fallen. Doch die Bauern wehren sich gegen diese Öffnung des Marktes.

Der Schweizerische Bauernverband kennt die Mängel des bisherigen Systems. Doch sich völlig davon loszusagen wäre weit schlimmer, als daran festzuhalten.

Die Milchproduzenten befürchten eine erneute Überproduktion, und damit einhergehend fallende Preise.

Die Bauern kreuzen nun die Klingen mit den Behörden. Ein Treffen zwischen den Hauptakteuren der Milchwirtschaft ist für Anfang September geplant. Vielleicht die letzte Möglichkeit, der Regierung Zugeständnisse abzuringen.

swissinfo

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft