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dubai: drehkreuz und transitparadies

Dubai, Port Rashid: Der Hafen und Umschlagsplatz gehört zu den zehn grössten der Welt. Reuters

Während die Schweizer Wirtschaft bis vor kurzem träge vorwärts kroch, sorgen in den Emiraten Fracht-Boom und Ausbau von See- und Flughäfen für atemlose Dynamik.

René Wernli, Regionaldirektor des Logistik-Unternehmens Panalpina in Dubai, ist engagierter Zeuge eines rasanten Wachstums.

Rund 1800 registrierte Spediteur-Unternehmen soll es allein in Dubai, einem der sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), geben. Da figuriert somit auch der Schweizer Branchengrösste, Panalpina, nur als eine Nummer unter vielen.

Doch Arbeit gibt es für alle: Waren 1993 noch für rund 40 Mrd. Dirham Waren in Dubai eingeführt worden, haben sich die Importe 10 Jahre später auf 110 Mrd. Dirham (rund 40 Mrd. Franken) beinahe verdreifacht. Dies entspricht schon fast einem Drittel dessen, was die Schweiz einführt.

Wachstumsraten also, die in der Heimat von René Wernli, der Schweiz, in ihrer Dynamik und ihren

Dimensionen gar nicht mehr richtig erfasst werden. Denn hierzulande streiten sich die Konjunktur-Institute bei ihren Wachstums-Prognosen um halbe Prozentpunkte.

René Wernli, 37 Jahre alt und Spediteur seit seinen Lehrlingsjahren, schwärmt in seinem Büro neben dem alten Flughafen bei Dubai City und versucht gleichzeitig, pragmatisch zu bleiben.

Infrastruktur für übermorgen

“Einerseits spüre ich die riesige Konkurrenz im Nacken. Andererseits eröffnet sich mir ein riesiges Potenzial, da Regierung und Behörden beim Ausbau der Infrastruktur extrem zupacken.” Denn Dubai muss sich auf die Zeit

nach dem Öl vorbereiten. Während beim Zürcher Flughafen seit Jahren um Anflugszeiten, Schneisen und Lärmpegel gerungen wird, lässt sich der Herrscher von Dubai einen seiner Paläste stolz in den 2007 zu eröffnenden Flughafen “World Central Jebel Ali Airport” integrieren. Kronprinz Al Maktoum will nahe am Geschehen sein.

Jebel Ali dient seit den 1980er-Jahren als Hafen. Daraus wird jetzt eine integrierte Logistik-Plattform. Der weltgrösste, von Menschenhand erbaute Hafen war immer schon mit einer Freihandels-Zone kombiniert.

Flughafen mit 6 Pisten

“Nun kommt ein neuer Flughafen mit sechs Pisten dazu”, sagt Wernli.

“Transit und zollfreier Warenumschlag bieten enorme Möglichkeiten”, zeigt er sich begeistert.

“Jebel Ali wird es Spediteuren wie mir erlauben, Waren-Umschlag, -Lagerung und -Verteilung zu integrieren”, freut sich Wernli. Rund drei Viertel der Fracht aus Asien erreiche Dubai per Schiff, der günstigsten Transport-Variante.

Schweizer Konzept

“Andererseits zieht es zahlreiche Airlines nach Dubai, weil das Emirat den Flughafen fördert und für Kapazitäten sorgt. Deshalb werden die Waren in Dubai und nicht anderswo vom Schiff ins Flugzeug umgeladen.” In der neuen “Cargo City” bei Jebel Ali wird dies nun bald

innerhalb desselben (Freihandels-Zonen-) Areals erfolgen, was weltweit als einmalig gilt. “Und mit ADI-Consulting hat ausgerechnet eine Schweizer Beratungsfirma das gesamte Konzept vorgedacht und ausgearbeitet”, so Wernli.

Der Emir von Dubai sei davon derart beeindruckt gewesen, dass er kurzerhand rund 100’000 Hektaren benachbartes Land dafür locker gemacht habe. Zum Vergleich: Die Luftfracht-Fläche beim im Europas Mitte gelegenen Hub Frankfurt beträgt nur 16’000 Hektaren.

Und Panalpina habe sich natürlich sogleich, so Wernli, mit anderen tausend Firmen mit Rang und Namen in der kommenden “Cargo City” registrieren lassen.

Als Schweizer fühlt sich Wernli der Swissness zwar verpflichtet, “doch hier geben Service, Qualität und Preis für alle Anbieter den Ausschlag. Und niemand fragt, woher man denn komme”.

Schweiz: Einfach Europa

Im Dubaier Nationenmix zähle man die Schweizer einfach zu den Europäern. Diese seien sehr respektiert. Sie sässen denn auch oft an den Firmenspitzen verschiedener Branchen. Während die Amerikaner das Öl- und Gasgeschäft dominierten.

Von den Ausländern vom indischen Subkontinent ganz zu schweigen “Diese bieten als einzige die ganze Personalpalette vom Lastenträger bis zum Generaldirektor an.

Und dies alles zu ausgezeichneten Lohn-Konditionen, weil sie zu Hause in Indien oder Pakistan viel tiefere Fixkosten bestreiten müssen als die Europäer.”

swissinfo, Alexander Künzle, Dubai

Die Schweizer Speditionsbranche wuchs mit dem Aufbau des Aussenhandels des Landes. Die wachsenden Import-Waren und Export-Produkte mussten auf ihrer Reise begleitet werden.

Seit die Schweizer Wirtschaft stagniert, setzen die Schweizer Spediteure ihre Kompetenz auch global ein – in Teilen des Welthandels, welche die Schweiz gar nicht mehr berühren.

Was den Emiraten ihre Jebel-Ali-Freihandelszone, war der Schweiz zu ihren Wachstums-Zeiten der Basler Hafen am Rheinknie.

Als zentral gelegenes Land hat auch die Schweiz grosse Erfahrungen im Transit-Verkehr. Doch während die Schweiz einen Durchgangs-Transit aufweist, baut sich Dubai als Umschlags-Transitplatz auf.

Dubai gilt als wichtigste Drehscheibe, Hub, für Waren und Güter in der Region am arabisch-persischen Golf.
1985 wurde die Jebel Ali Free Zone eröffnet. Im ersten Jahr liessen sich 19 Firmen nieder.
Heute sind 4300 Firmen dort registriert.
Jebel Ali bietet steuerliche und gesellschafts-rechtliche Vorteile.
Der Hafen verfügt über 67 Liegeplätze im weltweit grössten künstlichen Hafenbecken.
2007 soll der neue Flughafen fertig sein. Dann können Waren direkt vom Hafen ins Flugzeug transferiert werden, ohne dass Zölle anfallen oder bürokratische Kontrollen den Ablauf verzögern.

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