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Ein Schweizer Spielzeug magnetisiert die Welt

Geomag-Produktion in Novazzano: Viel Handarbeit ist noch nötig. swissinfo.ch

Die Tessiner Firma Geomag ist noch keine zwei Jahre alt, als Brand aber schon weltweit bekannt und hat bereits mehrere internationale Preise gewonnen.

Das innovative Magnet-Spiel “Swiss made” wird jetzt sogar in China vermarktet.

In der Produktionshalle von Novazzano herrscht Hochbetrieb. Einige Maschinen spuken kleine Plastikpanels in diversen Farben aus, andere Maschinen ummanteln Metallstäbe mit Kunststoff. Tausende von Mini-Stahlkugeln liegen in Behältern bereit.

Auf Fliessbändern wandern die Komponenten nach einer rigorosen Qualitätskontrolle in Schachteln. Viel Handarbeit ist dazu noch nötig. 60 Personen, fast alle Grenzgängerinnen aus Italien, sorgen pro Schicht für den reibungslosen Ablauf des Prozesses. Zwei Arbeitsschichten gibt es pro Tag.

Das abgepackte Spiel heisst “Geomag”, und es tritt von Novazzano im Südtessin die Reise um die Welt an. Die Hauptelemente des Spiels: Eine vernickelte Stahlkugel und ein Kunststoffstäbchen mit zwei Dauermagneten an beiden Enden. Diese Komponenten erlauben es, unzählige geometrische Figuren und Modelle in zwei oder drei Dimensionen zu konstruieren. Vom einfachen Dreieck über Atome bis zu Umrissen des Menschen.

Von 3 bis 99 Jahren

Es ist eine Art magnetisiertes Lego mit wenigen Basisteilen. Steckspiele wie Lego-Technics, Meccano oder Knex sind daher die Hauptkonkurrenten. Die Magnetwirkung erlaubt es jedoch, auch dynamische Figuren wie Kreisel zu bauen. Zudem gibt es etliche didaktische Anwendungen, beispielsweise im naturwissenschaftlichen Unterricht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – ein echter Kontrapunkt im Zeitalter der Elektronik- und Computerspiele. Die etwas provokative Altersempfehlung des Herstellers: Von 3 bis 99 Jahre.

Die Idee zum Spiel stammt vom Italiener Claudio Vicentelli und war seit 1995 von der Firma Plastwood vertrieben worden, die bis heute dasselbe Spielzeug unter dem Namen “Supermag” anbietet. Doch nach internen Querelen stornierte Vicentelli die Zusammenarbeit und vertraute sich dem aus Olgiate (Como) stammenden Unternehmer Giuseppe Frangi an, der die Geomag zur Freude der kantonalen Wirtschaftsförderung im Tessin gründete.

Die Produktion befindet sich seither in Novazzano, Firmensitz und Administration im benachbarten Rancate. Mit 30 Mitarbeitern begann im Juli 2003 das Unternehmen, inzwischen sind 160 Personen für Geomag tätig. Der Jahresumsatz 2004 betrug laut Marketing-Chef Jeff Evans 25 Millionen Euro. Das Aktienkapital ist im Handelsregister mit 1,56 Millionen Franken angegeben.

Mehrfach ausgezeichnet

Geomag hat diverse Preise gewonnen, zuletzt den Toy-Award der US-Spielzeugindustrie in der Kategorie “Spezialspielzeug des Jahres 2004”. Evans erinnert sich an die Preisverleihung im New Yorker Hilton Hotel am 19. Februar dieses Jahres: “Wir wussten, dass wir unter den Nominierten waren, als dann aber unser Name fiel, konnten wir es kaum glauben.” Kein Wunder: Dieser Award ist sozusagen der Oskar der Spielzeugbranche.

Andere Auszeichnungen gab es von Elternorganisationen oder vom britischen Verband für Spielzeugverkauf (British Association of Toy Retailers) für “das beste Konstruktionsspielzeug 2005”. Grossbritannien gehört neben Italien und den skandinavischen Ländern zu den besonders erfolgreichen Absatzmärkten von Geomag.

Selbst in China auf dem Markt

Erstaunlich, aber wahr: Selbst in China, dem weltweit grössten Herstellerland von Spielzeug, geht Geomag inzwischen über den Ladentisch. Geomag China ist gegründet. Jeff Evans ist soeben von einer Spielwarenmesse in China zurückgekehrt: “Die Leute dort konnten es kaum glauben, dass wir ein Schweizer Spielzeug in China verkaufen.”

Tatsächlich ist Geomag nicht gerade billig. Ein etwas umfangreicheres Set kann schnell 100 Franken oder mehr kosten. Doch genau dies ist Teil der Firmenphilosophie: “Wir wollen als Brand auf hoher Qualitätsstufe bekannt sein”, sagt Evans. Deshalb ist auf den Schachteln deutlich der Aufdruck “Swiss made” zu sehen. Diese Bezeichnung steht laut Evans immer noch für aussergewöhnliche Qualität. Und dadurch will sich Geomag von Konkurrenten abheben. Evans: “Weltweit sind schon mindestens 30 Imitationen im Umlauf.”

Nicht stehen bleiben

Diese Konkurrenzsituation führt dazu, dass Geomag nicht stehen bleiben darf. Neue Produktlinien und Anwendungen werden erfunden, beispielsweise Variationen von Gesellschafts-, Brett- und Strategiespielen. Eine Spezialedition ist mit der Fassade der Mailänder Scala erschienen. Durch Plastikpanels kann auch grösseren Bauwerken Festigkeit verliehen werden.

Verkauft wird in herkömmlichen Spielzeugläden. Der bisher einzige Geomag-Shop der Schweiz befindet sich im Foxtown-Einkaufszentrum von Mendrisio. “Dieser Laden ist für uns wie ein Labor, denn wir sehen auf Anhieb, wie die Kunden auf neue Produkte reagieren”, sagt Evans.

swissinfo, Gerhard Lob, Novazzano

1995: Claudio Vicentelli erfindet das Magnetspiel, das die Konstruktion geometrischer Figuren erlaubt.
Die elementaren Bestandteile sind eine vernickelte Stahlkugel und ein Plastikstäbchen mit magnetisierten Enden.
1998-2002: Das Spiel wird von Plastwood/Italien vertrieben.
2003: Die Produktion von Geomag läuft im Tessin an.
Jahresumsatz Geomag 2004: 25 Mio. Euro.
Alterszielgruppe: 3 – 99 Jahre.

Noch keine zwei Jahre ist die Tessiner Firma Geomag alt. Doch bereits erreicht sie einen Jahresumsatz von 25 Mio Euro. Der Zahl der Mitarbeiter ist von 30 auf 160 gestiegen.

Das Magnetspiel ist vielfach imitiert worden und kämpft auf dem Markt gegen Raubkopien, aber auch gegen das Modell Supermag der Vorläuferfirma Plastwood. Die Firma ist auch in China präsent.

Geomag hat in der kurzen Zeit seines Bestehens eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen erhalten. Im Februar dieses Jahres erhielt Geomag den Toy-Award der US-Spielzeugindustrie in der Kategorie “Spezialspielzeug des Jahres 2004”.

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