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Fragile Ambition


COP-Präsident Laurent Fabius. Keystone

Die Ambition. Ein Begriff der in Paris viel Gewicht bekommen hat. Schon vor der COP21, aber vor allem während der Konferenz, war das Stichwort klar: Das Abkommen, das verabschiedet wird, muss ambitiös sein.

Ziemlich unerwartet, gab es einen Schub, um die Limite auf 1.5 Grad Celsius, statt auf 2 Grad zu setzen. Den Vorschlag eingebracht haben die kleinen Inselstaaten, die besonders anfällig für die globale Erderwärmung und den Anstieg des Meeresspiegels sind. Der Vorschlag fand zunehmend Unterstützung, auch von den Industrieländern.

In der Frage der Finanzierung gibt es zwar noch keine Einigkeit, aber es gibt einen Konsens über die Notwendigkeit eines ehrgeizigen langfristigen Ziels. Am Mittwoch wurde die “High Ambition Coalition” gegründet. (siehe Beitrag von gestern) Auch die Schweiz hat sich der Koalition angeschlossen.

Der steigende Optimismus hat gestern Abend bei der Vorstellung des neuen Textentwurfs einen grossen Dämpfer bekommen. Darin ist zwar das Ziel von “deutlich unter 2 Grad Celsius” enthalten und es ist die Rede von “weiteren Anstrengungen zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad”, doch für das Erreichen des Ziels braucht es einen Plan dazu, wie und bis wann die Emission von Treibhausgasen reduziert werden muss. Und das fehlt im neuen Text.

Gemäss dem Artikel 3.1, der die Emissionsreduktionsziele enthält, müssen jetzt “die Spitzen der Emissionen so schnell wie möglich” erreicht und dann “schnell reduziert werden, um die Neutralität der Emissionen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.” zu erreichen. Diese rein qualitativen Definitionen bergen das Risiko, dass sie je nachdem, in welchem Land sie angewendet werden, sehr hohl tönen. Der neue Text ist definitiv eine fragile Grundlage für ein ambitioniertes Abkommen.

David Tschan, Delegation COP21 Swiss Youth for Climate

Bundesrätin Doris Leuthard zu den Ambitionen am Klimagipfel.

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