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EU schafft Schengen-Transitvisa ab

Bald brauchen Schweizerische Nicht-EU-Ausländer kein Transitvisum mehr für den Schengenraum. Keystone

Das EU-Parlament hat die Transitvisa für die meisten Nicht-EU-Ausländer aufgehoben. Von diesem Entscheid profitieren Drittstaaten-Angehörige in der Schweiz.

Hunderttausende von Ausländern in der Schweiz können somit künftig einfacher in ihre Heimat reisen.

Für Ausländer in der Schweiz, die keinen EU-Pass besitzen, sind Ferien in der Heimat mit mühsamen bürokratischen Umtrieben verbunden. Wenn zum Beispiel türkische oder serbische Familien per Bus oder Auto in die Heimat reisen wollen, brauchen sie Transitvisa für die Durchquerung der Schengenländer Italien oder Österreich.

Vor Feiertagen und Ferien müssen sie sich oft tagelang bei den überlasteten Botschaften und Konsulaten der Schengenländer um die Transitvisa bemühen.

Übergangslösung

Damit soll nun Schluss sein. Das EU-Parlament in Strassburg stimmte mit grosser Mehrheit für eine drastische Erleichterung dieser Praxis: Nicht-EU-Angehörige, die in der Schweiz über einen Ausländerausweis B oder C verfügen, brauchen künftig keine Transitvisa durch den Schengenraum mehr.

Die Regelung gilt für eine Durchreise von maximal fünf Tagen. Es handelt sich um eine Übergangslösung bis zum Schengenbeitritt der Schweiz.

Die neue Regelung tritt allerdings nicht sofort in Kraft, weil zuvor noch der EU-Ministerrat zustimmen muss. Dies ist zwar eine blosse Formsache, benötigt aber Zeit, ebenso die Übersetzung in alle EU-Amtsprachen.

“Wir sind zuversichtlich, dass die Regelung bereits vor den nächsten Sommerferien gilt”, sagte der Sprecher der österreichischen EU-Ratspräsidenschaft, Nikola Donig, gegenüber swissinfo.

Österreich ist stark daran interessiert, dass seine Botschaft in Bern von den Umtrieben mit den Schengen-Transitvisa entlastet wird.

Erleichterung bei Gewerkschaft

“Wir sind erleichtert und froh über den Entscheid des EU-Parlaments”, erklärte Vania Alleva von der Gewerkschaft Unia. Die Unia hatte seit Jahren für eine Aufhebung der Schengen-Transitvisa gekämpft, die vielen ausländischen Gewerkschaftsmitgliedern regelmässig den Ferienanfang verdarben.

Auch das Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM) hatte sich laut FIMM-Generalsekretär Claudio Micheloni gegen die “unhaltbaren Zustände” gewehrt.

Laut Unia profitieren mehr als 700’000 Ausländer von der beschlossenen Erleichterung.

swissinfo, Simon Thönen, Brüssel

Unter den in der Schweiz lebenden Nicht-EU-Ausländern hat es zahlreiche Türken und Serben.

Die in der Schweiz zahlreichen Kosovo-Albaner gelten formal auch als Serben.

Diese besitzen auch keinen EU-Pass, sondern zu 90% einen Unmik-Reiseausweis (in Pristina von der UNO ausgegeben), oder einen serbischen Pass.

Um nach Hause zu kommen, brauchten sie bisher ein Visum für den Transit. Dies war nur mit einem direkten Charterflug zu umgehen.

Wer über Land vom Wohnsitz Schweiz nach Serbien, Kosovo oder in die Türkei gelangen will, brauchte bisher ein Transit-Visum.

Dieser bürokratische Umtrieb soll nun aufgehoben werden.

94% der in der Schweiz ausgestellten Visa sind Transitvisa.
Über 700’000 in der Schweiz lebende Ausländer sind Nicht-EU-Bürger.
Diese dürfen den Schengenraum auf dem Landweg nicht ohne ein Transitvisum durchqueren, um in ihr Heimatland zu gelangen.
Man erwartet die Aufhebung der Transitvisa-Pflicht bis vor den Sommerferien.

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