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Euro – Schweizer Franken: Die Geschichte einer Hassliebe

In der Ehe zwischen Euro und Franken ist nicht mehr alles harmonisch. Keystone

Es schien, dass der Schweizer Franken und der Euro eine Ehe eingegangen waren, für gute wie für schlechte Tage. Im Verlauf des Jahres zeigte sich aber, dass dem nicht so war: die Schweizer Währung war gegen Schwächeanfälle besser gefeit als der Euro.

Den Verantwortlichen der europäischen Geldpolitik bereiten die Abweichungen zum Schweizer Franken kaum Sorgen, da sie für die EU kaum von Bedeutung sind. Die Auswirkungen auf die Konjunktur in der Schweiz dagegen werden von der Wirtschaft des Landes eindeutig stärker verspürt, und das nicht ohne Grund: die Eurozone ist ihre weitaus wichtigste Handelspartnerin, sie steht für gut die Hälfte der Exporte und zwei Drittel der Importe.

Der Euro war bis im Frühjahr rund 1.60 Fr. wert. Dann sank er zweimal, zuerst auf 1.54 Fr. und im September gar auf 1.50 Fr. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) hat die Stärkung des Schweizer Frankens sofort unter die Lupe genommen und kam zum Schluss, dass es keinen Grund zur Besorgnis gab. Laut dem seco lässt sich das Auseinanderdriften der beiden Währungen nicht durch die Konjunktur erklären, der Unterschied liegt vielmehr im Vertrauen der Märkte.

Auch die UBS verfasste eine Studie dazu. Nach Ansicht des Chefökonomen der Grossbank, Peter Buomberger, hat die Schweiz ein Interesse daran, ihre Unabhängigkeit gegenüber der Einheitswährung zu behalten. Sie tut dies mit einer spezifischen Politik der Schweizerischen Nationalbank. So behält der Schweizer Franken seine Attraktivität als Anlagewährung. Und laut der UBS würde eine Anbindung an den Euro in der Schweiz unausweichlich zu höheren Zinsen führen.

Die Schweiz hat die Abstimmung über den Euro in Dänemark mit Interesse verfolgt. Die “Euroskeptiker” freuten sich über die Ablehnung, sie sahen darin ein Symbol des Widerstands gegen die europäische Vereinheitlichung. Aber obwohl die dänische Krone nicht Teil der Währungseinheit ist, ist ihr Kurs enger als der Schweizer Franken mit jenem des Euro verknüpft.

Die Schweizerische Nationalbank war bei der wichtigsten Rettungsoperation für den Euro im September nicht mit von der Partie. Die Operation zeigte ohnehin nur kurzfristig Wirkung: der Euro hat sich schnell wieder auf tiefstem Niveau eingependelt – gegenüber dem Dollar, dem Yen … und dem Schweizer Franken.

Thierry Zweifel, Brüssel

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