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EuroAirport baut aus und hofft

So wird der neue EuroAirport Basel Mülhausen Freiburg im Jahre 2003 aussehen. www.euroairport.com

Nach den Zugeständnissen im deutsch-schweizerischen Fluglärmstreit um den Klotener Unique-Airport tritt der sich im Ausbau befindende EuroAirport Basel Mülhausen Freiburg verstärkt ins Rampenlicht. Er könnte von der Situation profitieren. Allerdings wehrt sich auch dort die Bevölkerung gegen ein Wachstum.

Der Schutzverband der schweizerischen Bevölkerung in der Region des Flughafens EuroAirport Basel Mülhausen Freiburg hat kürzlich eigene Fluglärmmessungen durchgeführt. Sie zeigen, dass die Lärmspitzenwerte deutlich über den gesetzlichen Durchschnittswerten liegen. Gemäss den Messungen an sieben Standorten in Allschwil (BL), Basel, Binningen (BL) und Schönenbuch (BL) wird die Bevölkerung in flugnahen Wohngebieten von zahlreichen lauten Flugzeugen überflogen, welche Spitzenwerte bis zu 95 Dezibel verursachten. Das Gesetz erlaubt Jahresdurchschnittswerte von 60 Dezibel in Wohngebieten tagsüber, nachts zuerst 55 und später 50 Dezibel.

Die Aktion zeigt deutlich: Die Anwohnerinnen und Anwohner des EuroAirport wehren sich mit zunehmender Stärke, angespornt von den Erfolgen und Taten der Leidesgenossen beim Zürcher Flughafen Kloten. Flughafensprecher Andreas Hatt bestätigt gegenüber swissinfo, dass die Kritik neue Dimensionen annimmt: “Diskussionen gab es immer, aber jetzt ist es politisch geworden.” Zudem spüre er vermehrt einen nationalistischen Anstrich bei den Gesprächen und Vorwürfen.

Wichtiger Arbeitgeber und Cargo-Flughafen

Der EuroAirport ist ein öffentlich-rechtliches Unternehmen nach internationalem Recht mit Sitz in Frankreich. Der Staatsvertrag aus dem Jahr 1949 garantiert einen in dieser durchgängigen Form in der Welt einzigartigen binationalen Status. Der Flughafen liegt gänzlich auf französischem Gebiet und umfasst einen schweizerischen Zollsektor, der über eine Zollstrasse mit Basel verbunden ist.

Der Flughafen gehört neben den Basler Chemieunternehmen und den Peugeot-Montagewerken in Mülhausen zu den wichtigsten Arbeitgebern am Oberrhein. Über 6’000 Menschen arbeiten in den rund 150 Unternehmen, die fast ausschliesslich in direktem Zusammenhang mit dem Luftverkehrsbetrieb stehen, u..a. Crossair, Jet-Aviation und Gate Gourmet. Zudem ist der Flughafen eine der wichtigsten Cargoflughäfen der Schweiz und von Frankreich.

Passagierzahl erstmals wieder gesunken

Seit 1992 hat die Zahl der Passagiere stetig zugenommen. 1998 wurde die 3-Millionen-Grenze überschritten. Letztes Jahr zählte man 3,8 Mio. Passagiere. Ein Ausbau schien nötig, da mit einer weiteren Steigerung der Passagierzahlen gerechnet wurde. Die Erweiterung sieht unter anderem ein neues Fingerdock vor (eröffnet Mai 2001), neue Parkhäuser, Pistenverlängerungen (schon in Betrieb) und veranschlagt rund 5,3 Mrd. Franken. 2003 soll der Ausbau abgeschlossen sein.

Der erweiterte EuroAirport weist eine theoretische Kapazität von 5-6 Millionen Passagieren auf. Das heisst, ein bestimmtes Wachstum war angestrebt worden. Allerdings hat dieses Jahr gemäss Flughafensprecher Hatt die Zahl der Reisenden erstmals wieder abgenommen. Dies sei nicht nur in Basel der Fall, sondern generell. Der Flugverkehr reagiere immer sehr rasch und empfindlich auf die Konjunktur. In Basel käme, so Hatt, jedoch noch dazu, dass Crossair ihr Streckennetz gestrafft habe, KLM und British Airways nicht mehr von Basel aus operierten und die Swissair ihren New York-Flug von Basel gestrichen habe.

Zukunft abhängig von Konjunktur und Goodwill

Auf die Frage, ob der EuroAirport von den Schwierigkeiten des Flughafens Zürich-Kloten nun aber profitieren kann, zeigt sich Hatt gegenüber swissinfo vorsichtig: Eine Verlagerung von Swissairflügen hält er für sinnlos, sofern Zürich-Kloten sein Hub-Konzept behalten möchte. Wachstumspotential sieht er vor allem in der Region, nicht in Zürich. Allerdings gibt er zu, dass man am EuroAirport nicht unglücklich wäre, falls einige Swissair-Langstreckenflüge nach Basel verlegt würden. Wie sich letztlich der EuroAirport aber entwickeln werde, hänge, so Hatt, nicht von den Ereignissen in Zürich ab, sondern allgemein vom Wachstum des Flugverkehrs und den Ansprüchen der Anwohnerschaft.

swissinfo

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