Adecco auf Einkaufstour in Deutschland
Die Schweizer Adecco baut ihre Position auf dem deutschen Markt aus. Der weltgrösste Personalvermittler kauft die Tuja-Gruppe für 1,3 Mrd. Franken.
Die Transaktion, die noch von den Wettbewerbsbehörden geprüft werden muss, wird zum grössten Teil in Bar abgewickelt.
Adecco übernimmt mit sofortiger Wirkung zunächst 97% des deutschen Arbeitsvermittlers Tuja. Die restlichen 3% gehen Ende Jahr an Adecco.
Mit dem Kauf der auf die Vermittlung von Facharbeitern spezialisierten Tuja-Gruppe übernimmt Adecco auch deren Schulden von rund 200 Mio. Euro. Dies ergebe einen Gesamtkaufpreis von rund 800 Mio. Euro, der grösstenteils aus Barmitteln finanziert werde, teilte Adecco am Montagmorgen mit.
Scott Weldon, Analyst der Nak Vontobel erklärte gegenüber swissinfo, die Übernahme sei für Adecco ein gutes Geschäft, trotz der zu übernehmenden Schulden: Wenn ich die Erwerbskosten mit dem vorhergesagten Betriebsergebnisvergleiche, sehe ich, dass Adecco einen guten Gegenwert fürs Geld erhält.”
Boomender Markt
Tuja wird, laut Adecco-Konzernchef Dieter Scheiff, unter bisherigem Namen und bisheriger Führung in Deutschland weitergeführt. Mit der Übernahme kann Adecco seine Position auf dem deutschen Zeitarbeitsmarkt deutlich ausbauen.
Dieser ist hoch profitabel und auf Expansionskurs. Deshalb gehöre er, so Scheiff, zu den weltweit attraktivsten Temporärmärkten. Mit einem Anteil von derzeit nur 1% Zeitarbeit an der Gesamtbeschäftigtenzahl in Deutschland werde dieser Markt in Zukunft verstärkt von strukturellen Veränderungen profitieren und damit nachhaltiges Wachstum ermöglichen.
Aufrücken an die Spitze
Scheiff schätzt, dass der Anteil der Temporärarbeit an den Gesamtbeschäftigten in Deutschland bis ins Jahr 2009 dank Marktderegulierung und einer wachsende Akzeptanz der Zeitarbeit auf 2% ansteigen wird.
Der Adecco-Konzern, der in Deutschland bisher einen Marktanteil von 5% hatte, kommt mit dem im vergangenen Jahr übernommenen deutschen Fachkräftevermittler DIS (Marktanteil: 4%) und der Tuja-Gruppe (4%) neu auf 13%. Adecco rückt damit zum führenden niederländischen Randstadt-Konzern auf, der in diesem hoch fragmentierten Markt in Deutschland ebenfalls auf 13% kommt.
Wettbewerbsbehörde-Ja steht noch aus
Die Tuja Gruppe macht dieses Jahr rund 650 Mio. Euro Umsatz und beschäftigt in Deutschland, der Schweiz und Österreich etwa 630 interne Mitarbeitende. Das Unternehmen hat 127 Niederlassungen, davon 105 in Deutschland. Für 2007 ist ein Gewinn vor Abschreibungen von 63 Mio. Euro budgetiert.
Die Übernahme muss noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Analysten reagierten positiv. Laut der Privatbank Wegelin macht es durchaus Sinn, in einem der attraktivsten Temporärmärkte zu expandieren. Die Erkennung des Potenzials durch Adecco sei kein Wunder, denn mit Scheiff lenke ein profunder Kenner der deutschen Arbeitsmarkszene die Zügel bei Adecco.
Adecco bleibt in Lauerstellung
Adecco kann sich auch nach der Übernahme der deutschen Tuja-Gruppe weitere Zukäufe leisten. Dem Schweizer Personalvermittler stehen dazu fast eine Mrd. Euro zur Verfügung, wie Finanzchef Dominik de Daniel sagte. “Aber wir sind nicht in Eile. Wir machen nur Übernahmen, wenn wir den richtigen Kandidaten finden, das richtige Management mit der richtigen Strategie.” Wichtig sei, dass Adecco das Kreditrating behalten könne.
Adecco halte nach weiteren Übernahmen Ausschau und wolle sich dabei auf Vermittler von Fachkräften konzentrieren, sagte CEO Dieter Scheiff. Geographisch stünden Zentraleuropa, Japan und Nordamerika im Vordergrund.
swissinfo und Agenturen
Adecco entstand 1996 aus der Fusion der Schweizer Adia Interim und der französischen Ecco. Adecco ist weltweit der grösste Personalvermittler.
Die Gruppe vermittelt Arbeitsplätze im Handel, in der Industrie und Technik.
Adecco ist mit über 6700 Filialen in 70 Ländern präsent und beschäftigt über 35’000 Arbeitskräfte.
Unternehmenssitz ist in Chéserex im Kanton Waadt.
Durchschnittlich 700’000 Personen werden von Adecco täglich vermittelt.
Umsatz 2006: 20,4 Mrd. Euro (+12%)
Reingewinn: 611 Mio. Euro (+35%)
Betriebsgewinn: 816 Mio. Euro (+33%)
Vorgeschlagene Dividende: 1.20 Fr. pro Aktie (+0.20 Fr.)
Geschätzter Umsatz 2007: 650 Mio. Euro
Betriebsgewinn (EBITA): 63 Mio. Euro
Mitarbeiter: 630
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