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Auf die Strasse für Swissmetal

Druck auf Swissmetal: Wie 2004 versammelten sich Hunderte vor der Fabrik in Reconvilier. Keystone Archive

Mehrere hundert Personen haben in Reconvilier, im Berner Jura, demonstriert. Lautstark setzten sie sich für die Swissmetal-Boillat ein.

Ein Jahr nach einem Streik bleiben die Sorgen um das Schicksal des Standortes. Swissmetal will eine der beiden Giessereien im Jura dicht machen.

Swissmetal schliesst eine Giesserei und baut in den nächsten fünf Jahren 150 Stellen ab. Der Konzern hält aber an den Standorten Reconvilier und Dornach fest und investiert rund 75 Mio. Franken in der Schweiz.

Am Abend nahmen in Reconvilier etwa 800 bis 1000 Personen an einer Solidaritätskundgebung teil.

Nach tagelangen Spekulationen über eine angebliche Schliessung des Werks in Reconvilier legte Swissmetal am Dienstag die Karten auf den Tisch: Der Konzern hält an den Standorten Reconvilier im Berner Jura und Dornach im Kanton Solothurn fest.

In beide Werke werden je 25 Mio. Franken investiert. Die Verteilung weiterer 25 Millionen sei noch offen, sagte Konzernchef Martin Hellweg. Allerdings soll der Stellenbestand bis 2010 von 750 auf 600 schrumpfen. Nur so lasse sich die Profitabilität steigern, so Hellweg.

Aktivitäten bündeln

Zudem will Swissmetal die Giesserei-Aktivitäten an einem Standort bündeln, was 40 bis 50 Arbeitsplätze kostet. Ob künftig noch in Dornach oder in Reconvilier Metall gegossen wird, lässt Swissmetal vorerst offen.

Eine Giesserei sei nur profitabel zu betreiben, wenn drei Schichten sieben Tage pro Woche rund um Uhr arbeiteten, erklärte Hellweg. Jener Kanton, der diese Bedingungen besser erfülle, erhalte den Zuschlag.

Bern und Solothurn wurden bereits am Montag informiert. Solothurn werde Swissmetal administrativ so weit wie möglich entgegenkommen, sagte Jonas Motschi, Leiter des Solothurner Amtes für Wirtschaft und Arbeit. Es stehe aber kein Geld zur Verfügung, um den Standortentscheid zu beeinflussen.

Die Berner Volkswirtschaftsdirektorin Elisabeth Zölch hielt sich bedeckt.

Manipulationsvorwürfe

Swissmetal-Verwaltungsratspräsident J. Friedrich Sauerländer warf der Gewerkschaft Unia Manipulation vor. “Die Unia benutzt den Standort Reconvilier, um sich selber zu profilieren”, kritisierte er.

Nach dem Streik vor Jahresfrist habe sich das Unternehmen peinlichst an die Abmachungen gehalten. Die Unia lehne aber jegliche Kooperation ab. Angesichts des Giesserei-Standortentscheids sei dies ein Spiel mit dem Feuer.

Die Unia organisierte am frühen Abend in Reconvilier eine Solidaritäts-Kundgebung. Daran nahmen laut Gewerkschaftssprechern rund 800 bis 1000 Personen teil.

Beschäftigte, Gewerkschafter und Politiker marschierten, unterstützt von der lokalen Bevölkerung, mit Fackeln durch das Dorf. Auf Spruchbändern hiess es: “Retten wir unsere Region” und “Verlagert Hellweg”.

Mehrere Redner setzten sich für die Erhaltung der Arbeitsplätze ein und kritisierten den geplanten Stellenabbau.

swissinfo und Agenturen

16. Nov. 2004: 400 Angestellte, Arbeiter und Kader der Swissmetal in Reconvilier legen ihre Arbeit nieder.

Ihr Ziel: Protest gegen die Entlassung des Direktors der Fabrik. Zudem verlangten sie die Entfernung des Direktors der Swissmetal-Gruppe, Martin Hellweg.

Swissmetal in den ersten 9 Monaten 2005:
Umsatzrückgang um 5% auf 147,4 Mio. Franken.
Gewinn vor Steuern (EBIT) schrumpft um die Hälfte auf 2,6 Mio. Franken.
Swissmatal leidet an Überkapazitäten bei Standard-Produkten.
Auch die angestiegenen Preise des Rohstoffs Kupfer machen der Gruppe zu schaffen.

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