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Aufziehende Wolken über Schweizer Konjunktur

Der Schweizer Konjunkturhimmel bleibt vorderhand klar, die Wolken kündigen sich jedoch bereits an. Keystone

Die Schweizer Wirtschaft bleibt bis Ende 2004 auf Wachstums-Kurs. Dieser wird aber nächstes Jahr an Dynamik verlieren.

Das wichtigste Konjunktur-Forschungsinstitut der Schweiz hebt besonders die gute Gesundheit der Industrie, des Detailhandels und der Versicherungen hervor.

Die Schweizer Wirtschaft wächst vorerst weiter. Dies zeigt eine Umfrage der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Mittelfristig soll sich jedoch die Dynamik abschwächen. Getragen wird das Wachstum vor allem von der Industrie. Aber auch der Detailhandel und die Versicherungen stützen die Konjunktur.

Die im Monat Oktober durchgeführte Umfrage signalisiert für das dritte Quartal 2004 eine verstärkte Wirtschaftsaktivität, wie die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse zeigen. Allerdings kommen von der Bauwirtschaft und dem Gastgewerbe keine Impulse.

Mittelfristig ist eine nachlassende Wirtschaftsdynamik absehbar. Namentlich Industrie, Baugewerbe und Detailhandel zeigen sich etwas zurückhaltender. Bereits das Ende Oktober publizierte KOF-Konjunkturbarometer hatte ein Nachlassen der Wirtschaftsdynamik ab Anfang 2005 signalisiert.

Produktion ausgeweitet

In der Industrie setzte sich die kräftige Produktionstätigkeit bei den binnen- wie den exportorientierten Unternehmen fort, wie die Oktober-Umfrage zeigt. Auch das Baugewerbe blieb auf seinem Expansionspfad.

Das Gastgewerbe konnte sich wie in den vorherigen Quartalen weiter erholen, doch verharrte die Branche umsatzmässig im Minus. Bei den Banken und Versicherungen verschlechterte sich die Beurteilung der Geschäftslage etwas, sie blieb aber deutlich positiv. Der Detailhandel beurteilte die Geschäftslage bloss als befriedigend.

Eingetrübte Aussichten

Für die kommenden drei Monate planen die Industrie-Unternehmen eine weitere Steigerung der Produktion. Sowohl die binnen- als auch die exportorientierten Firmen beurteilen die Nachfrage-Entwicklung zuversichtlich. Die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate haben sich aber etwas eingetrübt.

Im Baugewerbe rechnen die Firmen für die kommenden drei Monate mit einem unveränderten Auftragseingang. Mittelfristig wird jedoch ein leichter Rückgang befürchtet.

Grosse erwarten mehr

Der Detailhandel rechnet mit einer höheren Nachfrage, die aber langsamer wächst. Die Einkäufe für die nächsten Monate werden daher leicht reduziert. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sind vorsichtig, während grössere Detailhändler von steigenden Umsätzen ausgehen.

Im Gastgewerbe rechnen für das vierte Quartal bloss 23% der befragten Betriebe mit einer Zunahme des Absatzes, während 44% von konstanten Einnahmen ausgehen. Bei den Hoteliers meldeten 34% einen gegenüber dem Vorjahr tieferen Stand der Reservationen, bei etwa 40% ist er kaum verändert.

Optimistische Banken und Versicherungen

Bei den Banken herrscht für das vierte Quartal ein vorsichtiger Optimismus. Die erfreuliche Erfolgsentwicklung im Zinsengeschäft des letzten Quartals dürfte sich zwar nicht fortsetzen.

Dafür werden bessere Resultate im Kommissions- und insbesondere im Handelsgeschäft erwartet. Das dürfte zu einem höheren Bruttoertrag führen. Für die nächsten sechs Monate erwarten die Banken eine weitere Verbesserung.

Die Versicherungen rechnen mit steigenden Bruttoprämien und leicht sinkenden Versicherungsleistungen.

Gegenüber dem Vorquartal und dem Vorjahresquartal dürften die Brutto-Prämien leicht steigen und die Versicherungs-Leistungen etwas sinken. Die Netto-Anlage-Erträge sollen im Vorjahresvergleich zulegen. Bezüglich der mittelfristeigen Geschäftsentwicklung überwiegen die optimistischen Stimmen aber nur noch geringfügig.

Die KOF führte die jüngste vierteljährliche Konjunkturumfrage im Oktober in der Industrie, im Baugewerbe sowie in Teilen des Dienstleistungssektors durch. Es wurden rund 6000 Fragebogen verschickt. Die Rücklaufquote betrug 67%.

swissinfo und Agenturen

Industrie: Produktionsanstieg für 30% der Firmen, Stagnation für 49%, Produktions-Verminderung bei 21%.
Bauwirtschaft: 50% der befragten Firmen haben genügend gefüllte Auftragsbücher. Ein steigender Anteil ist von einer Verbesserung überzeugt.
Detailhandel: Die Mehrheit der Firmen verzeichnet eine bloss befriedigende Geschäftslage.
Gastgewerbe: Leichte Erholung, jedoch Verharren im Minus. Weniger Optimismus für die Zukunft.
Banken und Versicherungen zeigen einen vorsichtigen Optimismus.

Die KOF führte im Oktober 2004 in der Industrie, im Baugewerbe und in Bereichen des Dienstleistungs-Sektors ihre vierteljährlichen Konjunktur-Umfragen durch.

Von den rund 6000 verschickten Fragebogen wurden im Durchschnitt 67% beantwortet.

Es wurde auf eine ausgewogene Verteilung der Firmen nach Branchen, Regionen und Unternehmensgrösse geachtet.

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