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Bittere Pille für Kaffee-Trinker

Die magische Preisgrenze von vier Franken für eine Tasse Kaffee rückt näher. Keystone

Für eine Tasse Kaffee wird der Konsument im kommenden Jahr mehr zahlen müssen. Der Durchschnittspreis nähert sich der 4-Franken-Marke.

Der Euro 2008 blickt die Branche mit gemischten Gefühlen entgegen: Sie befürchtet Umsatzverluste und hat Bedenken bezüglich des Verhaltens der Fussballfans.

Der durchschnittliche Preis für eine Tasse Café Crème ist in der Deutschschweiz nach den Berechnungen des Schweizer Cafetier Verbands SCV seit 1990 von 2,42 auf 3,71 Franken gestiegen.

Dieses Jahr zahlte man im Vergleich zu 2006 etwa sieben Rappen mehr. Nächstes Jahr dürfte die Erhöhung noch deutlicher ausfallen.

Laut Hans-Peter Oettli, Zentralpräsident des Schweizer Cafetier Verbands (SCV) werden die Cafetiers aufgrund der Preiserhöhungen für Rohstoffe und der neuen Löhne die Preise voraussichtlich um 5 bis 8%, beziehungsweise um 20 bis 40 Rappen zu erhöhen.

Die Preispolitik sei aber Sache jedes einzelnen Betriebsinhabers.

11,5% Gastgewerbeanteil an Kaffeekonsum

Ausserdem unterstrich Oettli, dass eine Tasse Kaffee nach wie vor eine der erschwinglichsten und günstigsten Konsumationen im Gastgewerbe sei. “Ein Genuss, den sich jeder leisten kann”, sagte der SCV-Zentralpräsident.

Der Löwenanteil wird laut SCV zuhause getrunken und über den Detailhandel verkauft.

Der Anteil des Gastgewerbes habe sich mit 11,5% in den letzten fünf Jahren prozentual nur unwesentlich verändert.

Vorschlag: günstigere Preise an der Bar

Bezüglich Preispolitik schlägt Oettli den Cafetiers ausländische Preismodelle vor. So sei es unter anderem in Italien üblich, Getränke und Speisen, die stehend an der Bar eingenommen werden, günstiger anzubieten.

Es sei verwunderlich, dass in der Schweiz nur ganz wenige Betriebe diese mitarbeitersparende Variante anböten.

Zudem wäre seiner Ansicht nach ein für Kunden sympathischer und akzeptierter Weg, den Kaffe preislich nach der Menge zu diversifizieren. Somit wäre ein Ristretto am günstigsten, während ein grosser Latte Macchiato teurer wäre.

Euro 2008 ist für Cafetiers eine Standortfrage

Mit gemischten Gefühlen schauen die Cafetiers der Euro 2008 entgegen. Einerseits befürchten die von den Fan-Meilen entfernten Betriebe eine Umsatzflaute, wie SCV-Geschäftsführerin Johanna Bartholdi sagte.

Andererseits könnten sich zwar die Betriebe innerhalb dieser Zonen auf einen Zustrom freuen, doch hegten sie auch grösste Bedenken über das Verhalten der Fussballfans. Bartholdi schlug unter anderem vor, die Toiletten der Cafés vermehrt zu überwachen und zu reinigen sowie für deren Benützung eine Gebühr zu verlangen.

Zudem kritisierte Bartholdi, dass bei der Ausgestaltung der Fan-Meilen das seit Jahren angesiedelte Gewerbe in einigen Fällen bestraft worden sei durch Zufahrtsbeschränkungen oder durch unmittelbar vor dem eigenen Geschäft vermietete Flächen für Marktfahrer und Schausteller.

swissinfo und Agenturen

Der Kaffeekonsum in der Schweiz blieb in den vergangenen Jahren mehr oder weniger auf konstant hohem Niveau.

Im Jahr 2006 trank ein Schweizer durchschnittlich 1063 Tassen Kaffee.

Mehr als etwa die Deutschen, Italiener oder Amerikaner.

Aber weniger als Finnen, Norweger oder Schweden.

Kaffee gehört zu den wichtigsten Welthandels-Produkten.

Über 25 Mio. Menschen sind mit Anbau, Verarbeitung und Handel beschäftigt.

Der grösste Teil lebt in Produktionsgebieten in der Nähe des Äquators.

Von der durchschnittlichen Kaffeeproduktion (2000 bis 2004) entfielen
56 Mio. Sack zu 60 kg auf Südamerika
29 Mio. auf Asien und Ozeanien
17 Mio. auf Nord- und Zentralamerika
15 Mio. auf Afrika

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