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Comeback der Windenergie

Windturbinen auf den Schweizer Jurahöhen. Suisse Eole

Die gestiegenen Erdölpreise erwecken erneuerbare Energien wieder zum Leben. Die Schweiz will mehr in Windenergie investieren.

Mit dem Konzept “Windenergie Schweiz” sollen bis 2010 an die 100 Gigawattstunden (GWh) Windstrom produziert werden. 2025 dürften es 300 GWh sein.

Wenn das Erdöl teurer wird, dann flammt die Diskussion rund um die alternativen, sprich erneuerbaren Energieformen wieder auf. So war es in der Schweiz noch vor einem Jahr ruhig um neue Windenergie-Projekte.

Kürzlich trat das Bundesamt für Energie (BFE) an die Öffentlichkeit und verkündete, die Schweiz wolle und solle bis 2010 zehn Mal mehr Windenergie produzieren als heute. Das wäre immer noch nicht viel, nämlich lediglich 0,1% des Schweizer Strombedarfes.

Alternative Energieformen sind wieder im Gespräch und werden wieder gefördert. Zwar erst verbal, denn die Regierung will wegen der leeren Bundeskasse die Forschungsgelder und Subventionen massiv verringern.

Das BFE hat 28 bevorzugte Standorte bestimmt, wo neue Windkraftwerke erstellt werden sollen. Um dem Konzept “Windenergie Schweiz” eine breite Unterstützung zu sichern und den Widerstand gegen die Windparks möglichst klein zu halten, sind auch Umweltverbände in die Wahl der Standorte einbezogen worden.

Umweltorganisationen bedingt dafür

Eine der Organisationen, die vehement gegen die hohen Masten der Windräder ankämpfte, war “Pro Natura”. Die Umweltorganisation begrüsst nun das Konzept, gibt sich moderater und wünscht sich “eine allerdings vertiefte Prüfung der neuen Standorte”.

Auslöser für den Schwenker dürfte das Versprechen des BFE sein, Windenergie-Anlagen nur an akzeptablen Standorten zu erstellen.

Bei einer im Jahr 2002 (also noch vor dem starken Anstieg des Erdölpreises) vom Westschweizer Institut Mediactif in Vevey durchgeführten Publikumsumfrage brachte die Bevölkerung der Windenergie die höchsten Sympathiewerte entgegen.

89% befürworteten die Förderung der Windenergie. Beim Begriff “Erneuerbare Energien” nannten 57% der Befragten die Windenergie. Nur die Solarenergie ist noch bekannter. Sogar die Wasserkraft wurde nach der Windenergie genannt. Holz, Biomasse und Geowärme folgen weit dahinter.

Hohe Akzeptanz

Auch die Akzeptanz der zwar eleganten aber massigen Windturbinen ist – laut Umfrage – gar nicht schlecht. Drei Viertel der Befragten können sich vorstellen, in der Nähe einer Turbine zu leben.

Wer tatsächlich dort lebt, hat keine Probleme damit. Das zeigten Umfragen in Gütsch im Kanton Uri und im Berner Jura (Mont-Crosin), wo Windanlagen bereits Strom liefen. Mehr Skepsis herrscht an geplanten Standorten von Windturbinen.

Auch bei den Initianten des Konzeptes “Windenergie Schweiz” ist man sich bewusst, dass das Aufstellen von Windturbinen ein Eingriff in die Landschaft bedeutet.

“Windkraftanlagen prägen das Landschaftsbild erheblich”, steht in den Erläuterungen des Konzeptes. Deshalb müssten “standortspezifische Gegebenheiten gebührend berücksichtig werden”.

Das Konzept definiert übrigens die Bedingungen für den Bau von Windparks genau. Zu den Kriterien zählen das Windaufkommen, der Abstand zu Wohnsiedlungen und die Rücksichtnahme auf die Natur.

“Sauberer” Strom gefragt

Zur Zeit übersteigt in der Schweiz die Nachfrage nach “sauberem” Strom das Angebot. Deshalb werden auf dem Mont-Crosin im Berner Jura zwei neue Windanlagen erstellt, und die bisherige Stromproduktion um 80% erhöht.

Konkret können damit 2700 Haushaltungen mit Strom versorgt werden.
Der Jurabogen ist gemäss Messungen ein idealer Standort für die Schweizer Windenergie.

Deshalb sollen dort weitere zehn Windparks realisiert werden. Sie würden dann, so das BFE, rund 5% des Strombedarfs im Gebiet zwischen Nyon (VD) und Delsberg (JU) mit lokaler Windenergie decken. “Zu hundert Prozent schadstofffrei”, schreibt das BFF.

swissinfo, Urs Maurer

In einer Publikumsumfrage befürworten 89% die Förderung von Windenergie in der Schweiz.
Drei Viertel können sich vorstellen, in der Nähe einer Windturbine zu leben.
Skepsis den Turbinen gegenüber herrscht beim Landschaftsschutz.

Das Konzept “Windenergie Schweiz” soll weitere Windparks ermöglichen.
Das Bundesamt für Energie nennt 28 neue Standorte.

Diese könnten insgesamt bis 300 Gigawattstunden Energie liefern.

Der Jurabogen ist für Windparks der beste Standort in der Schweiz.

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