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Crews versuchten, Kollision zu vermeiden

Die Besatzungen der über dem Bodensee zusammen gestossenen Flugzeuge haben in den letzten Sekunden noch versucht, die Kollision zu vermeiden. Dies zeigen die Aufzeichnungen der Flugschreiber und der Stimmrekorder.

Wie die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung am Freitag mitteilte, lassen die Aufzeichnungen der Cockpit-Voice-Recorder den Rückschluss zu, “dass Besatzungsmitglieder beider Flugzeuge wenige Sekunden vor dem Zusammenstoss das andere Flugzeug erkannt haben”.

Durch Flugmanöver hätten die Besatzungen vergeblich versucht, den Crash zu vermeiden.

Bei der Kollision am 1. Juli waren alle 71 Passagiere – darunter viele Kinder – und Besatzungs-Mitglieder ums Leben gekommen.

Frachtmaschine später gesunken

Die Auswertungen ergaben zudem, dass der Pilot der Boeing-Frachtmaschine seinen Sinkflug erst später als ursprünglich angenommen an den Fluglotsen in Zürich meldete.

Nach einer entsprechenden Aufforderung des automatischen Kollisionswarngeräts TCAS ging der Boeing-Pilot 36 Sekunden vor der Kollision in den Sinkflug. Die Mitteilung darüber an die Flugsicherung Zürich machte er jedoch erst 13 Sekunden vor dem Zusammenstoss.

Die Meldung von der Boeing an den Fluglotsen in Zürich sei erst erfolgt, nachdem dieser seinerseits die russische Maschine schon zwei Mal ebenfalls zum Sinkflug aufgefordert habe, sagte BFU-Sprecher Frank Göldner. Jeder Pilot müsse aber sofort melden, wenn er einer TCAS-Warnung folge, betonte der BFU-Sprecher.

Durch die späte Meldung des Sinkflugs durch den Piloten der Frachtmaschine seien weitere Sekunden verloren worden.

Keine technischen Mängel

Bei der Kollision handle es sich um einen typischen Unfall, bei dem viele Faktoren zusammen kämen. Bislang sei man noch davon ausgegangen, dass der Boeing-Pilot seinen Sinkflug bereits 29 Sekunden vor der Kollision nach Zürich gemeldet habe.

Inzwischen liege eine erste Übersetzung der Voice-Recorder-Aufzeichnungen der Maschinen vor, sagte Göldner. Es sei aber noch nicht geklärt, von welchen Besatzungmitgliedern die aufgezeichneten Äusserungen jeweils stammten.

Die BFU stellte ausserdem fest, das die TCAS-Geräte in beiden Flugzeugen vor der Kollision so funktionierten, wie sie sollten. Beide Maschinen seien in einer Höhe von ungefähr 35.000 Fuss rechtwinklig zusammengestossen. Die Auswertung der beiden Flugdatenschreiber habe keine Erkenntnisse über technische Mängel ergeben.

swissinfo und Agenturen

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