Doris Leuthard auf Antrittsbesuch in Deutschland
Die neue Schweizer Volkswirtschafts-Ministerin Doris Leuthard hat in Berlin ihren deutschen Amtskollegen, Wirtschaftsminister Michael Glos, getroffen.
Die Schweiz will sich gemeinsam mit ihrem wichtigsten Handelspartner für eine Neubelebung der Doha-Runde der Welthandelsorganisation einsetzen.
“Die Schweiz muss in Deutschland prominent auftreten”, sagte die christlich demokratische Bundesrätin Doris Leuthard, nach einem offiziellen Besuch in der deutschen Hauptstadt Berlin. Es sei wichtig, “die freundschaftlichen Beziehungen” zum wichtigsten Handelspartner des Landes zu pflegen und zu nutzen.
Mit dem deutschen Minister für Wirtschaft und Technologie Michael Glos besprach Leuthard die Suspendierung der Doha-Runde. “Wir sind beide überzeugt, dass der multilaterale Ansatz dem Bilateralismus vorzuziehen ist.” Man werde deshalb versuchen, die Runde “nach einer Denkpause” neu zu beleben.
Zu fördern sei aber auch die wirtschaftliche Vernetzung mit Freihandelsabkommen (FHA). Zu einem Agrar-FHA der EU mit der Schweiz habe sich Staatssekretär Gert Lindemann “positiv geäussert”. Derzeit sondiere man “bei möglichst vielen EU-Mitgliedstaaten” und analysiere die Ergebnisse intern.
Bericht im Frühjahr
Der Bericht soll der Landesregierung laut Leuthard frühestens im nächsten Frühjahr vorliegen. “Dann können Diskussion und politische Entscheide stattfinden.”
Mit der Bildungsministerin Anette Schavan vereinbarte Leuthard, innerhalb des Kopenhagen-Prozesses die gemeinsamen Interessen zu vertreten. “Es ist wichtig, dass unsere duale Berufsbildung gleich anerkannt wird, wie das angelsächsische System.”
Schavan bot der Schweiz an, während der deutschen EU-Präsidentschaft als Gast an den Treffen der Bildungsminister teilzunehmen.
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Bilaterale Abkommen
Lebenslanges lernen
Mit Schavan diskutierte Leuthard auch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen und älteren Arbeitnehmern. “Das lebenslange Lernen muss mit Anreizen gefördert werden”, sagte die Volkswirtschaftsministerin. Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit, die in der Schweiz über dem Durchschnitt liege, seien weitere Massnahmen nötig.
Insgesamt werde die Arbeitslosenquote in der Schweiz 2007 die Grenze von 3% aber deutlich unterschreiten, sagte die Bundesrätin. “Die Prognose geht von 2,7% aus.”
Leuthard rechnet dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu 3%, für 2007 seien “eher 1,7 bis 2% realistisch”.
swissinfo und Agenturen
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz.
20% aller Schweizer Exporte gehen nach Deutschland.
Ein Drittel der Importe in die Schweiz kommt aus Deutschland.
Ein Drittel aller Ausländer, die in der Schweiz übernachten, stammt aus Deutschland.
Ende 2005 lebten 71’115 Schweizerinnen und Schweizer in Deutschland, mehr als die Hälfte sind Doppelbürger.
Von den 144’815 Deutschen, die 2005 ihre Heimat verliessen, kamen 14’409 oder 10% in die Schweiz.
Mitte 2006 lebten über 162’000 Deutsche in der Schweiz. Ihre Zahl hat sich seit 2002, als das bilaterale Abkommen über die Personenfreizügigkeit mit den Ländern der Europäischen Union (EU) in Kraft trat, fast verdoppelt.
Die Schweiz ist auch bei deutschen Studenten beliebt: 2004 waren knapp 7000 oder 10,3% der im Ausland studierenden Deutschen an Schweizer Unis eingeschrieben.
Deutschland und die Schweiz sind wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Das Nachbarland ist der grösste Handelspartner der Schweiz.
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