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EU gibt grünes Licht für Gen-Mais

Ein Landwirt und ein Berater der Syngenta begutachten Bt-11-Mais. Keystone

Die Schweizer Syngenta – der Welt grösstes Agrochemie-Unternehmen – hat von der EU die Erlaubnis erhalten, genetisch veränderten Mais auf den Markt zu bringen.

Die EU-Kommission hob am Mittwoch ein generelles Verbot von neuen gentechnisch veränderten Organismen (GMOs) in der EU auf.

Die Entscheidung der EU-Kommission gilt zunächst für zehn Jahre. Sie erlaubt es Syngenta, ihre als Bt-11 bekannte Genmais-Sorte zu verkaufen, nicht aber anzubauen. Die Pflanze wurde gentechnisch so verändert, dass sie gegen den Maiszünsler genannten Schädling restistent ist.

Der Beschluss der EU-Kommission dürfte zudem den Beginn der Markteinführung zahlreicher weiterer GMOs in Europa markieren.

“Es ist der Anfang einer Entwicklung”, sagt Syngenta-Sprecher Markus Payer gegenüber swissinfo.

“Vorerst haben wir einen Fortschritt bei den behördlichen und politischen Stellen erzielt. Die Gretchenfrage wird nun sein, ob der Markt und vor allem die Konsumenten mitspielen. Das wird ein längerer Prozess”, sagt Payer.

Obwohl Umwelt-Organisationen gegen die Vermarktung des Bt-11-Mais opponierten, wird das Produkt nun zugelassen, allerdings nur als Nahrungsmittel, nicht für den Anbau. Nach Ansicht von Umweltkreisen besteht bei einem Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen die Gefahr einer Kontamination der Umwelt.

Breites Unbehagen

Der Entscheid der EU-Kommission beendet eine über fünf Jahre dauernde Unsicherheitsphase im Umgang mit dem Bt-11-Mais, der in den USA schon in grossem Stil angebaut wird.

Umfragen zeigen jedoch, dass viele Europäer, die Schweiz inbegriffen, der Angelegenheit sehr skeptisch gegenüberstehen. Es wird befürchtet der Anbau genmanipulierter Pflanzen könnte Veränderungen in der Umwelt bewirken und die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten gefährden.

Deshalb hatten die europäischen Regierungen ein de facto Moratorium über die Freisetzung gentechnisch veränderter Lebensmittel verabschiedet. Die Agrar-Minister der EU konnten sich zu Beginn des Jahres nicht auf ein gemeinsames Vorgehen im Fall des Bt-11-Mais einigen.

Den Beschluss, die Markteinführung freizugeben, fällte nun die EU-Kommission. Sie hat die Kompetenz, im Namen aller 25 EU-Staaten zu entscheiden.

Das Handelsverbot von Bt-11-Mais wurde aufgehoben, nachdem die EU eine Reihe von Sicherheits- und Umweltgesetzen für Nahrungsmittel eingeführt hat. Diese wurde geschaffen, um den öffentlichen Bedenken Rechnung zu tragen.

Kein Bestseller

Experten sind der Meinung der Entscheid der EU sei mehr symbolisch als materiell. Denn der Bt-11-Mais werde offen als gentechnisch verändert deklariert werden müssen, wenn er in die Verkaufsregale gelange.

“Sie werden es ganz sicher erkennen”, sagt Payer, welcher der Meinung ist, dass der Entscheid nicht wesentlich zur Umsatzsteigerung von Syngenta beitragen werde.

“Wir erzielen weltweit nur 3% unseres Umsatzes mit GMO’s, da ist Bt-11 mit dabei. Es ist demnach nur ein kleiner Teil unseres Gesamtumsatzes.”

Getreide-Krieg

Trotz allem, für die in Basel ansässige Syngenta eröffnet der EU-Entscheid Möglichkeiten zu einem neuen Markt und erhöht den Druck auf die Konkurrenz, darunter die amerikanische Firma Monsanto.

Beide Firmen sind im Wettstreit um die Marktführerschaft in der Agrotechnik – dazu gehört auch die Forschung und Herstellung von gentechnisch verändertem Getreide in Nordamerika.

Monsanto bezichtigt Syngenta der Verletzung von Patenten und versucht ein Verfahren der Schweizer Firma zur Herstellung von Glyphosate-resistenten transgenen Pflanzen zu blockieren.

Die Technologie erlaubt es den Landwirten Getreidefelder gegen Unkraut zu spritzen, ohne das Getreide zu schädigen.

Das Gerangel ist der neuste Akt im Kampf um Anteile in einem wachsenden Markt für gentechnisch veränderte Organismen.

Syngenta ging im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss de beiden Chemiefirmen Novartis und Astrazeneca hervor. Der Agrobereich wurde dann ausgelagert.

Die Firma ist heute eines der weltweit führenden Unternehmen für Saatgut und Schädlingsbekämpfung.

swissinfo, Jacob Greber, Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

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