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Krankenkassen-Prämien steigen auch 2005

Das Schweizerische Gesundheitswesen ist zu teuer - Besserung ist nicht in Sicht. Keystone Archive

Die Gesundheitskosten sind in den vergangen fünf Jahren um rund 25% gestiegen.

Der Verband der Krankenversicherer rechnet für 2005 mit einer durchnittlichen Kostenerhöhung in der Grundversicherung um mehr als 5%.

Der Krankenversicherer-Verband santésuisse rechnet für 2005 mit rund 4,3% höheren Krankenkassenprämien. Das ist ein kleinerer Anstieg als in den Vorjahren. Die Kosten in der Grundversicherung aber steigen mit über 5% überdurchschnittlich.

Seit Anfang 1996 das Krankenversicherungsgesetzes (KVG) in Kraft getreten ist, nehmen die Kosten in der obligatorischen Grundversicherung laut santésuisse jährlich um rund 5% zu. Allein zwischen 1999 und 2003 stiegen die Kosten um rund einen Viertel von 14,6 Milliarden auf 18,2 Milliarden Franken.

Dies zeigen die Zahlen des Schweizerischen Gesundheits-Observatoriums, das sich auf entsprechendes Datenmaterial von santésuisse stützt. Pro versicherte Person stiegen die Leistungen der Grundversicherung in diesen fünf Jahren um 22% auf 2462 Franken.

Besonders stark war der Anstieg bei den Medikamentenausgaben. Diese nahmen um 34% oder fast um 1 Milliarde Franken zu. Stark stiegen mit 39% auch die Kosten für ambulante Behandlungen in Spitälern. Die gesamten Kosten für das Schweizer Gesundheitswesen beliefen sich 2002 auf 48 Mrd. Franken.

Weiterer Kostenanstieg

santésuisse rechne für 2005 mit einem weiteren Wachstum der Gesamtkosten von 4,5 bis 5%, sagte santésuisse-Direktor Marc- André Giger an einer Medienorientierung. Die Prämien stiegen um rund 4,3%, sagte Giger. Nächste Woche wird das Bundesamt für Gesundheit genaue Zahlen vorlegen.

Laut Giger sind die Prämien zwar ein Abbild der Kosten. Doch verlaufe die Kosten- und Prämienentwicklung nicht immer kongruent. Zudem seien die Schätzungen für 2005 wegen der Einführung des neuen Abrechnungssystems Tarmed mit Unsicherheiten verbunden – vor allem nach Ablauf der Kostenneutralitätsphase Mitte Jahr.

Gemäss Berechnungen des Internet-Vergleichdienstes comparis.ch steigen die Krankenkassenprämien im Jahr 2005 um 4,1 Prozent. Die Erhöhung ist über die Altersklassen verteilt, aber nicht einheitlich.

Bei den Erwachsenen beträgt der Aufschlag 4,3 Prozent. Die 19- bis 25-Jährigen trifft es wiederum härter: Sie müssen durchschnittlich über 6 Prozent mehr an Prämien bezahlen. Freuen können sich hingegen Familien: Die Kinderprämien sinken im Schnitt um 1,5 Prozent.

Entlastung schaffen

santésuisse ist der Ansicht, dass die derzeitige KVG-Revision Entlastungen schaffen könnte. Das Parlament habe es in der Hand, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen.

Die neue Spitalfinanzierung sieht eine leistungsbezogene Vergütung vor und will sicherstellen, dass alle Versicherten gleich behandelt werden.

Weiter soll die Finanzierung der Alterspflege aus verschiedenen Quellen sichergestellt werden und nicht zu Lasten der Grundversicherung.

Ein wichtiger Punkt ist das Vertragsverhältnis zwischen Ärzten und Krankenversicherern. Die Vertragsfreiheit ist eine Alternative zum bestehenden Zulassungs-Stopp.

Schliesslich soll die Prämienverbilligung ausgebaut werden: Familien mit Kindern und Jugendlichen sollen entlastet werden, dies aber nicht zu Lasten der Erwachsenen.

Kein Nachholbedarf

Zumindest müssten die Krankenversicherer in den nächsten Jahren keine weiteren “Nachholaktionen” bei den Prämien durchführen, sagte santésuisse-Vizepräsident Pierre-Marcel Revaz. Die finanzielle Lage der Versicherer habe sich wegen Abbaus von Reserven während zehn Jahren bis 2002 beträchtlich verschlechtert.

Doch dank den ab Mitte 2002 eingeleiteten Massnahmen könnten die meisten Versicherer bis Ende Jahr wieder eine normale Finanzlage erreichen. Somit würden die Prämien direkter von der Kosten-Entwicklung bestimmt, sagte Revaz. Doch sei die finanzielle Sicherheit nur möglich, wenn die Prämien kostendeckend seien.

swissinfo und Agenturen

Gemäss Santésuisse werden die Gesundheits-Kosten im Jahr 2005 erneut um 5% steigen.
Zwischen 1999 und 2003 stiegen die Kosten für die Krankenkassen-Grundversicherung um rund einen Viertel.
2002 verursachte das Schweizerische Gesundheitssystem Kosten von 48 Mrd. Franken.

Das Schweizerische Gesundheits-Observatorium ist eine Institution von Bund und Kantonen, welche die vorhandenen Gesundheitsinformationen in der Schweiz aufbereitet.

Es unterstützt den Bund, die Kantone und andere Institutionen im Gesundheits-Sektor in Planung, Entscheidung und Tätigkeiten.

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