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SBB-Immobilien als Goldesel

Erste RailCity wird der Bahnhof Bern. SBB

Die Schweizerischen Bundesbahnen wollen mehr Geld aus ihren Immobilien herausholen. Gleichzeitig sind hohe Investitionen geplant.

Die sieben grossen SBB-Bahnhöfe sollen unter dem Namen “RailCity” moderne Einkaufs- und Dienstleistungszentren werden.

Auf dem Immobilienmarkt sind die SBB ein zentraler Akteur: Mit 5200 Gebäuden und 27’000 Mietverträgen zählt das Unternehmen zu den bedeutendsten Anbietern auf dem Schweizer Immobilienmarkt. Der Bilanzwert der Immobilien beläuft sich auf 2,9 Mrd. Franken.

“Die SBB sind tatsächlich einer der grössten Liegenschaftsbesitzer in der Schweiz”, bestätigt SBB-Mediensprecher Roland Binz gegenüber swissinfo.

Gestützt auf die neue Strategie will das Unternehmen SBB Immobilien das budgetierte Jahresergebnis von 107 Mio. Franken in diesem Jahr innerhalb von fünf Jahren auf 158 Mio. Franken steigern. In der gleichen Periode sollen zudem rund 1,2 Mrd. Franken investiert werden, deutlich mehr als bisher.

Grosse Bahnhöfe – grosses Potenzial

Durch die zentrale Lage und die vielen Leute, welche die Bahnhöfe besuchen, seien diese Areale natürlich ein attraktives Umfeld mit einem grossen Potenzial für Kundinnen und Kunden, sagt Roland Binz. “Wir wollen das gute Potenzial und die attraktive Lage der grossen Bahnhöfe besser nutzen. Dazu haben wir die Immobilien neu gegliedert und strukturiert.”

Der Hauptbahnhof Zürich beispielsweise wird an einem durchschnittlichen Tag etwa von so vielen Menschen frequentiert, wie die Stadt Zürich Einwohner hat – nämlich rund 350’000. Genauso gross ist die Zahl der potenziellen Kunden oder der potenziellen Kontaktchancen eines Promotionsauftritts in der Bahnhof-Halle.

Heute ist diese Treffpunkt-Funktion ein Kennzeichen der Grossstadt und des grössten Eisenbahn-Knotens. Morgen gilt sie für alle mittleren und grösseren Bahnhöfe.

Allein in die Grossbahnhöfe sollen nach dem Abschluss der Umbauten in Bern und Basel in den nächsten fünf Jahren weitere 200 Mio. Franken investiert werden. Dazu gehören unter anderem die Erneuerung des Bahnhofs Genf Cornavin für rund 45 Mio. Franken, eine Erweiterung in Winterthur sowie eine zweite Etappe in Bern mit der Erneuerung des Bollwerks Süd.

Neue Bahnkunden dank “RailCity”

“Um Bahnkunden zu gewinnen, reicht es heute nicht mehr aus, bequeme Züge anzubieten”, sagt der Leiter “RailCity” Schweiz, Hans Zimmermann. Die Kunden wollten zumindest an einem grossen Bahnhof einen vergleichbaren Komfort auffinden wie auf einem modernen Flughafen oder in einem Shopping-Center.

Die sieben grössten Bahnhöfe treten deshalb gemeinsam unter der Marke “RailCity” auf. Erste “RailCity” wird der Bahnhof Bern, wo die Umbauarbeiten Ende März abgeschlossen werden und alle Geschäfte in Betrieb sind. Damit soll der Bahnhof zu einem umfassenden Einkaufs- und Dienstleistungszentrum der Bundesstadt werden, täglich geöffnet bis 21.00 Uhr.

Ab kommendem Sommer sollen zudem regelmässig kleinere und auch grössere kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen stattfinden. Offiziell eingeweiht wird “Rail City” Bern am ersten Mai-Wochenende mit einem grossen Fest.

Am 12. September soll in Basel die “RailCity” lanciert werden, im Dezember folgt Luzern. Für das nächste Jahr ist die Lancierung von “RailCity” in Genf, Lausanne, Winterthur und Zürich geplant.

Alle profitieren

Sind die “RailCities” für die SBB letzten Endes eine grössere Einnahmequelle als die Fahrgäste? Roland Binz zu swissinfo: “Unter dem Strich sicher nicht.” Beide würden sich gegenseitig bedingen, sagt der SBB-Mediensprecher.

“Die Bahnkunden sind es ja, welche die ‘RailCities’ am Leben erhalten, beispielsweise 350’000 täglich im Bahnhof Zürich oder 130’000 in Bern. Sie sind es, welche die Räder und die Läden in den grossen Bahnhöfen am Laufen halten.” Alle würden von den “RailCities” profitieren: die Bahnkunden, die Läden und die SBB.

swissinfo, Jean-Michel Berthoud und Agenturen

SBB: 5200 Gebäude und 27’000 Mietverträge

Bilanzwert SBB Immobilien: 2,9 Mrd. Franken

Budgetierter SBB-Jahresertrag 2003: 107 Mio. Franken, geplantes Jahresergebnis in 5 Jahren: 158 Mio. Franken

Geplante Investitionen in den nächsten 5 Jahren: 1,2 Mrd. Franken

Kalte, düstere und schmutzige Bahnhöfe, die von Reisenden wann immer möglich gemieden werden: Das gehört nach dem Willen der SBB der Vergangenheit an. Die sieben grössten Bahhöfe sollen moderne Einkaufs- und Dienstleistungszentren werden.

In Zürich, Bern, Basel, Lausanne, Genf, Luzern und Winterthur sollen unter dem Namen “RailCity” die kundenfreundlichsten und bestgenutzten Verkehrszentren Europas entstehen.

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