US-Zinssenkung: Kaum Auswirkungen auf die Schweiz
Ökonomen der Schweizer Grossbanken werten die erneute Zinssenkung durch die US-Notenbank als positives Signal. Trotz der Konjunktur-Abschwächung erwarten sie keine Rezession in den USA. Für die Schweiz zeigen sie sich weiterhin optimistisch.
Allein in diesem Monat hat US-Notenbankchef Alan Greenspan die Leitzinsen um insgesamt 1 Prozent gesenkt. Dies sei ein «bemerkenswert grosser Schritt», erklärte dazu UBS-Ökonom Hanspeter Hausheer auf Anfrage. Er rechnet noch für die erste Jahreshälfte 2001 mit einer weiteren Senkung um 1 Prozent. Damit dürfte seiner Ansicht nach die Gefahr einer Rezession in den USA gebannt sein.
Vorsichtiger gab sich Joachim Schütz, Ökonom bei der Credit Suisse First Boston (CSFB). Er schätzte das Risiko einer Rezession in den USA immer noch auf rund 30 Prozent ein. «Die US-Wirtschaft balanciert hart am Tischrand, aber es besteht derzeit kein Grund anzunehmen, dass sie herunterfällt», sagte er auf Anfrage.
Optimismus für die Schweiz
Für die Schweiz sind beide Ökonomen optimistisch. Die Verunsicherung und die Wachstums-Abschwächung in den USA werde kaum ernsthafte Folgen für die Schweiz haben, zeigte sich Schütz überzeugt. Die Schweizer Konjunktur sei nach wie vor äusserst robust.
Die von den USA ausgehende weltweite Beruhigung werde zwar die Schweizer Exporte negativ tangieren, hielt Schütz fest. Es werde das Bruttoinland-Produkt (BIP) um 0,5 Prozent abschwächen. Doch dies werde durch positive Konjunktur-Faktoren in der Schweiz aufgewogen. So rechne er für 2001 nach wie vor mit einem BIP-Wachstum von 2,3 Prozent.
Auch die UBS geht im laufenden Jahr für die Schweiz von einem um 2 bis 2,5 Prozent steigenden BIB aus. Als grösste Gefahr nannte Hausheer ein mögliches Übergreifen der negativen Konsumenten-Stimmung von den USA in die Schweiz. Derzeit gebe es aber dafür keinerlei Anzeichen.
Trendumkehr bei US-Exporten
Als Folge der US-Abkühlung erwartet CSFB-Ökonom Schütz eine Trendumkehr bei den Exporten in die USA. Diese seien seit Jahren ausgeweitet worden. Derzeit gingen 11,5 Prozent aller Schweizer Exporte in die USA. Negativ auswirken dürfte sich dabei insbesondere auch der hohe Frankenkurs.
Kein Handlungsbedarf für SNB
Aufgrund ihrer Prognosen sehen die Ökonomen weder für die Europäische Zentralbank noch für die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Handlungsbedarf zu Zinssenkungen. Ein solcher Schritt dränge sich weder aufgrund der Inflation noch aufgrund der realen Wirtschafts-Entwicklung auf. Sie erwarten eine nächste Zinsrunde in der Schweiz frühestens für das zweite Quartal 2001.
swissinfo und Agenturen
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