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Viel Fleiss kein Preis

Ein Gemüseproduzent vor seinem ruinierten Salatfeld im April 2001. Keystone

Die Schweizer Gemüse-Produzenten müssen in diesem Jahr massive Ernte-Einbussen verkraften. Trotz grosser Anstrengungen zeichnen sich Ertragsausfälle von bis zu 20% ab. Schuld ist das schlechte Frühlingswetter.

Der nasseste März seit Jahren und ein fast ebenso regenreicher April verwandelten im vergangenen Frühjahr die Schweizer Äcker in Sumpf und Morast. Landwirte und Gemüse-Produzenten rauften sich die Haare: An eine Aussaat war kaum zu denken.

Grosse Mühsal umsonst

Im aufgeweichten Boden konnten keine Maschinen eingesetzt werden, die Bestellung der Felder war – wenn überhaupt – nur in mühseliger Handarbeit möglich. Die Produzenten wurden für ihre grosse Mühe nur in den seltensten Fällen belohnt: Die Setzlinge entwickelten sich in fast allen Anbauregionen der Schweiz schlecht oder verdarben auf dem Feld. Die erste «Ladung» musste in vielen Fällen gleich wieder untergepflügt werden.

Unternehmerrisiko

Beim Schweizerischen Verband der Gemüse-Produzenten in Bern rechnet man zur Zeit gemäss Verbandspräsident Peter Märki mit Ertrags-Einbussen von 10 bis 20%. Vielen Betrieben ging das laufende Jahr an die Substanz, weiss Märki, denn für untergepflügte Ernten und regennasse Felder gibt es keine Versicherung – das ist Unternehmerrisiko.

Als die Sintflut endlich ein Ende hatte, drohte bereits neues Ungemach. Durch das schlechte Wetter konnte der Anbau nicht, wie sonst üblich, gestaffelt werden. Nach einer Schönwetterperiode ist nun fast alles gleichzeitig reif, und die Preise purzeln in den Keller. Wenn sich selbst das Ernten nicht mehr lohnt, hilft auch da nur noch unterpflügen.

Unvorhersehbare Nachfrage

Die schwankenden Vorlieben der Konsumenten machen es nicht einfach, die Produktion zu lenken. Bei Grillwetter sind beispielsweise Gurken oder Tomaten gefragt.

Ist das Wetter schlecht, verlangen die Kunden nach anderen Gemüsesorten. Kommt dazu, dass die Haupterntezeit vielfach in die Sommerferien fällt, was zu einer geringeren Nachfrage bei einem riesigen Angebot führt.

Vorfreude auf Sauerkraut

Glücklicherweise fiel nicht die gesamte Gemüsesaison buchstäblich ins Wasser. Der Kabis konnte im Mai bei guten Bedingungen ausgepflanzt werden, wie Hansueli Brönnimann, Präsident der Schweizer Kabis-Produzenten, bestätigte.

Allerdings richteten auch dort weitere Niederschläge Schäden an. Doch die Qualität sei in diesem Jahr gut, freut sich Brönnimann. Man könne sich schon jetzt auf wunderbaren «Suurchabis» freuen.

Schlechtes Jahr für Walliser Aprikosen

So schlecht wie kaum je zuvor sieht es allerdings für die Walliser Aprikosen aus. Dies erklärte Sandra Helfenstein, Pressesprecherin des Schweizerischen Obstverbandes in Zug. Den Aprikosen hat der nasskalte Frühling besonders geschadet.

Die Kirschen- und Zwetschgenernte bezeichnet Helfenstein als mässig. Bei den Äpfeln und Birnen liege man im Durchschnitt der Vorjahre.

swissinfo und Agenturen

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