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Fondue chinoise, Schüfeli, Eistorte an Weihnachten

Gibt es in der Schweiz ein typisches Weihnachtsessen wie die Gans in Deutschland oder den Truthahn in Grossbritannien? Nein, sagen Ernährungsfachleute und Grossverteiler.

Tradition in der Schweiz ist allerdings, dass die Familien und Freunde zum Essen zusammenkommen.

“Es gibt in der Schweiz kein klassisches Weihnachtsgericht”, bestätigt die Ernährungsberaterin Esther Infanger von der Schweizer Vereinigung für Ernährungsforschung. “Es wird jedoch gut und reichlich gegessen”, so Infanger zu swissinfo.

Dieser Meinung ist auch Isabelle Raboud, Kuratorin des Ernährungsmuseums in Vevey (VD). Allerdings sei in der Romandie der Truthahn immer noch das Weihnachtsessen par excellence. Als Sinnbild von Reichhaltigkeit und Überfluss wiederspiegle diese Speise die weihnächtliche Stimmung: Alle Familienangehörige könnten davon essen, sagt die Ethnologin.

Fleisch ist wichtig

Und überhaupt: Geflügel, und zwar jede Art davon, sei in der französischsprachigen Schweiz an Weihnachten zuoberst in der Hitparade, erklärt Jacqueline Pisler, Marketing-Verantwortliche der Migros Waadt.

“Typisch ist, dass Fleisch eine grosse Rolle spielt”, sagt Davide Elia, PR-Leiter von Bell AG gegenüber swissinfo. Fleisch komme schon seit dem Mittelalter auf den heimischen Weihnachtstisch. Und: “Speziell und etwas teurer darf es an Weihnachten sein.”

Vor allem Fondue chinoise

Fondue chinoise ist in heimischen Stuben nach wie vor kulinarischer Spitzenreiter, wie Elia weiter ausführt. “So kann man längere Zeit am Tisch sitzen, Gespräche führen und essen, ohne dass die Mahlzeit kalt wird.” Gleichzeitig könne man auch mit wenig Aufwand ein Festessen geniessen.

“In unserer hektischen Zeit ist man froh, wenn das Weihnachtsessen nicht allzu viel Mühe und Zeit beansprucht”, fügt Ernährungsberaterin Infanger hinzu. So ist in der Schweiz ein Wandel feststellbar: “Zum grossen Familien-Essen wird nicht mehr einfach eingeladen, die Gäste bringen zum Beispiel das Dessert oder die Vorspeise mit. Oder jüngere Leute bereiten das Essen gemeinsam vor.”

Im weiteren sei “Fleisch vom Besten” gefragt – “Filet und andere noble Stücke”, betont Elia von Bell AG. Aber auch Gänse, Truthahn und Enten seien sehr beliebt. Als Vorspeise esse man gerne Lachs und Meeresfrüchte, bestätigt Eve Pfeiffer, Pressesprecherin von Migros Zürich.

Exotische statt traditionelle Früchte

Zu den beliebtesten Desserts gehörten Eistorte und Fruchtsalat mit exotischen Früchten.

Früher wurde den Kindern an Weihnachten auch schon mal eine Orange gegeben. Das war damals eine seltene Frucht. Doch diese Tradition hielt nicht für immer. Die Orange, heute eine geläufige Frucht, wurde durch die Ananas ersetzt, später auch durch Mango und Papaya.

Tradition Schüfeli und Rollschinkli

Typische Weihnachtsessen gebe es höchstens in einzelnen Regionen. Zum Beispiel die Berner Platte mit Fleisch, Sauerkraut und Kartoffeln oder Pastetli mit Milke im Aargau.

In den vergangenen Jahren habe in der deutschen Schweiz der Umsatz von Rollschinkli und Schüfeli stagniert. “Jetzt ist sind die traditionellen Mahlzeiten wieder gefragt”, führt Pfeiffer weiter aus. “Schinken mit Kartoffelsalat oder der klassische Braten nach Grossmutters Rezept ist wieder Trend.”

Ohne Panettone keine Weihnachten

Im Tessin ist der Panettone von Weihnachten nicht wegzudenken. Typisch für die italienischsprachige Schweiz sind auch die Tortellini oder Ravioli im Bouillon sowie der kastrierte Masthahn an Senfsauce.

Aber die Globalisierung habe auch die Weihnachtszeit nicht verschont, sagt Renato Facchetti, Marketing-Chef der Migros Tessin, gegenüber swissinfo. In den letzten Jahren habe es auch in der Südschweiz einen Trend zum Fondue chinoise gegeben.

Weihnachtsgebäcke immer noch in

Was wäre Weihnachten ohne die heimeligen Gerüche von Zimt, Nelken, Anis, Ingwer oder Kardamom? Kaum vorstellbar, meint Infanger. Gebäcke und Gewürze seien typisch kulinarische Genüsse und gehörten wie in Deutschland und Österreich auch in der Schweiz zur Weihnachtszeit.

Weihnachtsgebäcke haben schon früher eine sehr wichtige Rolle gespielt, wie Dokumente über weihnächtliche Bräuche in der Schweiz belegen. Schon deshalb, weil man sie gut verschenken oder als “Bhaltis” (Mitbringsel) nach Hause nehmen konnte.

swissinfo, Alina Kunz Popper

Tradition in der Deutschweiz: Schüfeli und Rollschinkli

Tradition in der Westschweiz: Truthahn

Tradition im Tessin: Panettone

In der Schweiz gibt es laut der Ernährungsberatung kein klassisches Weihnachtsgericht. Typische Weihnachtsessen gibt es höchstens noch in den einzelnen Regionen.

Während früher die Zubereitung des Weihnachtsessens viel Zeit in Anspruch nahm, kommen heute vermehrt Gerichte auf den Tisch, die weniger aufwändig sind.

Weihnachten wird indessen im ganzen Land immer noch meistens im Kreise der Familie gefeiert.

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