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Funkstille für Telefónica in der Schweiz

UMTS-Technologie ermöglicht Video-Übertragungen. tsr.ch

Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) entzieht der Telefónica-Tochter 3G Mobile die UMTS-Konzession.

3G Mobile habe ihre Konzession nicht benutzt und in der Schweiz keine einzige Antenne aufgestellt, begründet die ComCom ihren Entscheid.

Die zum spanischen Telefon-Konzern Telefónica gehörende 3G Mobile verliert ihre UMTS-Lizenz. Denn entgegen der Konzessionsbestimmung hat sie in der Schweiz keine einzige Antenne aufgestellt.

Die von der Telefónica kontrollierte 3G Mobile hatte im Jahr 2000 für 50 Mio. Franken eine landesweite UMTS-Konzession ersteigert. Telefónica baute aber bis heute keine Infrastruktur auf. 3G Mobile hat auch keine konkreten Pläne zum Aufbau eines Netzes und ist auf dem Schweizer Markt nicht aktiv.

Damit wurden die Versorgungspflichten verletzt, wie die ComCom am Donnerstag mittteilte. Auf Antrag des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM) wurde der Telefónica nun die nicht genutzte Lizenz entzogen. Eine Entschädigung erhält sie dafür nicht.

Projekte in mehreren Ländern auf Eis gelegt

Der Entscheid der ComCom kann mit Verwaltungsgerichts-Beschwerde an das Bundesgericht weitergezogen werden. Die ComCom will zu einem späteren Zeitpunkt darüber befinden, was mit den frei werdenden Frequenzen geschieht.

Das BAKOM hatte wegen der nicht genutzten UMTS-Lizenz im Januar 2005 ein Aufsichtsverfahren gegen Telefónica eingeleitet. Laut den Bedingungen, die an die Lizenzvergabe geknüpft waren, hätte Telefónica bis Ende 2004 mindestens 50% der Bevölkerung abdecken müssen.

Die Spanier hatten die Lizenz für die Schweiz im November 2000 erworben. Mitte 2002 legte die Gesellschaft aber ihre Projekte in der Schweiz, Deutschland, Italien und Österreich auf Eis, weil sie mit dem Business-Plan und den Investitionen für den deutschen Markt schlechte Erfahrungen gemacht hatte.

BAKOM möchte Wettbewerb ankurbeln

Der Absicht der Telefónica, die Schweizer Lizenz an bestehende UMTS-Konzessionäre zu verkaufen, machte die ComCom einen Strich durch die Rechnung. Ein entsprechendes Gesuch der 3G Mobile wurde abgelehnt, wie es in der Mitteilung weiter hiess.

Abgelehnt wurde auch das Gesuch, die verletzte Konzessionsbestimmung aufzuheben. Das BAKOM hatte in der Vergangenheit kein Geheimnis daraus gemacht, dass es die Untätigkeit der Spanier bedauere.

Die Behörde sähe lieber vier Anbieter statt nur deren drei, um den Wettbewerb auf dem Schweizer Mobilfunkmarkt anzukurbeln.

swissinfo und Agenturen

UMTS steht für “Universal Mobile Telecommunications System” und bezeichnet die dritte Generation der Mobilfunk-Technik.

UMTS-Netze sollen höhere Übertragungsraten für Daten bringen.

Nach Durchführung eines Auktionsverfahrens im Jahre 2000 hatte die Eidgenössische Kommunikations-Kommission (ComCom) vier UMTS-Konzessionen vergeben.

Konzession Nummer 1 ging für 50 Mio. Franken an die Swisscom, Konzession 2 für 50 Mio. an Sunrise, Konzession 3 für 55 Mio. an Orange Communications und Konzession Nummer 4 ersteigerte 3G-Mobile für 50 Mio. Franken.

Die Konzessionen wurden für die Dauer von 15 Jahren erteilt.

Im Herbst 2005 gab es nach Angaben der UMTS-Forums (Zusammenschluss der 3G-Mobilfunk-Industrie) weltweit rund 50 Mio. Nutzer.

Dennoch ist der Gebrauch im Vergleich zu den weltweit 1,5 Mrd. GSM-Nutzern verschwindend klein.

Am stärksten verbreitet ist die UMTS-Technologie in Japan, auf das rund 47% der weltweiten Nutzer fallen.

Die weltweite Nummer zwei bei der Nutzung von UMTS-Endgeräten ist Italien, gefolgt von Grossbritannien und Deutschland.

Swisscom Mobile führte 2005 als erste Anbieterin in der Schweiz ein UMTS-Angebot ein. Mit wenig Erfolg: Von den 4,17 Mio. Kunden nutzen nur 70’000 (17%) UMTS.

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