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Fussball-Weltmeisterschaften 2010 in Südafrika

Nelson Mandela, der grosse Mann Afrikas, stand im Zentrum des Jubels in Zürich. Keystone

Südafrika wird in 6 Jahren das erste afrikanische Land sein, in dem eine Endrunde der Fussball-WM stattfindet. Dies entschied die FIFA in Zürich.

Der Schweizer FIFA-Präsident Sepp Blatter zeigte sich “sehr glücklich”, denn er hatte die südafrikanische Bewerbung stark unterstützt.

2010 ist es soweit: Der schwarze Kontinent hat seine erste Fussball-Weltmeisterschaft. Das Exekutivkomitee des Weltfussball-Verbandes FIFA gab am Samstag in Zürich Südafrika den Zuschlag für die Ausrichtung des grössten Sportanlasses der Welt. Der Entscheid kam mit 14:10-Stimmen gegen Mitbewerber Marokko zustande.

Der Schweizer FIFA-Präsident Sepp Blatter war mit dem Verdikt äusserst zufrieden: “Ich bin sehr glücklich am heutigen Tag, denn endlich haben wir es geschafft, eine Fußball-WM in die Hände eines afrikanischen Verbandes zu geben.” Blatter hatte sich bereits vor vier Jahren für die südafrikanische Kandidatur stark gemacht.

Weg mit Hindernissen

Das sich im Aufbruch befindende Land am Kap der guten Hoffnung kommt nun endlich zu den Ehren, die ihm vor vier Jahren noch verweigert worden waren. Wäre es nach dem Willen Blatters gegangen, hätte Südafrika bereits die WM 2006 beherbergen sollen.

Doch eine Stimmenthaltung des neuseeländischen Funktionärs im allerletzten Moment hatte damals den Ausschlag für Deutschland gegeben, mit einer Stimme Unterschied.

Die Nichtberücksichtigung hatte nicht nur in Südafrika, sondern auf dem ganzen Kontinent Wut und Enttäuschung ausgelöst. Auch Blatter selber war über den Entscheid und die Art, wie er zustande gekommen war, alles andere als glücklich.

Prominente Paten

Um eine WM zu organisieren, benötige man auch die rückhaltlose Unterstützung der Regierung, so Blatter gegenüber den Medien. “Da hat Südafrikas Präsentation mit gleich drei Friedensnobelpreis-Trägern großen Eindruck gemacht.”

Als Fürsprecher waren Ex-Präsident Nelson Mandela, Bischof Desmond Tutu sowie der weisse Mandela-Vorgänger Frederik Willem de Klerk nach Zürich gereist. Ihr Auftritt hatte seine Wirkung beim 24-köpfigen Wahlgremium offensichtlich nicht verfehlt.

Nelson Mandela zeigte auch im Moment der Freude Besonnenheit und erinnerte an die anderen afrikanischen Länder, die bei der Vergabe leer ausgingen: “Südafrika sollte das Wahlergebnis nicht arrogant, sondern mit Bescheidenheit und in Demut akzeptieren. Wir sind alle gleich: Die, die jetzt gewonnen haben ebenso wie die, die jetzt nicht gewonnen haben. So geht es im Leben, aber man hat eine Million Chancen.”

Freudentaumel in Südafrika,…

Am Kap der Guten Hoffnung kannte die Freude nach Verkündung des Ergebnisses keine Grenzen. Präsident Thabo Mbeki, der die Bewerbung seines Landes noch am Freitag in Zürich vorgestellt hatte, liess sich von seinen Landsleuten in der Hauptstadt Pretoria zu einem Freudentanz anstiften. “Lasst uns alle raus gehen und feiern”, rief er.

Zehn Jahre nach dem Ende der Apartheid wird die Ausrichtung der Fussball-WM als Krönung auf dem Weg vom geächteten zum international angesehenen Staat bejubelt.

Die Abstimmung aus Zürich wurde auf Grossbildleinwänden im ganzen Land gezeigt, vor denen sich Tausende Menschen versammelt hatten. In Fussballstadien, an Strassenkreuzungen und anderen Versammlungsorten knallten Sekt- und Champagnerkorken.

…Enttäuschung in Marokko und Ägypten

Riesige Enttäuschung machte sich dagegen beim unterlegenen Marokko breit. Zum vierten Mal sind die Nordafrikaner mit einer Kandidatur gescheitert. Eine neue Bewerbung ist nun gemäss dem FIFA-Rotationsprinzip erst für das Jahr 2030 wieder möglich. So lange wird sich auch Ägypten, der dritte Bewerber, gedulden müssen. Die Ägypter erhielten trotz der besten Abschlusspräsentation am Freitag keine einzige Stimme.

Der vierte Kandidat, Libyen, war zur Wahl gar nicht zugelassen worden, weil wichtige Anforderungen in der Bewerbung nicht erfüllt worden sind. Tunesien hatte seine Bewerbung vor der Wahl aus eigenen Stücken zurückgezogen.

swissinfo und Agenturen

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