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GBI macht Aktionäre für Heberlein-Schliessung verantwortlich

Ende Mai stellt die Heberlein Textil in Wattwil (SG) ihren Betrieb ein und 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Stelle. Keystone

SGB-Präsident Paul Rechsteiner hat am Samstag (10.03.) an einer Kundgebung in Wattwil (SG) Aktionäre und Behörden für die Schliessung der Heberlein Textil AG verantwortlich gemacht. Sie sei eine Katastrophe für das ganze Toggenburg.

Rund 600 Demonstrierende schlossen sich der Protestkundgebung der Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI) an und zogen geschlossen durch Wattwil vor den Firmensitz der Heberlein Textil AG.

In einer Rede bezeichnete Gewerkschaftsbunds-Präsident Paul Rechsteiner die Hauptaktionäre und die Behörden als die Schuldigen für die Schliessung des 165 Jahre alten Textilunternehmens. Die Aktionäre hätten sich jahrelang hinter den Erfolgszahlen des Mutterkonzerns Gurit-Essex versteckt und den Behörden eine heile Situation bei Heberlein vorgegaukelt.

Diese seien dem Heberlein-Management hörig gewesen und hätten nichts gegen die drohende Schliessung des Unternehmens getan. Die Aktionäre müssten in die Pflicht genommen werden, forderte Rechsteiner.

In einer an die Heberlein-Geschäftsleitung überreichten Resolution wurde der Sozialplan als zu mager bezeichnet. Dieser sieht acht Millionen Franken für die 220 Entlassenen vor. In der Resolution wurde die Forderung nach mindestens zwölf Millionen Franken gestellt.

Versäumnisse und Unterlassungen hätten zu einer kaltblütigen Shareholder-Politik der Aktionäre geführt, heisst es in der Resolution weiter. Der Textilbereich sei als unrentabler, die Gewinne des Konzerns schmälernder Klotz am Bein möglichst schnell abgestossen worden.

Rechsteiner bezeichnete die Schliessung des Unternehmens als wirtschaftliche Katastrophe für das ganze Toggenburg. Das Textilunternehmen Heberlein habe zur Entwicklung von Wattwil und der Region beigetragen. Die Schliessung verursache einen irreparablen Schaden für den ohnehin schwachen Werkplatz Toggenburg.

Heberlein habe in den letzten zehn Jahren über 100 Millionen Franken in den Erhalt von Arbeitsplätzen investiert, entgegnete die Unternehmensleitung in einer Mitteilung. Es liege offensichtlich nicht im Interesse der Gewerkschaftsführer, dass auf betrieblicher Ebene einvernehmliche Lösungen im Sinn der Arbeitnehmer gefunden würden.

Zitiert wurde zudem der Direktor des Schweizerischen Textilverbandes, Thomas Schweizer, der den Sozialplan als den grosszügigsten in der Geschichte der Schweizer Textilindustrie bezeichnete.

Die Betriebsschliessung der Heberlein Textil AG soll bis Ende Mai vollzogen sein. Den 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen wird gekündigt.

swissinfo und Agenturen

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