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Gen Suisse gegen Gentech-Moratorium

Klaus Ammann, Direktor Botanischer Garten Bern (links) und der Christdemokratische Nationalrat Josef Leu. Keystone

Die Stiftung Gen Suisse lehnt ein fünfjähriges Gentech-Moratorium in der Landwirtschaft und damit die am 27. November zur Abstimmung gelangende Initiative ab.

Gemäss Gen Suisse hätte eine Annahme der Initiative negative Folgen auf Forschung und Ausbildung.

Die Schweizer Forschung im Bereich der Pflanzen-Biotechnologie spiele international auf oberstem Niveau mit. Diese Position und damit die Exzellenz in Forschung und Lehre stünden seit Jahren unter finanziellem und öffentlichem Druck, sagten Gen-Suisse-Vertreter vor den Medien.

Ein Moratorium für den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen hätte eine negative Signalwirkung auf Studierende und Wissenschafter, sagte Ernst Hafen, designierter ETH-Präsident und Stiftungsrat von Gen Suisse.

Niemand wolle auf einem Gebiet Forschung betreiben, dessen Anwendung im eigenen Land verboten ist. “Eine Schwächung des wissenschaftlichen Nachwuchses hätte langfristig negative Konsequenzen.”

Gesetzliche Regelung genügt

Gentechnik sei eine Veränderung des Erbguts, wie sie in der Natur seit Milliarden von Jahren vorkomme, führte Hafen weiter aus. “Das heisst nicht, dass diese Technologie keine Risiken trägt, aber die Risiken sind heute, nach jahrelanger intensiver Biosicherheits-Forschung, nicht nur abschätzbar, sondern aus Sicht der Wissenschaft auch vertretbar.”

Zudem habe die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern eine sehr restriktive Regelung für Freisetzungen, so Hafen. Das Gentechnik-Gesetz (GTG) setze klare Leitplanken und hohe Hürden, sagte auch Nationalrat und Gen-Suisse-Stiftungsrat Josef Leu.

Das Gesetz gewährleiste eine sichere und verantwortungsvolle Anwendung von gentechnisch veränderten Pflanzen sowie die Wahlfreiheit für Konsumenten und Produzenten. Gleichzeitig lasse es Raum für Forschung auf einem Gebiet mit ausgewiesenem Nutzen und grossen Potenzial – auch für die Landwirtschaft.

Auch im Interesse der Landwirtschaft

Klaus Ammann, der Direktor des Botanischen Gartens der Universität Bern, räumte ein, dass die bisher zugelassenen transgenen Pflanzen für die Schweizer Bauern keine wirklich nützliche Option seien.

Gleichzeitig aber entwickle sich die Forschung auf diesem Gebiet national und international rasant – insbesondere auch im öffentlichen Sektor. “Ich bin überzeugt, dass wir in absehbarer Zeit Produkte haben werden, die auch den Schweizer Landwirt interessieren, wie Kraut- und Knollenfäule-resistente Kartoffeln”, sagte Ammann.

Importe nicht betroffen

“Der Schutz der gentechnikfreien Produktion, eines der wichtigsten Anliegen der Gentechfrei-Initianten, ist mit dem umfassenden GTG bereits erfüllt”, sagte Leu. Die Initiative verspreche den Konsumenten Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft und den Bauern durch das Label “gentechnikfrei” bessere Marktchancen.

Dabei werde aber ausgeblendet, dass die Einfuhr und der Verkauf von gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln auch nach Annahme der Initiative weiterhin erlaubt wären, kritisierte Leu. “Da die Moratoriums-Initiative weder auf die importierten Lebens- noch Futtermittel einen Einfluss hat, enttarnt sich ihr proklamiertes Ziel als leere Worthülse.”

swissinfo und Agenturen

Die Stiftung Gen Suisse wurde 1991 gegründet.

Sie hat das Ziel, den Dialog zum Thema Gentechnologie zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu führen.

Die Aktivitäten von Gen Suisse werden von Interpharma finanziert, einem Verband der forschenden Pharma-Industrie der Schweiz, dem auch Roche, Novartis und Serono angehören.

Die Gentechfrei-Initiative kommt am 27. November zur Abstimmung.

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