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Greenpeace klagt Schweizer Reederei an

Arbeiter in einem Entwicklungsland bei der Verschrottung von kontaminierten Schiffen. Greenpeace

Arbeiter aus Bangladesh und Greenpeace-Delegierte haben am Dienstag vor dem Sitz der Genfer Reederei Mediterranean Shipping Company demonstriert.

Das Unternehmen wird angeklagt, kontaminierte Schiffe zur Verschrottung in Entwicklungsländer zu verkaufen.

Der Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) gehören gemäss Greenpeace rund 200 Schiffe, die zur “Entsorgung” nach Indien oder Bangladesch verkauft werden.

Zehntausende von Arbeitern müssten diese dort von Hand zerlegen, wobei sie ungeschützt krebserregenden Substanzen ausgesetzt seien, schreibt die Umweltorganisation in einem Communiqué vom Dienstag.

Auch die Umweltverschmutzung sei massiv. Greenpeace fordert deshalb, dass die Schiffe vor der Verschrottung jeweils vollständig dekontaminiert werden.

Seit Januar 1999 habe die Schweizer Reederei 21 riesige Containerschiffe verschrotten lassen, ohne sie vorher zu entgiften. Das Leben von über 100’000 Arbeitern sei dadurch bedroht worden.

Schiffsschrott schon länger im Visier

Laut der Umweltorganisation Greenpeace werden jährlich bis zu 700 Schiffe aus Betrieb genommen und in asiatischen Ländern wie China, Indien, Bangladesh oder Pakistan verschrottet.

“Die Demontage dieser Schiffe stellt ein reales Gesundheits- und Umweltrisiko dar”, sagt Matthias Wüthrich, Kampagnenleiter gegenüber swissinfo.

Forderungen von Greenpeace

Obwohl die Schweiz selber keine Seefahrernation sei, hätten zahlreiche Reedereien oder ähnliche in die Seefahrt involvierte Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz.

“Eine davon ist die “Mediterranean Shipping Company” (MSC) mit Sitz in Genf. Die MSC ist der zweitgrösste Container-Transporteur weltweit”, so Wüthrich.

Greenpeace habe das Unternehmen bereits vor zwei Jahren gebeten, ihre Schiffe zu entgiften, bevor sie zur Verschrottung frei gegeben würden.

Dazu Wüthrich: “100’000 Arbeiter haben weltweit mit der Verschrottung dieser ‘giftigen’ Schiffe zu tun.”

Diese hätten oft nur einfaches Werkzeug und würden barfuss arbeiten. Spätestens nach fünf Jahren würden diese Menschen krank – etwa durch den Kontakt mit Asbest. Dazu kämen täglich Unfälle und Explosionen.

Entwicklungsländer wehren sich nicht

Diese Verschrottungs-Geschäfte stellen für die genannten Länder Einnahmequellen dar. Dagegen sei man auch nicht, sondern dagegen, dass giftige Substanzen in diese Länder abgeschoben würden.

Das Fazit von Wüthrich: “Eigentlich geht es um den Export von Sondermüll. Dieser soll nach internationalen Standards erfolgen.” Auch müsse es Kontroll-Mechanismen geben, wie dies etwa bereits in Europa der Fall sei.

Internationale Gesetzeslücken

Bis 1989 wird der Transport von Giftabfällen durch die Basler Konvention geregelt, die deren Ausfuhr in Länder der südlichen Hemisphäre untersagen. Doch schweigt sich die Konvention über die Verschrottung von Schiffen aus, was den Reedern erlaubt, das Verbot zu umgehen.

Seitens der Mediterranean Shipping Company verhehlt man nicht einen gewissen Ärger über die Greenpeace-Kampagne. “Wir haben gegenüber Greenpeace unseren guten Willen gezeigt”, bemerkt Christian Severin, Leiter der MSC-Rechtsabteilung. “Wir akzeptieren indes nicht, unter dem Dauer-Druck von Umweltschützern an Verhandlungen teil zu nehmen. Das heutige Gesetz verpflichtet uns nicht, auf die Angelegenheit einzutreten.”

swissinfo und Agenturen

Seit 2001 verschrottete Schiffe: (Quelle: Greenpeace)

Indien :264
Bangladesh: 80
China : 75
Pakistan : 22
Andere : 6

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