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Grenzwerte für Trans-Fettsäuren in Lebensmitteln

Blätterteig-Produkte können hohe Anteile von Transfetten enthalten, je nach Lebensmittel-Technik. Keystone

Zwei Forscher aus Zürich ziehen die Alarmglocke: Eine Analyse von 120 Lebensmitteln ergab teilweise hohe Konzentrationen von Kreislauf schädigenden Trans-Fettsäuren.

Die Forscher trafen sich am Dienstag mit Vertretern der Lebensmittelindustrie und der Bundes-Behörden. Sie verlangen die Deklaration und Reduktion von Transfetten.

Schon geringe Mengen von Trans-Fettsäuren (TFS) erhöhen das Risiko von Herz-Kreislauf- Erkrankungen.

Zu diesem Schluss kommen der Forscher Paolo Colombani und Martin Scheeder von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich.

Dennoch existieren TFS-Grenzwerte oder Deklarationspflichten weder in der Schweiz noch in der EU. Laut Colombani habe die EU sogar versucht, Dänemark, das einen TFS-Grenzwert kennt, zurückzupfeifen. Mit der Begründung, ein solcher Grenzwert stelle ein Handelshemmnis im gemeinsamen Markt dar.

Deklarationspflichten für Transfette gibt es in den USA und Kanada sowie in einigen südamerikanischen Ländern.

Empfehlung des Bundesamts

In Dänemark gilt, dass maximal 2% des Fettgehaltes eines Lebensmittels TFS sein dürfen. Im letzten Herbst erliess das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das die Studie “Trans SwissPilot” unterstützte, eine Empfehlung.

Demnach sollten Fertigprodukte maximal ein Gramm TSF pro 100 Gramm Produkt enthalten, Öle und Margarinen maximal 1% des Gesamtfettgehaltes.

Die von Colombani und Scheeder untersuchten Lebensmittel enthielten teils ein Vielfaches dieser Werte.

Bereits bei geringer Einnahme dieser Fette steigt laut den Forschern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei trete das Problem nicht akut auf, sondern entstehe über die Jahre hinweg.

Die Vorbeugung werde erschwert, da in der Schweiz weder eine Deklarationspflicht noch eine gesetzliche Höchstgrenze bestehe.

Blätterteigwaren mit TFS-Höchstwerten

Den höchsten Durchschnittswert, 8,5%, stellten die Forscher in Blätterteig-Waren wie Nussgipfel, Crèmeschnitten und Apérogebäck fest.

Die Einzelwerte schwankten von unbedenklichen 0,6 bis zu gefährlichen 19,2%. Buttergipfel – mit richtiger Butter – dagegen sind nach heutigem Kenntnisstand unbedenklich.

Die höchsten, aber auch tiefsten TSF-Anteile enthielten Eiscrème und Pflanzenölcrèmen, die gern zum Braten verwendet werden.

Bei der Glacé lagen die Spitzenwerte bei 25,6% – es gab aber auch Nullwerte, der Durchschnitt lag bei 5,9%. Rapsfett kam gar auf 29,3% – andere Pflanzenölcrèmen lagen bei 0,15%, der Durchschnittswert betrug hier 7,5%.

Verfahren zur Fetthärtung gibt den Ausschlag

Gerade die grosse Spannbreite bei gleichen Artikeln zeigt laut Colombani: Es geht auch anders. Ausschlaggebend sei das jeweilige Verfahren zur Fetthärtung. Hier müsse rasch etwas geschehen.

Migros und Coop haben den TFS bereits den Kampf angesagt. Sie orientieren sich am Grenzwert 2%. Beide Grossverteiler wiesen Mitte Januar darauf hin, dass ein grosser Teil ihrer Produkte schon heute in Sachen TFS unbedenklich sei.

Konsumenten können übrigens der TFS-Gefahr am einfachsten aus dem Weg gehen, wenn sie generell Lebensmittel meiden, welche “teilgehärtete” oder “gehärtete” Fettsäuren enthalten, erklärte Colombani. Diese Angaben sind auf der Verpackung vermerkt.

swissinfo und Agenturen

So genannte TFA (Trans fatty acids) kommen in kleinen Mengen in der Natur vor.

Sie entstehen namentlich
– bei der Härtung von pflanzlichen Ölen (Endprodukt z.B. Margarine)
– bei der Hitzebehandlung von Ölen, Fetten und Nahrungsmitteln, welche ungesättigte Fettsäuren aufweisen (Endprodukt z.B. Zwieback, Kuchen, Pommes Frites).

TFA haben eine ungünstige Wirkung auf die Blutfette und können das Risiko von Gefäss-Verkalkungen steigern.

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt deshalb, die Gesamtaufnahme von TFA möglichst gering zu halten.

Frittierte Nahrungsmittel, Backfette, vollfette Milchprodukte und fetthaltiges Fleisch sollten in beschränktem Masse konsumiert werden.

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