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Grübel wird alleiniger CEO der Credit Suisse

Der 61-jährige Oswald Grübel wird alleiniger CEO der Credit Suisse. Keystone

John Mack, bisheriger Co-CEO der Credit Suisse Group (CSG), verlässt die Schweizer Grossbank. Oswald Grübel wird alleiniger Konzernchef.

Die zweitgrösste Schweizer Bank hat zudem die Konzernstruktur angepasst.

Die Zeit der Doppelspitze bei der zweitgrössten Schweizer Bank ist vorüber: Der Vertrag der Credit Suisse (CS) mit John Mack läuft am 12.Juli aus und wird auf Beschluss des Verwaltungsrates nicht mehr zu erneuert, teilte die Bank am Donnerstag abend mit.

Von Beginn weg sei klar gewesen, dass die Doppelspitze mit John Mack und Oswald Grübel als Co-CEOs nur ein Übergangsmodell sei, erklärte CSG-Sprecherin Claudia Kraaz auf Anfrage.

Oswald Grübel leitet den Finanzkonzern Credit Suisse Group künftig als alleiniger CEO. Seine Aufgabe wird es sein, die verstärkte Integration der Gruppe einzuleiten und die Wachstumsstrategie der Bank weiterzuführen. Für das Versicherungsgeschäft würden alle Optionen geprüft.

Einem Zusammenschluss mit einem Konkurrenten erteilte CS Group-Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz in der Medienmitteilung aber eine Absage: “Die Fusion mit einem anderen Finanzdienstleistungs-Unternehmen ist für uns zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema.”

Neue Struktur mit drei Einheiten

Die Bankengruppe werde ab dem 13. Juli in drei operative Einheiten gegliedert, statt wie bisher in zwei Geschäftseinheiten, teilte die Bank mit. Unter dem Dach der Credit Suisse First Boston (CSFB) würden das Investment Banking und das Wealth & Asset Management zusammengefassst.

Die Sparte Credit Suisse führt die Financial Services mit dem weltweiten Private Banking und dem Corporate & Retail Banking in der Schweiz. Unter der Rechtseinheit der Winterthur schliesslich wird das Versicherungsgeschäft abgewickelt.

Ziel: Engere Zusammenarbeit der Unternehmensteile

Mit der neuen Struktur könnten die globalen Aktivitäten besser integriert werden, begründete das Unternehmen den Entscheid seines Verwaltungsrates. Eine engere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen der Gruppe werde damit erleichtert, sagte CSG-Sprecherin Claudia Kraaz.

In Zukunft rapportieren die drei Bereichsleiter gegenüber dem alleinigen CEO der Bankengruppe, Oswald Grübel. Neuer Chef des CSFB- Bereichs wird Brady W. Dougan. Die Rolle als CEO der Credit Suisse-Sparte übernimmt Walter Berchtold. An der Spitze der Winterthur verbleibt Leonhard Fischer.

Ein erfolgreiches Duo

Die beiden Co-Chefs Grübel und Mack haben die CSG in kurzer Zeit wieder auf den Gewinnpfad gebracht: Nach einem Rekordverlust von über 3 Milliarden Franken im Jahr 2002 erzielte die zweitgrösste Schweizer Bank 2003 wieder einen Gewinn von gut 5 Mrd. Franken.

Dabei kamen die beiden Topmanager um Verkäufe, einen rigiden Sparkurs und massiven Stellenabbau – rund 3500 Beschäftigte – nicht herum. Sie übertrafen mit dem Resultat aber selbst die Erwartungen der Analysten. Allerdings beeinflussten diverse einmalige Sonderfaktoren das Ergebnis positiv, während der Verlust von 2002 durch diese noch vergrössert worden war.

Als Grund für den raschen Turnaround nannte Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz Anfang Jahr primär die aktiven Massnahmen des Managements – also auch seiner beiden CEOs – und die konsequente Umsetzung durch die Mitarbeitenden.

Von den zwei Bankenprofis muss einer gehen

Der neue alleinige Chef Oswald Grübel hat eine lange Karriere bei der Bank hinter sich. Der 1943 geborene gebürtige Deutsche kam 1988 von der Deutschen Bank zur damaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA).

Bei der Credit Suisse First Boston war er für den weltweiten Eurobondhandel verantwortlich. Per 1. Januar 1991 wurde er zum Generaldirektor ernannt und war für die Bereiche Effektenhandel Schweiz und Ausland zuständig.

Mit der Restrukturierung der Credit Suisse wurde Grübel Mitte 1996 als Head Global Trading in die Gruppenleitung gewählt und übernahm die Leitung der Credit Suisse Private Banking (CSPB).

In dieser Funktion organisierte er diesen Bereich mit harter Hand neu und schloss in den USA und Kanada das Vermögens-Verwaltungsgeschäft.Seit Anfang 2003 stand er zusammen mit dem Amerikaner John Mack an der Spitze der CSG.

John Mack hatte seit Juli 2001 die Credit Suisse First Boston geleitet. Er begann seine berufliche Karriere nach Studienabschluss 1972 bei der Investmentbank Morgan Stanley.

Vier Jahre später war er Vize-Präsident, 1993 wurde er Präsident von Morgan Stanley. Er galt als einer der prominentesten Wall-Street-Banker.

swissinfo und Agenturen

Die Credit Suisse Group hat strategische und personelle Entscheide bekannt gegeben.

Oswald Grübel leitet den Finanzkonzern künftig als alleiniger CEO.

Der bisherige Co-CEO und Chef der Investmentbank-Tochter Credit Suisse First Boston (CSFB) John Mack muss gehen.

Zudem steht die Versicherungs-Tochter Winterthur auf dem Prüfstand.

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