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Gute Mobilisierung der SVP

Die SVP gewann viele neue Wählerinnen und Wähler. Keystone

Die einzige Partei, die von der gestiegenen Wahlbeteiligung profitierte, ist die rechtsbürgerliche SVP. Den Freisinnigen schadete Bundesrat Pascal Couchepin.

Dies zeigt die erste Wahlanalyse der GfS-Forschungsinstituts in Auftrag der SRG SSR idée suisse.

Das zentrale Muster, das bei den eidgenössischen Wahlen 2003 sichtbar wurde, ist die Polarisierung. Markant zeigt sich dies bei der rechtsbürgerlichen Schweizerischen Volkspartei (SVP), aber auch bei den Sozialdemokraten sowie bei den Grünen.

Wichtigstes Ergebnis der Analyse ist die gestiegene Wahlbeteiligung. Sie beträgt gemäss Bundesamt für Statistik 45,6%, das entspricht gegenüber 1999 einer Zunahme von 2,3% und gegenüber 1995 einer solchen von 3,3%. Die Wahlbeteiligung hat somit ihren Tiefpunkt durchschritten und ist wieder auf dem Stand der Achtzigerjahre.

Grosse Mobilisierung nützte SVP

Von der zusätzlichen Mobilisierung profitieren konnte einzig und allein die SVP. Je mehr die Mobilisierung in einem Kanton zugenommen hat, desto mehr konnte auch die SVP zulegen. Ihre Stärke wuchs proportional zu den Neuwählern.

Dies belegt der Blick auf die spektakulären Siege in der Romandie: In den Kantonen Waadt, Freiburg und Genf erreichte die SVP Zunahmen von 10 Prozentpunkten. Und das sind allesamt Kantone, in denen die Wahlbeteiligung massiv gestiegen ist.

Trumpfen konnte die SVP bei jenen, die vor Wochenfrist noch unentschlossen waren. 29% von ihnen legten am Wochenende eine SVP-Liste ein.

Couchepin schadete der FDP

Die Mobilisierung während der Schlussphase des Wahlkampfes half eindeutig den linken und rechten Kräften. Doch während sich die CVP in der Schlusswoche halten konnte, verlor die FDP massiv.

Gemäss GfS-Analyse ist es vor allem ein Ereignis, das der FDP geschadet hat: Die Ankündigung der Erhöhung der Krankenkassen-Prämien vor zehn Tagen. Die Freisinnigen bezahlen damit den Preis für diese Verteuerung und für die umstrittene Art und Weise, wie diese von FDP-Bundesrat Pascal Couchepin kommuniziert – respektive nicht kommuniziert – worden war.

Der Bundesrat hatte sich im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Ruth Dreifuss am Tag der Bekanntmachung nämlich nicht persönlich den Medien gestellt, obschon die diesjährige Erhöhung kleiner ausfiel als die letztjährige.

Gegenüber 1999 lassen sich laut GfS eindeutig nachweisbare Wechselwähler-Ströme erkennen. Diese verweisen klar auf das Polarisierungs-Muster: Der wichtigste Wählerstrom ist derjenige von der FDP zur SVP. Der Zweitwichtigste von der CVP zur SP oder zu den Grünen.

Kaum Konsequenzen für die Zauberformel

Welchen Einfluss hat das Wahlresultat auf die Haltung der Wählerinnen und Wähler gegenüber der Zauberformel? Die GfS-Forscher wiederholten bei der Nachwahlbefragung die gleiche Frage wie beim Wahlbarometer vor zwei Monaten. Damals hatte sich klar eine Mehrheit für die Beibehaltung von Zauberformel und Konkordanzsystem ausgesprochen.

Die Haltung hat sich nicht wesentlich verändert: Eine relative Mehrheit der Wählenden ist der Meinung, dass sich die Zauberformel in der heutigen Zusammensetzung bewährt hat.

Wenn eine Änderung vorgenommen werden sollte, so sollten die sieben Sitze im Bundesrat entsprechend der Parteistärke verteilt werden. Dies würde der CVP schaden und der SVP nützen. Politische Kriterien hingegen sind für die Bevölkerung weniger ausschlaggebend.

Die Haltung gegenüber der Zauberformel schwankt jedoch entlang der Parteiensympathie. Nur 18% der SVP-Wähler sind der Ansicht, dass sich die Zauberformel in der heutigen Zusammensetzung bewährt hat. Umgekehrt sind es bei den CVP-Wählern 60%, bei denjenigen, die SP gewählt haben 53% und bei den Wählern der FDP 50%.

Von den Wählenden sehen sich 29% links respektive rechts der Mitte. Ebenfalls 29% ordnen sich in der Mitte ein, während 13% mit dieser Einteilung nichts anfangen können.

Grundlage der Erhebung sind 1004 sprachregional gewichtete Telefoninterviews, die von der Schliessung der Wahllokale am Sonntagmittag bis Montagmorgen um zehn Uhr geführt wurden. Befragt wurden ausschliesslich Wählerinnen und Wähler oder Personen, die angaben, gewählt zu haben.

swissinfo, Hansjörg Bolliger

Nun liegen die offiziellen Berechnungen des Bundesamtes für Statistik zum Wähleranteil vor.
SVP: 26,6% (1999: 22,5)
SP: 23,3% (22,5)
FDP: 17,3% (19,9)
CVP: 14,4% (15,9)
Grüne: 7,4% (5)

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