Hüftgelenke lassen Sulzer-Papiere einbrechen
Die Probleme von Sulzer um verschmutzte künstliche Hüftgelenke liessen am Montag (18.06.) den Aktienkurs erneut einbrechen. Die Börse reagierte damit auf eine Ertragswarnung der vor der Abspaltung stehenden Sulzer-Tochter Sulzer Medica. Der Wert beider Sulzer-Papiere sank um je über sechs Prozent.
Sulzer Medica gab in Winterthur bekannt, wegen mit Mineralöl verschmierten Inter-Op-Hüftschalen seien bis letzten Dienstag mehr als 1'900 Revisions-Operationen ausgeführt worden; das sind 200 mehr als am vergangenen 21. Mai gemeldet. Die Untersuchungen der US-Tochter Sulzer Orthopedics Inc. über die Ursache der Verunreinigung der Inter-Op-Schalen mit Mineralöl-Rückständen gingen weiter. Mittlerweile seien Massnahmen eingeleitet, damit sich das Problem nicht wiederhole.
Zahlreiche Reoperationen
Die Zahl der Problemfälle mit porös beschichteten Schienbeinplatten künstlicher Kniegelenke ist vorerst unklar. Bisher wurden 65 Revisions-Operationen vorgenommen. Sulzer Medica rechnet mit "zahlreichen Reoperationen".
Die Platten wurden von Juli bis Dezember 2000 in Austin (Texas) hergestellt und sind nicht mehr auf dem Markt. Sie wurden laut jüngsten Angaben bei etwa 1'600 Patienten eingesetzt; vor rund einem Monat war noch von knapp 1'500 die Rede gewesen. Verpflanzt wurden 1'350 Platten in den USA, fast 200 in Europa und etwa 50 in Australien.
Weitere Klagen nicht ausgeschlossen
Bisher wurden laut Mitteilung gegen Sulzer Medica oder Sulzer Orthopedics rund 800 Klagen eingereicht, 51 davon als Sammelklagen. Bisher eine Klage betrifft die Schienbeinplatten; weitere werden nicht ausgeschlossen.
Gemäss Mitteilung wird die Versicherungsdeckung wahrscheinlich überschritten. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die nicht versicherten Kosten einen erheblichen negativen Effekt auf die operativen Resultate, die Finanzlage oder Liquidität von Sulzer Medica haben können", schrieb Sulzer Medica; ein negativer Einfluss auf die Ertragslage werde nicht ausgeschlossen. Sulzer Orthopedics wolle allen Patienten, deren Implantat auf Grund einer vorzeitigen Lockerung versagen sollte, eine faire und gerechte Entschädigung für medizinische Behandlungskosten, Erwerbsausfall sowie Schmerzensgeld leisten.
Kurseinbrüche
An der Börse gab es Kurseinbrüche. Die Sulzer-Medica-Aktie verlor im Vergleich zu letztem Freitag neun Franken oder 6,5 Prozent auf 130,00 Franken. Die Aktien des Sulzer-Konzerns, von dem Sulzer Medica im kommenden Juli abgespaltet wird, sackten um 38 Franken oder etwas über sechs Prozent auf 590 Franken ab.
swissinfo und Agenturen

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