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Industrie auf Talfahrt

Besonders betroffen von der anhaltenden Flaute ist unter anderem der Fahrzeugbau. Keystone Archive

Die Schweizer Industrieproduktion hat sich auch im ersten Quartal 2002 rückläufig entwickelt. Sie schrumpfte gegenüber dem Vorquartal um 8,7%.

Der seit Mitte 2001 anhaltende Produktionsrückgang im Industriesektor hat sich im ersten Quartal dieses Jahres stark akzentuiert. Dies teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mit.

Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank die Industrieproduktion um 8,8%. Dies ist der grösste Produktionsrückgang seit das BFS den Index 1996 neu berechnete.

Der Rückgang sei “happig”, sagte Roland Aeppli von der Konjunktur-Forschungsstelle der ETH Zürich (KOF) gegenüber swissinfo. Überraschend sei die Entwicklung allerdings nicht. Sie decke sich ziemlich zuverlässig mit den KOF-Daten.

Folge der Weltwirtschaft

Der Hauptgrund für die Entwicklung liegt laut Aeppli im Rückgang der Nachfrage aus den USA und Deutschland: “Die Industrieproduktion leidet unter dem derzeitigen Zustand der Weltwirtschaft. Geringer ist die Negativwirkung des starken Frankens.”

Für das 2. Quartal 2002 liegen noch keine BFS-Zahlen vor. Gemäss Aeppli dürfte sich der Negativtrend in der Zwischenzeit jedoch etwas abgeschwächt haben. Zu übertriebenem Optimismus bestehe jedoch kein Anlass: “Die Industrieproduktion hat zwischen April und Juni bestenfalls stagniert.”

Investitionsgüter unter Druck

Vom Rückgang besonders betroffen waren die Investitionsgüter. Hohe Einbussen vermeldeten der Fahrzeugbau, das Papier-, Karton-, Verlags- und Druckgewerbe, die Textilindustrie sowie die Maschinenindustrie.

Positive Zuwachsraten erzielten einzig die chemische Industrie, die Herstellung nichtmetallischer Produkte und die Gewinnung von Steinen und Erden.

Der Gesamtumsatz im Industriesektor blieb im Berichtsquartal 4,8% unter dem Wert des Vorjahres. Gegenüber dem letzen Bericht verlor er 5,7%.

Weniger Aufträge

Zum vierten Mal in Folge gingen die Auftragseingänge zurück, und zwar um 6,5%. Dies gilt vor allem für die Investitions- und Verbrauchsgüter.

Laut BFS versuchten die Unternehmen, die Umsatzeinbussen durch den Abbau von Arbeitsreserven aufzufangen. Dabei sind folgende Branchen Spitzenreiter: Herstellung von elektrischen Geräten, Feinmechanik und Optik, das sonstige verarbeitende Gewerbe und die Maschinenindustrie.

Verhaltener Optimismus

In der zweiten Hälfte 2002 dürfte die Industrieproduktion “eher wieder zunehmen”, sagt KOF-Ökonom Aeppli. Und auch für die gesamte Wirtschaft wagt Aeppli eine “verhalten optimistische Prognose”: Es sei “mit einem leichten Zuwachs” zu rechnen. Dieser sei allerdings zu klein, als dass etwa auf dem angespannten Arbeitsmarkt mit einer Erholung zu rechnen wäre.

Felix Münger und Agenturen

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