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Ja zu Kredit für EM 2008

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Fussball-Liebe: Die grosse Parlamentskammer unterstützt die Doppelkandidatur der Schweiz und Österreichs für die Fussball-EM 2008 und stimmt einem Kredit zu.

Die beiden Alpenländer träumen davon, von der UEFA gemeinsam den Zuschlag für das prestigeträchtige Sportereignis zu bekommen. Um den EM-Zuschlag bewerben sich auch Skandinavien (Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark), die Türkei und Griechenland, Schottland und Irland, Russland, Ungarn sowie Kroatien und Bosnien-Herzegowina.

Der Sieg über die Konkurrenz verhälfe der Schweiz zu neuem Selbstbewusstsein. Nach der Niederlage der Olympia-Kandidatur Sion 2006, der Nichtwahl von Alt-Bundesrat Adolf Ogi ins Internationale Olympische Komitee und der Vergabe der Eishockey-WM 2005 an Österreich hätte die Schweiz einen sportpolitischen Erfolg dringend nötig.

Sportimage aufpolieren

Die Schweizer Regierung geht davon aus, dass das weltweite Interesse an der Fussball-Europameisterschafts-Endrunde 2008 (EURO 2008) das internationale Ansehen der Schweiz fördern könnte.

“Dieser Grossanlass dient nicht nur dem Spitzensport, sondern ist Werbung für einen fairen und gesunden Sport”, hatte Sportminister Samuel Schmid gesagt, als der Bundesrat beschloss, die Fussball-EM mit 3,5 Mio. Franken zu unterstützen.

Kaum kritische Stimmen

Der Nationalrat sah dies nun ganz ähnlich und stimmte dem Kredit an die Organisationskosten am Mittwoch mit 114:7 Stimmen zu. Die Durchführung des grössten internationalen Fussball-Turniers seit 1954 in der Schweiz sei eine einmalige Chance mit einem grossen Werbeeffekt, hatte der Berner SVP-Vertreter Hansruedi Wandfluh im Namen der vorberatenden Kommission erklärt.

Die EM biete beste Möglichkeiten, um Imagewerbung, Tourismus- und Wirtschafts-Förderung zu betreiben. Kritische Stimmen blieben in der kurzen Debatte weitgehend aus.

Zudem genehmigten die Abgeordneten einen Antrag des Berners Hermann Weyeneth von der Schweizerischen Volkspartei SVP, die in Bern und Genf für EURO 2008 verfügbaren Stadien mit umweltverträglichen Holz- und Solarstrom-Anlagen auszurüsten und dazu einen Kredit von 6 Mio. Franken und eine Defizitgarantie von 4 Mio. Franken zu bewilligen. Der Entscheid fiel mit 65:61 Stimmen.

1/3 Bund – 2/3 Kantone

Vom Kredit von 3,5 Mio. Franken soll eine Million für Sicherheit und Medien-Infrastruktur in den Stadien Basel, Bern, Genf und Zürich aufgewendet werden. Hinzu kommen nicht in Rechnung gestellte Leistungen bis zu einem Maximalbetrag von weiteren zwei Mio. Franken vor allem für Armee-Einsätze. 500’000 Franken würden für Prävention und soziale Integration durch Sport zur Verfügung gestellt.

Das Geld fliesst jedoch nur bei einer erfolgreichen Kandidatur und nur, wenn auch die Kantone und Gemeinden sich beteiligen. Und zwar mit einem doppelt so hohen Betrag wie der Bund.

Portugal 2004

Der Betrag erscheint winzig im Vergleich zum Zustupf von über 60 Mio. Franken der österreichischen Regierung an den Anlass. Doch werden damit Stadien neu gebaut und umgebaut. Dies finanziert der Bund in der Schweiz separat mit 34 Mio. Franken.

Das Budget für die EM 2008 wird auf 168 Mio. Franken beziffert. Die Projektleitung nimmt an, dass diese Kosten allein durch den Verkauf der Tickets wieder gedeckt werden.

Portugal, das die Trophäe EM 2004 davontrug, wendet fast 900 Mio. Franken auf – für neue Strassen, Spitäler und die Renovation veralteter Stadien.

Gewinnbringender Event

Überhaupt ist eine Fussball-EM lukrativ, denken wir nur schon an den Verkauf der TV-Rechte. Die Bilder werden in über 200 Länder ausgestrahlt und erreichen in Millionen von Haushalten 10 Milliarden Zuschauer und Zuschauerinnen.

Rund 12’000 Mitglieder der “EM-Familie” (Spieler, Offizielle, Medienleute und Schiedsrichter) würden zudem die Schweiz besuchen. Plus natürlich mehrere Zehntausend Fans, Touristinnen und Touristen. Bei der Euro 2000 in Belgien/Holland waren es 300’000.

Überhaupt orientiert sich die Kandidatur am Belgien/Holland Duo und seinem Erfolg: 79 Mio. Franken Gewinn konnte nach dem Finale errechnet werden.

Der Schlusspfiff zur Ausmarchung ist am 13. Dezember 2002 zu erwarten. Vorher werden die Kandidaten-Länder noch inspiziert. Zeitgleich mit der Debatte im Nationalrat wurde das Bewerbungs-Dossier offiziell der UEFA in Nyon übergeben.

Rebecca Vermot

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